Social Media- und Bloggertag #BritishPopArt & #BritishPopMusic
5. April 2019
Wochenende fand in der LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen der Social Media- und
Bloggertag zur aktuellen Ausstellung statt:
Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band
Mit
ihrer Ausstellung präsentiert die Kuratorin und Direktorin Dr. Christine Vogt
150 Kunstwerke, davon 130 Meisterwerke aus der Sammlung Heinz Beck. Berühmten
Plattencovern, gestaltet durch britische Pop Art-Künstler*innen, widmet sie
einen separaten Ausstellungsraum. Unter kuratorischer Mitarbeit von Jennifer
Liß wird hier besonderes Augenmerk auf das Plattencoverdesign des
Beatles-Albums Sgt. Pepper’s Lonely
Hearts Club Band gelegt. Die Verbindung zur Musik liegt auf der Hand.
entwickelte die LUDWIGGALERIE erstmalig einen ausstellungsbegleitenden SOUND-WALK. Mit Kopfhörer und Player
lässt sich so der SOUND der Zeit direkt vor den Kunstwerken erleben. 27 Songs
der 1950er bis 1970er Jahre gehen eine Liaison mit ausgewählten Kunstwerken der
BRITISH POP ART ein. The Beatles, David Bowie, The Clash, The Kinks, Pink Floyd, Queen und The Rolling Stones sind nur einige Beispiele der vertretenen Musiker. Teilweise
bestehen zwischen Song und Bild historische Verknüpfungen. In anderen Fällen
sind es der Songtext oder der Musikinterpret, die in Verbindung zu den
Bildinhalten stehen.
Dieses
Zeichen markiert den Pfad des SOUND-WALKs
|
mit der Kunsthistorikerin Linda Schmitz beschritten die Teilnehmer*innen des Social
Media- und Bloggertags zehn Stationen des SOUND-WALKs.
Der
Gruppendynamik zugute, wurden die Kopfhörer ausnahmsweise durch eine tragbare
Music Box ersetzt, was die Stimmung in den sonst so stillen Museumsräumen bemerkbar
anhob!
der laut aufgedrehten Music Box betritt Linda Schmitz den ersten
Ausstellungsraum; die Blogger*innen folgen ihr etwas verunsichert. „Suddenly a voice I’m hearin’s, sweet
to my ear, this is tomorrow callin‘“, schallt die Stimme des Sängers Bryan
Ferry lautstark durch das Museum. Es ist der erste Track des SOUND-WALKs. Die Kunsthistorikerin
bleibt vor einer Collage von Richard Hamilton stehen und fragt in die Runde:
„Was hat Ferry’s Lied This Is Tomorrow
mit Richard Hamilton zu tun?“.
Blick in eine Vitrine entdecken wir einen alten Ausstellungskatalog. Der aufgedruckte
Schriftzug verrät, dass es sich um eine Ausstellung namens This Is Tomorrow handelt,
die 1956 in London stattgefunden hatte. „Organisiert wurde die Ausstellung von der
Künstlervereinigung The Independent Group.“, erklärt Linda
Schmitz weiter.
Independent Group war eine Gruppe von
Kunstkritikern, Bildhauern, Architekten, Fotografen und Künstlern, die sich 1952
am Institute of Contemporary Arts in
London zusammenfand. Innerhalb regelmäßiger Vortragsreihen diskutierten sie Aspekte
des modernen Lebens, wie Massenmedien, Werbung, Konsum oder Technik. Zu den Mitgliedern
zählte auch der Künstler Richard Hamilton. Und so war es Hamilton, der für eben
diesen Ausstellungskatalog seine Collage Just
what is it that makes today’s homes so different, so appealing? (1956)
gestaltete; bis heute gilt das Werk als Ikone der Pop Art.
Song (1977) trägt also denselben Titel wie die Ausstellung der Independent Group (1956). Reiner Zufall
oder steckt da mehr hinter? Bevor Ferry in den 1970ern als Sänger der Band Roxy Music breitere Bekanntheit erlangte,
studierte er von 1964 bis 1968 Kunst an der University of Newcastle upon Tyne.
Davon hatte er ein Jahr lang Unterricht bei Richard Hamilton. Ferry bezeichnet
Hamilton als große Inspirationsquelle. So erweist sich der erste Track des SOUND-WALKs als eine musikalische
Hommage Ferrys‘ an seinen ehemaligen Kunst-Dozenten Hamilton.
Schmitz drückt wieder auf den Play-Knopf. Ein für die 1950er Jahre typischer
Doo-Wop-Sound ertönt aus der Music Box. Es ist A Teenager in Love – eine Single, die 1959 gleich dreimal in den
britischen Charts vertreten war: Im März mit der Originalversion von Dion and the Belmonts und nur zwei
Monate später als Coverversionen von Craig
Douglas und Marty Wilde. Wir
stehen vor einem Siebdruck von Eduardo Paolozzi. „Dieses Bild kennt ihr alle!“.
