Archiv
Mai 2024
Nicht erst seit dem Brexit schaut die Welt kritisch auf den größten Inselstaat Europas. Kaum ein anderes Land der Welt wird von den Menschen derart mit Klischees behaftet wie Großbritannien. Die malerischen Küsten Südenglands, das Königshaus und Mister Bean können jedoch nicht die dramatische Realität ausblenden, mit der sich das Land seit Jahrzehnten auseinandersetzen muss: gesellschaftliche und soziale Umbrüche, eine hohe Arbeitslosigkeit, politische Instabilität.
Diese und weitere hochaktuelle Themen wie Sozialkritik, Migration, Genderidentität, Community und Diversität beleuchten in dieser Ausstellung 28 britische Fotografinnen aus drei Generationen in seriellen Arbeiten. Dabei sind die Geschichten hinter den Fotografien untrennbar mit den darauf abgebildeten Menschen oder den persönlichen Erlebnissen der Fotografinnen verbunden.
Mit frühen Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus den 1970er Jahren dokumentieren sie das Alltagsleben in der Großstadt und an der Küste. In den 1980ern und 1990ern lösen sich die Fotografinnen von der klassischen Dokumentarfotografie und öffnen sich für einen künstlerischen Blick und eine eigene Bildsprache, die sich durchaus humorvoll und satirisch präsentiert. Ab den 2000er Jahren bis heute wenden sich die jüngeren weiblichen Positionen der Fotografie als künstlerischem Medium zu und verarbeiten persönliche Identitätsfragen oder die Auswirkungen der Corona-Pandemie unter anderem in beeindruckenden (Selbst-)Porträts.
Alle 28 Fotografinnen eint ihr unbändiger Wille zu künstlerischer, sozialer und gesellschaftlicher Autonomie neben ihren männlichen Kollegen.
Mit 220 Werken aus 29 Serien stellt die Ausstellung dies eindrucksvoll unter Beweis. Kuratiert wird sie von Ralph Goertz in Kooperation mit IKS PHOTO.
Januar 2024
Hipgnosis, das legendäre britische Fotodesign Studio, gegründet von Aubrey Powell und Storm Thorgerson, gestaltet zwischen 1967 und 1984 mehr als 400 Plattencover für internationale Bands und Musiker*innen, von denen eine ganze Anzahl mittlerweile Ikonenstatus in der Musikgeschichte erreicht hat.
Die von Hipgnosis realisierte legendäre Plattenhülle zu The Dark Side of the Moon von Pink Floyd ist gerade 50 Jahre alt geworden. Für die Band kreieren die beiden Designer, die mit Pink Floyd befreundet sind, weitere Cover. Auch die berühmten Motive auf den LPs Houses of the Holy und Presence von Led Zeppelin, Elegy von The Nice und Deceptive Bands von 10cc sind von ihnen entworfen worden und genießen heute Weltruhm.
Powell und Thorgerson benennen ihr Atelier nach einem Schriftzug, den Syd Barrett von Pink Floyd über ihre Studiotür gesprüht haben soll. Die widersprüchliche, ironische Vereinigung der Bedeutung von Hip – neu, cool, trendy – und Gnosis – altgriechisch für Wissen – gefällt ihnen sofort. Ähnlich paradox und humorvoll sind ihre Designideen. Auffällig ist zudem, dass sie selten mit Porträtaufnahmen der Musiker*innen arbeiten. Viele LP-Hüllen sind deutlich inspiriert von surrealistischen Kunstwerken, in denen sich rätselhafte Momente finden, die zu einem zweiten Blick auffordern. Einige Motive entstanden durch Experimente mit der Polaroid-Technik, andere durch Assoziationen mit den Albumtiteln. Hinter den endgültigen Aufnahmen verbergen sich somit ganze Geschichten.
Die Ausstellung geht diesen nach, indem sie die wichtigsten Designs des Duos vereint und in beeindruckender Weise auf über 120 großformatigen limitierten Kunstdrucken und Fotografien präsentiert. Außerdem sind mehr als 20 originale Plattenhüllen zu sehen. Ergänzt werden diese Exponate durch den neuen Dokumentarfilm Eclipse von Aubrey Powell für Pink Floyd anlässlich des 50. Jubiläums von The Dark Side of the Moon sowie durch einen Soundwalk, der die Musik erlebbar macht.
