5 Fragen an Annette Swoboda
15. November 2022Im zweiten Teil
unserer Interviewreihe stellen wir euch Annette Swoboda vor. Sie studiert zunächst
Kunst in Frankreich und danach Grafik-Design in Mannheim. Anschließend
unternimmt sie eine Reise um die Welt. Die Veröffentlichung ihrer Abschlussarbeit,
einem balinesischen Märchen, ist der Einstieg in die Buchillustration. Seit
1992 arbeitet sie freischaffend als Kinderbuchillustratorin und schreibt auch
selbst Bücher. Sie lebt mit ihrer Familie auf einem Hof in der friesischen
Wehde.
Foto: © Heribert Hansen |
Nathalie
Schraven: Gibt es Bilderbücher, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben
sind und warum?
Annette
Swoboda: Ja, die gibt es natürlich. Viele! Als kleines Kind beeindruckte mich
zum Beispiel „Wo ist Wendelin?“ von Wilfried Blecher, „Parana, der kleine
Indiana“ von Dominique Darbois (Fotos) / Francis Mazière (Text) und „Der
Handschuh“, ein ukrainisches Volksmärchen von Jewgeni Ratschow.
Später dann
schenkte meine Omi mir jedes Jahr zu Weihnachten einen Band der wundervollen Märchenbuch-Reihe
aus dem Artia Verlag. Ganz besonders liebte ich die slawischen Märchen mit den
traumhaft aquarellierten Bildtafeln von Maria Zelibska. Sie weckten in mir den
Wunsch Illustratorin zu werden.
Diese
Bilderbücher sind in der Gestaltung völlig unterschiedlich, aber alle finde ich
heute immer noch großartig.
NaS: In der Otfried
Preußler-Ausstellung sehen wir Ihre Illustration von „Hörbe mit dem großen Hut“.
Was hat Ihnen besonders an der Geschichte gefallen?
AS: Die Geschichten
von Otfried Preußler kenne ich natürlich schon aus meiner eigenen Kindheit.
Besonders „Der kleine Wassermann“ und „Krabat“ gehörten zu meinen Lieblingen.
Seitdem
bewundere ich die großartige Erzählweise von Preußler. Mit viel Liebe und
Wärme, unglaublicher Fantasie und einem feinen Humor erschafft er Welten, in
die man als Leser*in ganz eintaucht.
„Hörbe“ kannte
ich zum Glück noch nicht. Denn ich finde es sehr schwierig, den Vorstellungen,
die man sich als Kind beim Lesen macht, Jahrzehnte später in den eigenen
Illustrationen gerecht zu werden.
Abb. Illustration von Annette Swoboda aus Otfried Preußler, Hörbe mit dem großen Hut © by Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH, Stuttgart |
NaS: Wie haben
Sie sich mit Preußlers Figuren auseinandergesetzt und Ihren eigenen Stil
eingebracht?
AS: Bei jeder
Illustrationsarbeit prägt der Erzählstil des Autors die Illustrationen. Das ist
für mich einer der schönsten Aspekte meiner Arbeit. Der eigene Stil fließt dann
zusätzlich ein.
Beim „Hörbe“ war
mir außerdem wichtig, dass Eltern, die die Hörbe-Bücher noch mit Preußlers
Schwarz-Weiss-Illustrationen kennen, den Hutzelmann und seine Welt auch in
meinen Bildern wiederfinden.
Und natürlich
war es mir ein besonderes Vergnügen und eine besondere Verantwortung, die
Vorstellungen, die der Autor selber von seinen Figuren hatte, aufzugreifen. Die
Frage, was Herr Preußler wohl zu meiner farbigen Umsetzung gesagt hätte, war
beim Malen immer gegenwärtig.
NaS: Haben Sie
aus all Ihren Büchern eine Lieblingsfigur?
AS: Manchmal
gibt es in einer Geschichte natürlich eine Figur oder eine Szene, die mich als
Illustratorin besonders anspricht. Das sind dann oft Stellen, deren Umsetzung
auch am Besten gelingt.
NaS: Was würden
Sie jemandem raten, der heute Bilderbuchautor*in werden möchte?
AS: Ich bin
selber am Anfang mit meiner dicken Mappe über die Buchmessen getingelt. Da es
bei mir geklappt hat, würde ich das auch anderen empfehlen, die Bilderbücher
machen wollen. Von den Rückmeldungen, die man dort von den Lektor*innen der
Verlage bekommt, würde ich raten, das anzunehmen, was einen weiterbringt und
sich von dem Rest nicht entmutigen zu lassen.
Allgemein