Im romantischen Kaisergarten gelegen, hat das klassizistische Schloss Oberhausen mit dem 1998 erfolgten gläsernen Anbau der „Vitrine“ der Architekten Eller und Eller ein herrliches Ambiente für die Kunst. Natur und Architektur gehen zusammen und bieten ein Rundumerlebnis für den Besucher. Der Kaisergarten, am Ende des 19. Jahrhunderts als Volkspark angelegt, besitzt den letzten Altarm der historischen Emscher. Der alte Baumbestand zeigt bis heute seine Pflanzung nach dem Vorbild englischer Gärten. Der kostenlos zugängliche Tierpark erfreut sich besonders bei Familien großer Beliebtheit.
Mit der Ende Juni 2011 eingeweihten Brückenskulptur „Slinky Springs to Fame“, die der Parkanlage abends durch ihr faszinierendes Lichtdesign eine nahezu surreale Atmosphäre verleiht, hat der Frankfurter Künstler Tobias Rehberger ein international beachtetes begehbares Kunstwerk geschaffen, das sich in direkter Achse an die LUDWIGGALERIE anschließt.
Über einen Weg entlang des Rhein-Herne-Kanals ist die LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen mit dem Gasometer und der Neuen Mitte verbunden. Der Gasometer ist nicht nur die größte Ausstellungshalle Europas, sondern eine herausragende Landmarke und eines der zentralen Wahrzeichen des Strukturwandels in der Region. Hier wird der Wandel einer durch Landwirtschaft geprägten Gesellschaft zum Kohle- und Stahlrevier und zur heutigen Dienstleistungsmetropole mit dem Einkaufs- und Freizeitzentrum Westfield Centro leicht erfassbar. (Ein Kombiticket zwischen Gasometer und LUDWIGGALERIE ermöglicht den Besuch beider Stätten.)
Die LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen liegt am beliebten Kaisergarten mit seinem Tiergehege. Im unmittelbaren Umfeld finden sich sehr unterschiedliche skulpturale Kunstwerke, die zu einer Entdeckungstour einladen. Die Positionen der Skulpturen gibt es hier zu sehen.
1 Als Pop Art 2.0 bezeichnet der international tätige Bielefelder Künstler Heiner Meyer sein Schaffen. Luxusgegenstände aus der Konsumwelt sind die Hauptdarsteller in Meyers zitatreichen Bildkompositionen. Dabei spielt der Schuh, der seit Andy Warhol aus der Kunst nicht mehr wegzudenken ist, immer wieder eine maßgebliche Rolle. Aber auch Handtaschen oder Parfumflakons, Autos oder Kunstzitate laden zur Wiedererkennung und Neuinterpretation ein. Ein poppiges Spiel mit Bekanntem, das sich oftmals zu neuen Geschichten zusammensetzt. Das Oberhausener Werk Red Heels von 2021 ist in der Art eines Scherenschnitts angelegt, die sieben High Heels winden sich in signalroter Farbigkeit zu einer Schuhpyramide empor. Das Rot bildet einen starken Komplementärkontrast zu den Bäumen des Kaisergartens. Die Ansicht der Skulptur ändert sich, wenn man um sie herum geht. Red Heels ist zum neuen Erkennungszeichen der LUDWIGGALERIE geworden.
2 Der französische Künstler Jean Ipoustéguy (1920–2006) hat 1991 eine Werkschau in der Städtischen Galerie Schloss Oberhausen. Seine Bronzeplastik Die Tänzerin wird 1992 für den städtischen Kunstbesitz erworben. Der Bildhauer, Zeichner, Aquarellist und Schriftsteller Ipoustéguy ist Autodidakt. Ihn interessiert die Verbindung von Abstraktion, Naturformen und dem menschlichen Körper. So auch erotische Motive, die er expressionistisch figurativ in Szene setzt. Er nimmt sowohl an der documenta III 1964 als auch an der documenta VI 1977 teil. Das Berühren der sinnlichen bronzenen Formen ist vom Künstler ausdrücklich erlaubt. Seine Plastiken stehen in vielen wichtigen internationalen Museen.