Eine Ausstellung der LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen in Kooperation mit der Browse Gallery Berlin. Die Ausstellung wird kuratiert von John Colton, Browse Gallery Berlin und dem Hipgnosis-Gründer Aubrey Powell.
September 2023
Auf dem Glücksdrachen Fuchur durch Phantásien reiten, die kindliche Kaiserin treffen, mit Bastian auf dem Dachboden sitzen, Momo auf der Flucht vor den Zeitdieben begleiten, den satanarchäolügenialkohöllischen Wunschpunsch brauen oder ein Abenteuer mit Jim Knopf und Lukas erleben. Diese weltberühmten Geschichten begeistern und berühren seit Jahrzehnten. Dabei treffen Fantasie und Realität immer wieder aufeinander und klar ist: Es ist nie zu spät in die Meisterwerke von Michael Ende einzutauchen!
Die vielfältigsten Illustrator*innen und Zeichner*innen haben Endes literarischen Kosmos aus fantastischen Gestalten und Heldenfiguren in visuell erfahrbare Bildwelten übertragen. F. J. Tripp, der auch dem Räuber Hotzenplotz von Otfried Preußler Gestalt verleiht, erschafft mit Jim Knopf, Lukas und Emma Ikonen der Buchkunst. Regina Kehn entwickelt das verrückte Figurenensemble des Wunschpunsch und Roswitha Quadflieg verleiht der Unendlichen Geschichte die legendären Initialen. Anlässlich des 40. Jubiläums des Buches ist es der Künstler Sebastian Meschenmoser, der dieser weltberühmten Erzählung eine neue Erscheinung gibt. Die dazu entstandenen farbenprächtigen Ölgemälde sind in der Ausstellung zu sehen.
Mit den Künstler*innen gehen auch die verschiedensten Zeichenstile, Techniken und Bildsprachen einher, sodass sich in der eindrucksvollen Überblicksschau nicht nur das umfangreiche Werk Michael Endes abbildet, sondern auch Ikonen der Illustrationskunst. Anhand von über 300 originalen Zeichnungen, Gemälden und Buchausgaben lässt sich in Oberhausen erstmals diese grandiose Bildwelt in einer Ausstellung entdecken.
Darüber hinaus ist dem Maler und Vater Michael Endes, Edgar Ende, mit Gemälden und Zeichnungen ein eigener Ausstellungsbereich gewidmet. Zu Gast sind außerdem Held*innen Michael Endes als Puppen aus dem Düsseldorfer Marionetten-Theater.
Viele Geschichten Endes sind in andere Medien übertragen: Hörbuch und -spiel, Theater, Musiktheater und Marionettenspieladaption, Film und Zeichentrickfilm sowie Merchandisingprodukte zeugen zudem von der immensen Beliebtheit der Figuren.
Die Ausstellung wird gefördert von der Stadtsparkasse Oberhausen und dem Freundeskreis der LUDWIGGALERIE. Kulturpartner ist WDR 3.
Mai 2023
Die LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen feiert silbernes Jubiläum und lädt dazu einen Sammlungsschwerpunkt ihrer Namensgeber ins Ruhrgebiet ein! Erstmals wird die erlesene und originelle Porzellansammlung von Peter und Irene Ludwig umfangreich in Oberhausen vorgestellt, mit einem Thema, das bestens hierher passt: der Darstellung von Berufen.
Über Jahrzehnte hat das Aachener Mäzenenpaar Porzellan gesammelt und besondere Freude an der Darstellung menschlicher Tätigkeiten gehabt. Vor allem das 18. Jahrhundert liebt es, den Bauern und den Quacksalber, die Hirtin und den Schneider, die Hutverkäuferin und den Tanzmeister, die Columbine und den Soldaten in feinstem Meißener Porzellan zu zeigen.
Als große Tischdekorationen werden diese niederen Berufsstände bei adeligen Festen zum Amüsement zusammengestellt. Die höfische Gesellschaft liebt Maskenbälle und ländliche Feste, die sogenannten fêtes champêtres, und schlüpft bei diesen gern selbst in das Kostüm der Hirtin und des Schäfers.
Für die Zerstreuung bei Banketten übernehmen die kostbaren Porzellane die Rolle der Anregung. Aber auch über die eigentliche Darstellung hinaus können Szenerien und Figurengruppen stehen. Die Schnitterin ist der personifizierte Sommer und kann als Dank stehen, für eine reiche Ernte. In Verbindung mit weiteren
Figuren wird sie zum Symbol der Erde bei den vier Elementen. Im Jahreszeitenzyklus symbolisiert sie den Sommer. Solche Mehrdeutigkeiten lassen die Figuren vielfach zum Einsatz kommen. Heute wird dieses „weiße Gold“, wie das Porzellan auch genannt wurde, in Bamberg aufbewahrt.
