In was für einer Welt leben wir eigentlich? Über 100 Fotografien geben Antwort auf diese Frage
26. Februar 2018
Preisverleihung und
Ausstellungseröffnung SHOOT NOW!, 2018 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen
|
Angelehnt
an die Ausstellung SHOOT! SHOOT! SHOOT!,
die mit etwa 200 Schwarz-Weiß-Fotografien aus der Nicola Erni Collection das
Lebensgefühl der 1960er und 1970er Jahre aufleben lässt, widmet sich der
Fotowettbewerb SHOOT NOW! der Frage:
In was für einer Welt leben wir eigentlich? Wodurch zeichnen sich die 2000er
und 2010er Jahre aus? Bis zum 4. Februar 2018 hatten BewerberInnen mit einem Mindestalter von 16 Jahren Gelegenheit, Beiträge für den
Fotowettbewerb einzureichen. Zur Auswahl standen hierbei fünf Themenkategorien,
die sich ganz bewusst an das kuratorische Konzept der Ausstellung SHOOT! SHOOT! SHOOT! anlehnen: PARTY
& POLITICS! MUSIC! MOVIE
STARS! FASHION!
WOMEN
ARE BEAUTIFUL!
Um einen ästhetischen Kontrast zu den Fotografien
der 1960er und 1970er Jahre zu wahren, bestand eine wichtige Reglementierung
des Fotowettbewerbs SHOOT NOW! darin, dass keine Schwarz-Weiß-Aufnahmen eingereicht
werden durften. Gefordert waren also Farbfotografien, die das Lebensgefühl unserer
Gesellschaft zum Ausdruck bringen.
der 1960er und 1970er Jahre zu wahren, bestand eine wichtige Reglementierung
des Fotowettbewerbs SHOOT NOW! darin, dass keine Schwarz-Weiß-Aufnahmen eingereicht
werden durften. Gefordert waren also Farbfotografien, die das Lebensgefühl unserer
Gesellschaft zum Ausdruck bringen.
Preisverleihung und Ausstellungseröffnung
SHOOT NOW!, 2018 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen
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Preisverleihung und Ausstellungseröffnung
SHOOT NOW!, 2018 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen
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Vom Hobbyfotografen über Fotografiestudenten
bis hin zum Profi – insgesamt haben sich 52 Fotografen und Fotografinnen im
Alter von 16 bis 74 Jahren dieser Herausforderung gestellt. Aus den 125
eingereichten Beiträgen wählten die Jurymitglieder Nina Dunkmann (Kuratorin),
Axel J. Scherer (Fotograf und Fotodesigner) und Natascha Kurek (Initiatorin des
Fotowettbewerbs) 60 Arbeiten für die Ausstellung SHOOT NOW! aus. Die übrigen 65 Beiträge werden über eine Tablet-Präsentation
in die Ausstellung eingebunden.
bis hin zum Profi – insgesamt haben sich 52 Fotografen und Fotografinnen im
Alter von 16 bis 74 Jahren dieser Herausforderung gestellt. Aus den 125
eingereichten Beiträgen wählten die Jurymitglieder Nina Dunkmann (Kuratorin),
Axel J. Scherer (Fotograf und Fotodesigner) und Natascha Kurek (Initiatorin des
Fotowettbewerbs) 60 Arbeiten für die Ausstellung SHOOT NOW! aus. Die übrigen 65 Beiträge werden über eine Tablet-Präsentation
in die Ausstellung eingebunden.
Bei
der Ausstellungseröffnung und Preisverleihung am Wochenende wurden die drei besten
Fotografien mit Geldpreisen im Wert von 250 Euro, 150 Euro und 100 Euro
prämiert. Nicoletta Poungias (24) aus Essen ist die Siegerin des
Fotowettbewerbs SHOOT NOW!. Bei der Jurysitzung standen gleich drei ihrer Werke
in der engeren Auswahl. Ihre Siegerarbeit trägt den Titel 78 Cent und ist ein Beitrag für die Themenkategorie PARTY &
POLITICS. Es handelt sich um ein Selbstporträt, das mithilfe eines Stativs und
eines kamerainternen Intervallauslösers entstanden ist. Somit ist es die
Fotografin selbst, die hier mit einem roten Lippenstift den saloppen Satz „feminist
as fuck“ auf einen Spiegel schreibt. Durch die Spiegelung und die gewählte
Aufnahmeperspektive verschränken sich zwei Bildräume ineinander, wodurch ein
Spiel mit Schärfe und Unschärfe entsteht. Im Zentrum der Aufnahme steht ganz
offensichtlich der rote Schriftzug, wobei die Wahl des Schreibwerkzeugs und des
Schreibuntergrunds, wie auch die Wahl des Sprachausdruckes verwegen und
rebellisch anmuten. Ausgerechnet mit einem roten Lippenstift, der eigentlich
ein Produkt der Schönheitsindustrie ist, schreibt sie jenen feministisch
entschlossenen Satz auf den Spiegel. Nicht
nur strahlt die Aufnahme Spontaneität und Lebenslust aus – zugleich verweist
der Titel 78 Cent auf einen höchst
aktuellen politischen Missstand: „Der Titel bezieht sich auf die ‚gender pay
gap‘, also die ungleiche Bezahlung gleicher Arbeit bei Männern und Frauen.