Stimmt, immerhin stehen wir gerade vor dem Hauptwerbemotiv der BRITISH POP ART-Ausstellung.
Neben
der eindringlich blickenden Elizabeth Taylor sehen wir einen Gitarrenspieler mit
Elvis-Tolle. „Und, erkennt ihr eine Verbindung zwischen Song und Bild?“, fragt
Linda Schmitz die Teilnehmer*innen des Social Media- und Bloggertags. „Der Musiker,
den wir hier sehen ist derselbe, den wir eben gehört haben: Marty Wilde!“.
Stille im Raum. „Den kennt ihr wohl nicht? Aber seine Tochter Kim Wilde kennt
ihr bestimmt?“ Ein Aha-Raunen durchfährt die Gruppe. „Hieran merkt man, wie
vergänglich Populärkultur sein kann: so bildete Paolozzi den damals in England
gefeierten und heute eher unbekannten Musiker direkt neben der Hollywood Ikone
Liz Taylor ab.“
Hamilton zählte auch Paolozzi zu den Mitbegründern und Hauptakteuren der Independent Group. In seinen Siebdrucken wird die Ästhetik der
Moderne nahezu greifbar: Magazine, Reklametafeln oder Fernsehsendungen verändern
in den 1950ern zunehmend die Wahrnehmungsweisen des Menschen. „In dieser
chaotischen Bilderflut der neuen Medien kann es auch mal passieren, dass Marty
Wilde auf Elizabeth Taylor trifft.“, resultiert Linda Schmitz während der
Führung.
Aus der Music Box ertönt Publikumsapplaus
– während Linda Schmitz die Gruppe in den nächsten Raum führt, schallt in
voller Lautstärke die erste Single-Auskopplung aus dem Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band-Album der Beatles durch die
LUDWIGGALERIE. Einige grinsende Museumsbesucher schließen sich der Führung spontan
an. Mit leicht wippenden Füßen stehen wir vor dem Plattencover des Sgt. Pepper-Albums.
Norbert Schaldach alias Der
Emschermensch gerät kurzerhand, zusammen mit dem berenteten Bergmann Opa Hausen, ins nostalgische Schwelgen:
„Ich weiß noch ganz genau, wie ich im Sommer des Jahres 1967 in einem sehr
warmen und stickigen Plattenladen dieses Beatles-Album voller Stolz erwarb!“.
Ein Meilenstein der Musikgeschichte und letztlich auch der Kunstgeschichte,
„denn das Plattencover wurde von Peter Blake und Jann Haworth, einem
Künstlerpaar der britischen Pop Art-Szene, gestaltet“, erklärt Linda Schmitz.
Plattencover?“, fragt Linda Schmitz in die Runde. Von Marilyn Monroe über
Albert Einstein bis hin zu Edgar Allen Poe: sehr viele bekannte Gesichter! Etwa
60 Fotostaffagen prominenter Persönlichkeiten, die collagenartig um die Beatles
drapiert wurden. Vorne, in unmittelbarer Nähe zu Marlon Brando, Oscar Wilde und
Marlene Dietrich stehen die Beatles höchstpersönlich, gekleidet in bunten
Militärkapellentrachten. Neben ihnen positioniert: Vier Männerfiguren mit
Pilzfrisur aus Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett. „Die realen Beatles stehen
hier also neben ihren alten verstaubten Abbildern“, hebt Linda Schmitz hervor.
ständig auf Tour gewesen waren, entschlossen sie sich mit dem Sgt. Pepper-Album
zu einem Imagewandel. Und die fiktive Marschkapelle Sergeant Pepper diente
ihnen dazu, ihre neue Identität zu formen. Doch Blake und Haworth sind nicht
die einzigen britischen Pop Art-Künstler*innen, die den Beatles zu einem neuen
Image verhalfen!
Plattencover des Beatles-Albums The White
Album entwarf; welche weiteren Musiker ihre Plattencover von Pop
Art-Künstlern gestalten ließen; inwiefern sich der dystopische Songtext von Zager And Evans Lied In the Year 2525 in Paolozzis Collage B.A.S.H. widerspiegelt; weshalb Mick Jagger in Handschellen abgeführt
wurde und was The Kinks mit Allen Jones‘ Version von Icarus zu tun haben, erfahrt ihr im SOUND-WALK zur Ausstellung BRITISH POP ART – Meisterwerke massenhaft
aus der Sammlung Heinz Beck. Special Guest: Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band. Bis zum 12. Mai
2019 bietet sich noch die Gelegenheit, Player und Kopfhörer gegen eine Gebühr
von 3 Euro auszuleihen – Nostalgie, gute
Laune, aber auch tiefgründige Gedanken garantiert!
Teilnehmer*innen des Social Media- und Bloggertags #BritishPopArt &
#BritishPopMusic für diesen musikalischen Tag in der LUDWIGGALERIE:
Media- und Bloggertag, BRITISH POP ART, 2019 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen
British Pop Art Kunstgeschichte Künstler Museum Schloss Oberhausen