Neben einer Würdigung von Peter und Irene Ludwig gibt es auch den Blick zurück auf die letzten 25 Jahre. Zahlreiche Ausstellungen mit Beständen aus der umfangreichen Sammlung Ludwig konnten realisiert werden, ebenso wie Präsentationen zu Comic und Karikatur, zur Fotografie und den für das Ruhrgebiet so bedeutenden Landmarken. Ein Best-of wird während der Laufzeit prämiert.
Januar 2023
Mit Barbara Klemm stellt die LUDWIGGALERIE eine der bedeutendsten Fotografinnen der Nachkriegszeit vor. Ihre eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Bilder dokumentieren in über fünf Jahrzehnten Menschen und Ereignisse in Deutschland und der Welt. Als Redaktionsfotografin arbeitet Klemm von 1970 bis 2005 für die Frankfurter Allgemeine Zeitung FAZ und bereist nicht nur das geteilte Deutschland, sondern auch vier Kontinente.
Zahlreiche ihrer Fotografien zählen heute zu den Ikonen der Lichtbildgeschichte und stehen für historische Momente wie die Studentenrevolten, den sozialistischen Bruderkuss oder die Wiedervereinigung.
In einem Künstlerhaushalt aufgewachsen, ihr Vater war der Karlsruher Maler Fritz Klemm, ist ihr schon früh ein besonderer Blick für Komposition und Struktur mitgegeben worden. In vielen ihrer Inszenierungen spiegeln sich gute Kenntnisse der Kunstgeschichte und ein empathischer Zugang zu den Menschen. Ihre Bildnisse von Künstlerinnen und Künstlern weisen sie als große Porträtistin aus.
Mai 2022
Als die Amerikanerin Linda Eastman (1941–1998) Mitte der 1960er Jahre zu fotografieren beginnt, gerät sie unmittelbar in die Szene von Rock und Pop. Eine Presseeinladung öffnet ihr die Türen zu der Promotionparty der Rolling Stones auf der SS Sea Panther auf dem Hudson River. Hier beginnt ihre ungewöhnliche Karriere: „Es waren die Zeiten, als Jimi Hendrix aus heiterem Himmel in mein Apartment geschneit kam und ich mit Jim Morrison in Chinatown zum Essen ging. Einmal kaufte ich mit Janis Joplin Erdnussbutter für ein mitternächtliches Festmahl, ein andermal kurvte ich mit Jackson Browne mit der U-Bahn durch die Stadt.“ Außerdem trifft sie die Beatles und damit ihren späteren Ehemann Paul. Sie beobachtet die Entstehung des berühmten Covers zu Abbey Road, das gerade seinen 50. Geburtstag gefeiert hat, und gibt intimen Einblick in das Familienleben der McCartneys.
Aber vor allem ihre Bilder der großen Musikstars der späten 1960er Jahre prägen bis heute unser Bildgedächtnis dieser sich von moralischer Etikette befreienden Zeit. Janis Joplin und Jimi Hendrix, Nico und Brian Jones, The Doors und The Who, Aretha Franklin und Bob Dylan werden von ihr in selbstverständlicher Natürlichkeit und häufig auch mit großer Dynamik ins Bild gesetzt. Die Ausstellung zeigt mit den Fotos aus den Sixties eindringliche Momente dieser intensiven musikalischen Ära.
Zusätzlich zu den Fotografien wird dem Thema der Musik und dessen bildkünstlerischer Ausformung intensiv nachgegangen. Die Gestaltung von Plattencovern, die sich ab der Mitte der 1960er Jahre ebenfalls grundlegend verändert, wird in einem eigenen Ausstellungsbereich vorgestellt. Ikonische Designs wie Hipgnosis‘ The Dark Side of the Moon für Pink Floyd, Klaus Voormanns Revolver für die Beatles oder Andy Warhols Sticky Fingers für die Rolling Stones haben heute Kultstatus. Ein eigens für die Ausstellung zusammengestellter Soundwalk ermöglicht den Besucherinnen und Besuchern auch musikalisch in die Zeit der Sechzigerjahre einzutauchen.