Frauen verdienen im Schnitt 22% weniger – also 78 Cent gegenüber 1 € beim Mann“, so Nicoletta
Poungias über ihre Fotografie.
der Ausstellungseröffnung und Preisverleihung am Wochenende wurden die drei besten
Fotografien mit Geldpreisen im Wert von 250 Euro, 150 Euro und 100 Euro
prämiert. Nicoletta Poungias (24) aus Essen ist die Siegerin des
Fotowettbewerbs SHOOT NOW!. Bei der Jurysitzung standen gleich drei ihrer Werke
in der engeren Auswahl. Ihre Siegerarbeit trägt den Titel 78 Cent und ist ein Beitrag für die Themenkategorie PARTY &
POLITICS. Es handelt sich um ein Selbstporträt, das mithilfe eines Stativs und
eines kamerainternen Intervallauslösers entstanden ist. Somit ist es die
Fotografin selbst, die hier mit einem roten Lippenstift den saloppen Satz „feminist
as fuck“ auf einen Spiegel schreibt. Durch die Spiegelung und die gewählte
Aufnahmeperspektive verschränken sich zwei Bildräume ineinander, wodurch ein
Spiel mit Schärfe und Unschärfe entsteht. Im Zentrum der Aufnahme steht ganz
offensichtlich der rote Schriftzug, wobei die Wahl des Schreibwerkzeugs und des
Schreibuntergrunds, wie auch die Wahl des Sprachausdruckes verwegen und
rebellisch anmuten. Ausgerechnet mit einem roten Lippenstift, der eigentlich
ein Produkt der Schönheitsindustrie ist, schreibt sie jenen feministisch
entschlossenen Satz auf den Spiegel. Nicht
nur strahlt die Aufnahme Spontaneität und Lebenslust aus – zugleich verweist
der Titel 78 Cent auf einen höchst
aktuellen politischen Missstand: „Der Titel bezieht sich auf die ‚gender pay
gap‘, also die ungleiche Bezahlung gleicher Arbeit bei Männern und Frauen.
Frauen verdienen im Schnitt 22% weniger – also 78 Cent gegenüber 1 € beim Mann“, so Nicoletta
Poungias über ihre Fotografie.
Der
Zweitplatzierte ist Tomoya Imamura (26) aus Essen. Seine Fotografie trägt den
Titel Mariann und ist der
Themenkategorie WOMEN ARE BEAUTIFUL zugeordnet. Eine junge Frau namens Mariann posiert
mit Medaillen um ihren Hals vor einem Wandregal mit aufgereihten Pokalen. Die
Aufnahme entstand in Ungarn. Die Pokale gehören der Mutter des Fotografen – einer
ungarischen Tischtennisspielerin. Besonders beeindruckt hat die Jury hier die Wahl
des Bildausschnittes sowie die Rolle der Umgebung im Porträt. Mit dem
drapierten Stoff im Hintergrund gleicht die Aufnahme zunächst einer staffierten
Studiosituation. Doch der gesetzte Bildausschnitt legt offen, dass es sich bei der
improvisierten Staffage um ein verhangenes Wandregal handelt. Die Porträtierte richtet
ihren Blick von der Linse weg. Ihr Gesichtsausdruck wirkt angespannt. Die
Pokale sind unscharf und die Medaillen außerhalb der Bildgrenzen, wodurch die
eigentlich positiv konnotierten Sportauszeichnungen wie ein schweres Gewicht
auf der Porträtierten zu lasten scheinen. Für die Fotografie setzte sich Tomoya
Imamura mit der Situation im heutigen Ungarn auseinander, wo der Nationalismus
stark im Kommen sei. „Das Land sucht seine Identität“, so der Fotograf im Interview.