3 Der Künstler Tobias Rehberger, Jahrgang 1973, entwirft im Rahmen des Emscherkunst-Projekts die Fußgängerbrücke Slinky Springs To Fame. Nach dem Vorbild des Kinderspielzeugs Slinky, einer wabernden Spirale, die Treppen herabsteigen kann und nach der Idee eines über den Rhein-Herne-Kanal geworfenen Lassos gestaltet er die Brücke. Der Architekt und Ingenieur Maik Schlaich entwickelt die 406 Meter lange, aus 469 Spiralen bestehende Spannbandbrücke, die seit 2011 den Kaisergarten mit dem Gelände des Stadtsportbundes verbindet. Wer auf dem buntenTartanboden über die Brücke geht, bewegt sich wie auf Wolken. Die leicht und lebendig wirkende Brückenskulptur erhielt 2012 den internationalen Stahl-Innovationspreis.
4 „Die Bewegung des Suchens, Ergründens, Verstehenwollens ist der Inhalt seiner Kunst.“ Mit diesem Ausspruch wird Rolf Hegetusch, Jahrgang 1948, anlässlich der Übergabe dieses Werkes 1994 durch den Kunstverein Oberhausen an die Stadt Oberhausen vorgestellt. Bewegung scheint hier das Schlüsselwort zu sein. Hegetusch errichtet Das Tor zum Ende des Weges und im Beschreiten des Weges vollendet sich dieses Werk erst durch die Betrachterin bzw. den Betrachter. Die Strecke ist von jedem selbst zu bewältigen. Eventuell führt sie, sinnbildlich für den Lebensweg, vom „Chaos zur Stille“. So der Titel der damaligen Ausstellung von Rolf Hegetusch in der Städtischen Galerie Schloss Oberhausen.
5 Der studierte Maler, Grafiker, Bildhauer und Bergmann Heinrich Kasan schafft 1985 das Außenkunstwerk Bombentrichter. In unmittelbarer Nähe zur Gedenkhalle Schloss Oberhausen, die mit ihren Ausstellungen die Erinnerung an den Nationalsozialismus wachhält, gemahnen Bombe und Trichter physisch an die Schrecken des Krieges und seiner Hinterlassenschaften. Kasan arbeitet häufig mit Stahl und Edelstahl. Blumen und Kräuter wachsen immer wieder aus der Skulptur heraus, vergleichbar mit Grabpflanzen oder einem Versuch der Natur, die Geschichte zu überwuchern.
6 Die Landschaftsarchitekten Davids I Terfrüchte + Partner – DTP haben im Rahmen des Kulturhauptstadtprojektes EMSCHERKUNST.2010 den Kaisergarten Oberhausen, einen Volkspark aus dem 19. Jahrhundert, gestalterisch und ökologisch erneuert. Ausgelöst durch die Brückenskulptur Slinky Springs To Fame von Tobias Rehberger sind neue Plätze und Wegeachsen entstanden, historische Sichtbezüge wurden wiederhergestellt und die Emscheraltarme entschlammt. So ist auch der in Nürnberg lebende Bildhauer Hubertus Hess beauftragt worden, an der Stelle einer früheren Brunnenanlage vis-à-vis zur ehemaligen Orangerie, eine Skulptur zu gestalten als verspielte Reminiszenz an die Widmung des Kaisergartens. Die leichte Schieflage der KaiserKrone bricht deren „royale“ Ernsthaftigkeit und macht sie begehbar.
7 Vor der Gedenkhalle steht die Trauernde, eine fast vier Meter hohe Steinskulptur des Kölner Bildhauers Willy Meller. 1962 erwirbt die Stadt Oberhausen die eingehüllte, in sich gekehrte Frauengestalt, die aus einem 18-Tonnen-Basaltblock gehauen ist. Eine Inschrift mit dem Text „Zum Gedenken der Opfer der Kriege, der Unfreiheit und der Vertreibung“ ist auf einer in den Boden gelassenen Steinplatte zu lesen. Da der Künstler Willy Meller dem Nationalsozialismus nahestand und beispielsweise anlässlich des 50-jährigen Geburtstages von Adolf Hitler mit dem Titel „Professor“ geehrt wird, ist die Skulptur, an der jährlich Kranzniederlegungen stattfinden, in der Öffentlichkeit umstritten.