Linda McCartney hat auf all ihren Reisen die Kamera mit dabei gehabt. Ihre Roadworks zeigen ausdrucksvoll die Beobachtungen von Menschen und Räumen. Immer wieder ist es der Blick in den Rückspiegel, der fasziniert hat. Und schließlich ist McCartney auch im experimentellen Bereich kreativ geworden. Ihre Sunprints zeigen durch das Tageslicht, durch die Sonne, belichtete Bilder, die vom Stillleben bis zum Porträt reichen.
Die Ausstellung wurde erarbeitet mit der Stiftung „Reichelt und Brockmann Art Foundation“ Mannheim.
Februar 2022
„Mein Revier ist das Revier“ lautet für Jahrzehnte das Motto des in Essen lebenden Fotografen Manfred Vollmer. Und doch geht sein Interesse und seine fotografische Arbeit sehr viel weiter. Bereits das erste große Projekt, seine Abschlussarbeit an der Folkwangschule in Essen, führt ihn Ende der 1960er Jahre nach Italien, wo er die ungewöhnlichen Gebräuche zu einheimischen Kirchenfesten mit der Kamera festhält. Seit 1970 arbeitet er als freier Fotograf vor allem für Wochen- und Tageszeitungen und Gewerkschaften. Seine Arbeit ist – und dies sieht man bis heute – so überzeugend, dass er dafür ausgezeichnet wird. 1978 reist er in die Bretagne, um als Bildreporter über die Ölpest zu berichten, die die Havarie des amerikanischen Tankers Amoco Cadiz angerichtet hat. Dafür erhält er 1979 den ersten Preis beim World Press Photowettbewerb in der Kategorie „News Picture Stories“.
Doch sind tatsächlich seine Fotografien aus dem Ruhrgebiet, seine teilnehmenden Reportagen über Arbeitskämpfe in den 1980er Jahren, seine Begleitung von Arbeitern und Arbeiterinnen in den verschiedenen Branchen oder die Anteilnahme an den Lebensbedingungen der sogenannten Gastarbeiter das wohl prägendste Element seines Werkes. Als das Ruhrgebiet 2010 Kulturhauptstadt wird, trägt er mit seinen zum Teil monumentalen Bildern zu einem neuen Image des Ruhrgebietes bei und schafft Ikonen, die bis heute für den Struktur- und Kulturwandel der Region stehen. Die LUDWIGGALERIE widmet diesem wichtigen Bildfinder nun eine überblickende Werkschau.
Januar 2022
Rauchende Schlote, Industriewüsten, streikende Arbeiterinnen und Arbeiter: zahlreiche Themen des Ruhrgebiets finden und begegnen sich in der Fotografie, Malerei und Grafik von Rudolf Holtappel und Walter Kurowski. Seit 2017 bereichern die beiden künstlerischen Nachlässe die Sammlung der LUDWIGGALERIE, wurden retrospektiv bereits einzeln präsentiert und stehen sich nun erstmalig in einer gemeinsamen Ausstellung direkt gegenüber.
In eigenen monografischen Räumen werden zusätzlich die zentralen Themenschwer-punkte der beiden Künstler gezeigt. Die gesamte künstlerische Breite Rudolf Holtappels wird durch die Motive der Warenhausfotografie, Theateraufnahmen und Industriekulissen präsentiert. Plakate, Karikaturen und Zeichnungen demonstrieren die Vielfalt im Schaffen von Walter Kurowski.
Der Ruhrgebietschronist Rudolf Holtappel (1923–2013), arbeitet nach seiner Meisterprüfung in der Fotografie 1950 als freier Bildjournalist und Fotograf. Der Wahl-Oberhausener prägt mit seiner Bildsprache jahrzehntelang das visuelle Erscheinungsbild des Warenhauskonzerns Karstadt (1964–1995) sowie zahlreicher Industrieunternehmen an Rhein und Ruhr, darunter Henkel (1974–2002). Seine Aufnahmen beeinflussen das Bild des Theater Oberhausens in der Ära Büch (1961–1970) und Ära Weise (1992–2003) sowie der Stadtbildbände namhafter Verlage (Carl Lange Verlag/Mercator-Verlag).