Zweitplatzierte ist Tomoya Imamura (26) aus Essen. Seine Fotografie trägt den
Titel Mariann und ist der
Themenkategorie WOMEN ARE BEAUTIFUL zugeordnet. Eine junge Frau namens Mariann posiert
mit Medaillen um ihren Hals vor einem Wandregal mit aufgereihten Pokalen. Die
Aufnahme entstand in Ungarn. Die Pokale gehören der Mutter des Fotografen – einer
ungarischen Tischtennisspielerin. Besonders beeindruckt hat die Jury hier die Wahl
des Bildausschnittes sowie die Rolle der Umgebung im Porträt. Mit dem
drapierten Stoff im Hintergrund gleicht die Aufnahme zunächst einer staffierten
Studiosituation. Doch der gesetzte Bildausschnitt legt offen, dass es sich bei der
improvisierten Staffage um ein verhangenes Wandregal handelt. Die Porträtierte richtet
ihren Blick von der Linse weg. Ihr Gesichtsausdruck wirkt angespannt. Die
Pokale sind unscharf und die Medaillen außerhalb der Bildgrenzen, wodurch die
eigentlich positiv konnotierten Sportauszeichnungen wie ein schweres Gewicht
auf der Porträtierten zu lasten scheinen. Für die Fotografie setzte sich Tomoya
Imamura mit der Situation im heutigen Ungarn auseinander, wo der Nationalismus
stark im Kommen sei. „Das Land sucht seine Identität“, so der Fotograf im Interview.
Den
dritten Platz belegt Martin Kerstan (31) aus Dortmund mit seinem Beitrag Shade, ebenfalls in der Themenkategorie
WOMEN ARE BEAUTIFUL. Das Gesicht der Porträtierten verschwindet hinter einem
Buch und unterläuft somit die konventionelle Funktion eines Porträts. Der
Fotograf spielt ganz bewusst mit dem Gegensatz von Zeigen und Verbergen. Obwohl
das Gesicht der Frau verborgen bleibt, lassen ihre Haare und ihre Haut auf eine
afrikanische Herkunft schließen. Dieser Eindruck bestätigt sich durch das Cover
des Buches: Der französische Psychiater und Philosoph Frantz Fanon
veröffentlicht 1952 sein Werk „Schwarze Haut, weiße Masken“. In dieser Schrift
setzt er sich mit kolonialer Unterdrückung, Diskriminierung und Rassismus in
der weißen Gesellschaft Frankreichs auseinander. Es geht um Herkunft, Identität
und Selbstwahrnehmung in einer Welt die vor allem in der heutigen Zeit durch Interkulturalität
geprägt ist.
dritten Platz belegt Martin Kerstan (31) aus Dortmund mit seinem Beitrag Shade, ebenfalls in der Themenkategorie
WOMEN ARE BEAUTIFUL. Das Gesicht der Porträtierten verschwindet hinter einem
Buch und unterläuft somit die konventionelle Funktion eines Porträts. Der
Fotograf spielt ganz bewusst mit dem Gegensatz von Zeigen und Verbergen. Obwohl
das Gesicht der Frau verborgen bleibt, lassen ihre Haare und ihre Haut auf eine
afrikanische Herkunft schließen. Dieser Eindruck bestätigt sich durch das Cover
des Buches: Der französische Psychiater und Philosoph Frantz Fanon
veröffentlicht 1952 sein Werk „Schwarze Haut, weiße Masken“. In dieser Schrift
setzt er sich mit kolonialer Unterdrückung, Diskriminierung und Rassismus in
der weißen Gesellschaft Frankreichs auseinander. Es geht um Herkunft, Identität
und Selbstwahrnehmung in einer Welt die vor allem in der heutigen Zeit durch Interkulturalität
geprägt ist.
Alle
drei Siegerarbeiten zeichnen sich durch einen sozialkritischen Ansatz aus und
bringen dabei zeitaktuelle Aspekte wie Feminismus, Leistungsdruck oder
Rassismus in einer fotografisch unkonventionellen Weise zum Ausdruck.
drei Siegerarbeiten zeichnen sich durch einen sozialkritischen Ansatz aus und
bringen dabei zeitaktuelle Aspekte wie Feminismus, Leistungsdruck oder
Rassismus in einer fotografisch unkonventionellen Weise zum Ausdruck.
Die
LUDWIGGALERIE dankt allen Teilnehmern für die gelungenen Einsendungen. Die
Ausstellung SHOOT NOW! stellt eine große Bereicherung für die LUDWIGGALERIE dar
und ist noch bis zum 27. Mai 2018 im Rahmen der Ausstellung SHOOT! SHOOT!
SHOOT! im Großen Schloss zu sehen.
LUDWIGGALERIE dankt allen Teilnehmern für die gelungenen Einsendungen. Die
Ausstellung SHOOT NOW! stellt eine große Bereicherung für die LUDWIGGALERIE dar
und ist noch bis zum 27. Mai 2018 im Rahmen der Ausstellung SHOOT! SHOOT!
SHOOT! im Großen Schloss zu sehen.
V.l.n.r.:
Tomoya Imamura, Natascha Kurek, Vater von Nicoletta Poungias und Freund von Martin Kerstan
|
Autorin: Natascha Kurek
Events & Projekte