8 Die archaischen Kulturen Amerikas inspirieren den 1938 in Ecuador geborenen Bildhauer Luis Guerrero. Dabei ist der Stein nicht nur sein bevorzugtes Arbeitsmaterial, sondern bereits wichtiger Bedeutungsträger des späteren Werks. Aus den ursprünglichen, organisch wirkenden Formen arbeitet der ehemalige Meisterschüler von Joseph Beuys den schief gelegten Kopf des 1989 aufgestellten Umsiedlers heraus. Die eingezeichnete Hand lässt die Partie darunter zum Körper werden. Hier erlaubt die Allansichtigkeit der Skulptur unterschiedliche Blickwinkel und Perspektiven. Eine sinnliche, eventuell auch haptische Wahrnehmung lockt. Die Aushöhlung im Steininneren reizt vor allem das junge Publikum zum Hineingreifen, wird zur Schatzhöhle, zum Durchblick oder auch zum Seelenort des Umsiedlers.
9 Elefant und Maschine? Wie geht das zusammen? In der Skulptur Gegenüberstellung von 1990/91 verbindet der in Essen lebende Bildhauer Johannes Brus genau diese Dinge. Natur und Technik, Dickhäuter und Bestimmer auf beiden Seiten begegnen sie sich hier in einer ungewöhnlichen Harmonie und gleichzeitig großem Gegensatz. Die Betonskulptur, die sich seit Anfang der 1990er Jahre im Garten um die LUDWIGGALERIE befindet, wirft die Fragen nach diesem Zusammengehen ebenso wie nach deren Unterschieden auf. Dabei scheint das Material etwas mehr auf der Seite der Maschine zu stehen und gibt doch auch die graue Haut der großen Säugetiere wieder. Das Tier spielt im Werk von Johannes Brus eine zentrale Rolle und steht für Kraft und Stärke.
© der Abbildungen: LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen.
Die Gedenkhalle Schloss Oberhausen befindet sich im südlichen Seitenflügel des Kleinen Schlosses. Sie wurde am 2. September 1962, im Jahr des 100-jährigen Bestehens der Gemeinde Oberhausen, eröffnet. Die Verantwortung für den von Deutschen und im deutschen Namen begangenen Holocaust sollte nicht in Vergessenheit geraten, daher war sich die Stadt Oberhausen der Verpflichtung bewusst, dass sich dieser verheerende Zivilisationsbruch, den der Holocaust darstellt, nicht wiederholen dürfe. Dazu kam der Wunsch nach Versöhnung mit den Menschen, die unter dem Naziregime gelitten hatten. Der Forderung des Stadt-rates, dass sich die städtische Gedenkhalle im historischen, geografischen und kulturellen Mittelpunkt der Stadt befinden solle, wurde mit der Einrichtung der Gedenkhalle im Schloss Oberhausen entsprochen.
Seit Dezember 2010 ist in der umgebauten Gedenkhalle die neue Dauerausstellung zu besichtigen. Themenschwerpunkte sind die Stadtgeschichte 1933 bis 1945, Zwangsarbeit für das Deutsche Reich 1939 bis 1945 und das Gedenken und Erinnern in Oberhausen seit 1945.
Leitung
Clemens Heinrichs
Informationszentrum Gedenkhalle und Bunkermuseum Oberhausen
Am Kaisergarten 52
46049 Oberhausen
Tel 0208 6070531 11
Fax 0208 6070531 20
Die museumspädagogischen Angebote finden Sie unter:
gedenkhalle-bunkermuseum@oberhausen.de
www.oberhausen.de/gedenkhalle_kultur
Informationen zu weiteren Gedenkstätten:
Der Trausaal im nördlichen Rundbogen gehört aufgrund der romantischen Kulisse des Schlosses und des angrenzenden Kaisergartens zu den beliebtesten Orten im Oberhausener Stadtgebiet für Eheschließungen.
Birgit Wilken
Tel 0208 825 3286
Mo u. Fr 8 – 12 Uhr
Di 8 – 16 Uhr
Do 8 – 18 Uhr