Walter Kurowski (1939–2017) bewegt als Kulturlegende und einziger Oberhausener Stadtkünstler über 50 Jahre lang die künstlerische und musikalische Szene der Stadt und malt und zeichnet sich so in ihr Gedächtnis. Der prämierte Absolvent der Folkwangschule kämpft mit seiner Kunst als einer der deutschlandweit wichtigsten Karikaturisten in den 1970er und 1980er Jahren an der Seite der ArbeiterInnen für Frieden und Gerechtigkeit und gegen Unterdrückung und Ausbeutung. Als Plakatgestalter erhält er jahrzehntelang Aufträge für Kulturveranstaltungen, politische Organisationen und Gewerkschaften.
Oktober 2021
Über 50 ComiczeichnerInnen aus dem deutschsprachigen Raum öffnen ihre Schubladen und gewähren Einblick in bisher unveröffentlichtes Material. In der Ausstellung lassen sich etwa 300 Rahmen mit 500 Zeichnungen entdecken, die noch niemand zuvor gesehen hat! Dabei treffen NewcomerInnen auf namhafte und berühmte ZeichnerInnen und verdeutlichen: Sie alle haben Projekte, die bisher unvollendet geblieben sind. Manche wurden vom Verlag abgelehnt oder gar zensiert. Manchmal fehlten Zeit und Muße, um Projektideen und Herzensangelegenheiten bis zur Vollendung nachzugehen. Andere Geschichten hingegen sind fertiggestellt und liegen bereit, um in hohen Auflagen gedruckt zu werden.
Diese Zusammenstellung aus unterschiedlichen Comicgenres, Zeichenstilen und Strömungen gibt einen aufschlussreichen Überblick über die deutschsprachige Comicgeschichte. Historische Originale wie posthum veröffentlichte Bildgeschichten des Comicvorreiters Wilhelm Busch stellen frühe Beispiele sequentieller Kunst dar. Erich Ohsers Zeichnungen aus den 1930er Jahren verweisen auf den schwierigen Stand des Comics in dieser Zeit. Unveröffentlichte Blätter von wichtigen Pionieren, wie Willi Kohlhoff und Hansrudi Wäscher verbildlichen den Durchbruch der kleinen Hefte in den 1950er Jahren und bahnen den Weg für Comicgrößen wie Isabel Kreitz, Ulli Lust und Ralf König. Brösels Werner liefert das massentaugliche Entertainment der 1990er Jahre.
Die Vielfalt mit der sich die heutige Comicszene präsentiert lässt Gattungen, Genres, Stile und Veröffentlichungsmethoden verschwimmen. Es muss keine Grenzen geben und auch die Inhalte lassen sich nicht mehr in festen Kategorien wie Action, Fantasy oder Western fassen. Matthias Schultheiss zeichnet ein großformatiges Porträt von Adolf Hitler im Ersten Weltkrieg, während Sheree Domingo Fragen nach Geneditierung und Klimaschutz aufwirft. Goethes Faust erfährt durch Atak und Fil bildlich wie sprachlich eine völlig neue Ausdrucksweise und Nicolas Mahler führt unsere Kommentarfunktionsgesellschaft mit einer humorvollen Serie ad absurdum. Entdecken Sie verborgene Meisterwerke, die eine kleine Geschichte des Comics und eine kleine Geschichte der Welt erzählen!
September 2021
Ausgangspunkt für die thematische Einraum-Schau zum Bildmotiv der Trinitarischen Pietà in der LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen, die anschließend auch im Suermondt-Ludwig-Museum Aachen gezeigt wird, sind fünf spätmittelalterliche Skulpturen aus dem Aachener Museum. Unter diesen befindet sich ein schwäbisches Stück aus der Sammlung Peter und Irene Ludwig, das mit der großen Stiftung 1977 in die Städtische Aachener Sammlung übergegangen ist. Erstmals werden diese Skulptur und ihr besonderes Bildthema in den Fokus gerückt und in ihrem ikonografischen Kontext diskutiert. Mit dem Motiv der Trinitarischen Pietà ist das Bild Gottvaters gemeint, der den Leichnam seines Sohnes bzw. den lebend-toten Schmerzensmann dem Betrachter präsentiert. Zu diesem Bildtypus gehört thematisch auch die Geisttaube, die sich jedoch bei etlichen Bildwerken nicht erhalten hat. Diese Ausprägung des Trinitätsbildes ist im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit häufig in Skulptur, Tafel- und Buchmalerei, aber auch in der Grafik anzutreffen. In dem wissenschaftlichen Essay „Trinitarische Pietà – Ein spätmittelalterliches Bildkonzept und sein Fortwirken im Kontext von Reformation und Katholischer Reform“ von Dr. Dagmar Preising wird die Geschichte dieses Bildmotivs in Malerei, Skulptur und Grafik nachgezeichnet, wobei zahlreiche, auch weniger bekannte Stücke zusammengestellt werden. Diese werden nach Typen klassifiziert. Über die Gruppierung der Beispiele hinaus gilt es, den ikonografischen und funktionalen Kontext dieser Trinitätsdarstellungen herauszustellen. Ebenso wird die Bedeutung der Trinitarischen Pietà im Rahmen von Passionsmystik und Sakramentskult des späten Mittelalters dargelegt und darüber hinaus ein Blick auf Reformation und Gegenreformation geworfen. Auch die für diesen Bildtyp gängigen alternativen Begriffe wie Gnadenstuhl und Notgottes werden diskutiert. In dieser Ausstellung bildet die Skulptur aus der Sammlung Ludwig das Zentrum. Um diese werden andere Darstellungen der Trinitarischen Pietà sowie Stücke mit eng verwandten Bildsujets, wie dem sogenannten Gnadenstuhl mit Gottvater, der das Kruzifix hält, oder der Engelpietà gruppiert. Es wird die Aktualität der trinitarischen Bildthematik im 15. und 16. Jahrhundert verdeutlicht sowie ihr Weiterleben im Barock visualisiert.
Januar 2021
Der Schuh gehört zu den Bekleidungsstücken, die die Menschen immer besonders bewegt haben. Nicht nur Mittel gegen Kälte und Hitze, Verletzung und Schmutz, ist der Schuh doch vor allem Projektionsfläche für gesellschaftliche Stellung, das „durch die Welt gehen“ und natürlich erotische Fantasien. Von der Antike bis zu aktuellen Arbeiten, vom Mittelalter bis zu Mel Ramos reicht die Palette der oft ungewöhnlichen Kunstdarstellung der Fußbekleidung in dieser Ausstellung. Das Fehlen des Schuhs, der Abdruck des Schuhs und die symbolische Bedeutung des Schuhs werden ebenso in künstlerischen Äußerungen vorgestellt, wie dem roten Schuh ein eigenes Kapitel gewidmet ist.
Es ist die erste Ausstellung, die Positionen vom legendären Fußabdruck Buddhas bis zu den Schuhkreationen Andy Warhols zusammen- und gegenüberstellt.Schuhe und Kult sowie kultige Schuhe bilden eine Klammer; die Hl. Hedwig, deren Attribut die Schuhe sind, begegnet den Adidas All Stars an den Füßen von Freddie Mercury. Neue Sichtweisen auf zum Teil bekannte Bilder öffnen sich. Der Blick auf den Fuß bietet überraschende Entdeckungen und Einsichten. Ein Soundwalk begleitet die Darstellungen und nicht nur Nancy Sinatra weiß: These Boots Are Made for Walkin‘…
Die Beschäftigung mit dem Schuh in der LUDWIGGALERIE geschieht anlässlich der Aufstellung der Stahlskulptur des bekannten deutschen Pop Art-Künstlers Heiner Meyer vor dem Haupthaus von Schloss Oberhausen im März 2021. Als „Ausstellung in der Ausstellung“ liegt ein besonderes Augenmerk auf dessen künstlerischem Schaffen. Highheels und schnelle Autos, Overknees und Nagellack, aber auch edle Orchideen, wie der „Frauenschuh“, atmen einen Hauch von Luxus. Teure Schuhe und durch sie geformte sexy Frauenbeine verstärken die Verlockungen der Werbung. Die glamourösen Dinge, die das schillernde Werk dieses vielschichtigen Künstlers ausmachen, zeigen eine starke Position zum Schuh. Eben Pop Art im Stiletto-Format!
RED HEELS – eine Skulptur von Heiner Meyer für die LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen im Rahmen der Ausstellung ART ABOUT SHOES
Lange stand der Betonsockel vor dem Schloss Oberhausen an der Hauptverkehrsader Konrad-Adenauer-Allee leer. Bis zum Jahr 2013 ragte hier die Skulptur des amerikanischen Pop Art-Künstlers Keith Haring „Head Through Belly“ empor. Museumsdirektorin Dr. Christine Vogt beauftragte den deutschen, international bekannten Pop Art-Künstler Heiner Meyer mit Skizzen für eine Skulptur, daraus entstand RED HEELS. Zwei Jahre Planung sind nun vergangen und das Großprojekt befinden in den letzten Zügen. Jutta Kruft-Lohrengel, die 1. Vorsitzende des Freundeskreises der LUDWIGGALERIE e.V., warb die verschiedenen handwerklichen Gewerke zur Unterstützung an. Unser Dank gilt Dr.-Ing. Christoph Diekmann sowie den Unternehmen Franken Apparatebau, Klöckner & Co. und Westdeutsche Farben GmbH für die Realisierung der Skulptur RED HEELS.
September 2020
Otfried Preußler (1923–2013) gehört zu den bedeutendsten und einflussreichsten Kinder- und Jugendbuchautoren des deutschsprachigen Raums. Mit Geschichten wie Der Räuber Hotzenplotz, Die kleine Hexe und Das kleine Gespenst hat der Autor seit den 1950er Jahren Figuren erschaffen, die bis heute Generationen von Heranwachsenden prägen und aus den Kinderzimmern dieser Welt nicht mehr wegzudenken sind. Insgesamt schreibt er über 35 Bücher, die mit einer Gesamtauflage von mehr als 50 Millionen Exemplaren weltweit seine LeserInnen begeistern. Preußler arbeitet in seiner Schaffenszeit mit zahlreichen ZeichnerInnen zusammen. Sie illustrieren seine Geschichten und erwecken die Figuren zum Leben, indem sie von ihrem persönlichen Stil und eigenen Ideen Gebrauch machen. Besonders bekannt sind die Illustrationen von F. J. Tripp, die dem Räuber Hotzenplotz sein markantes Äußeres verleihen. Die holzschnitthaften Sepia-Zeichnungen, die Herbert Holzing für Krabat erschafft, bleiben über zahlreiche Auflagen hinweg beständig. Das unverwechselbare Aussehen der kleinen Hexe, aber auch des kleinen Wassermanns, ist der Künstlerin Winnie Gebhardt zu verdanken. Auch selten gezeigte Originalzeichnungen zu Hörbe, die Otfried Preußler selbst angefertigt hat, sind zu sehen.
Viele Geschichten Preußlers werden auch in andere Medien übertragen: Hörbücher, Theateradaptionen, Filme und Spiele zeugen von der immensen Beliebtheit. Insgesamt 300 originale Zeichnungen sowie Filmrequisiten und Fotografien treffen aufeinander.
Lernen Sie in der Ausstellung den gesamten Preußler-Kosmos kennen! Nutzen Sie die Gelegenheit, auch die weniger bekannten Figuren zu entdecken und lassen Sie sich gemeinsam mit Ihren Kindern oder Enkelkindern von Otfried Preußlers Geschichten faszinieren!
Die Ausstellung wird gefördert von der Stadtsparkasse Oberhausen und dem Freundeskreis der LUDWIGGALERIE. Kulturpartner ist WDR 3.
Mai 2020
„Grau – nur dreimal im Jahr eine klare Sicht“, so beschreibt Rudolf Holtappel (1923–2013) das Ruhrgebiet und fotografiert weiße Wäsche vor rauchenden Schloten, Dramen auf Theaterbühnen sowie konsumierende Menschen im Warenhaus. Für die Bildbände des Mercator-Verlags setzt Holtappel Industrie, Stadt und Mensch in Szene.
Sowohl von 1961–1970, als auch von 1992–2003 ist Holtappel als Bühnenfotograf in der Ära Büch und Weise am Theater Oberhausen tätig. Seine Wahl besonderer Blickwinkel und sein Gespür für den richtigen Augenblick werden bei Inszenierungen von Günther Büch, der Peter Handkes Stücke ans Theater brachte, genauso deutlich, wie bei Aufführungen von Klaus Weise in den 1990er Jahren.
Über Jahre hinweg arbeitet Holtappel für Karstadt und Henkel und prägt durch seine Fotografien die Darstellung der Unternehmen entscheidend mit. Für die Firma Henkel fotografiert er von 1974–2002 Werkshallen, Produkte, Produktionsabläufe in Fabriken und Menschen an ihren Arbeitsplätzen. Unter den zahlreichen Preisen und Auszeichnungen und einem Ankauf vom Deutschen Bundestag sind auch die Fotografien der Henkel-Werksküchen. Erstmalig werden Fotografien, die für Henkel entstanden sind, der Öffentlichkeit präsentiert.
Überraschend und experimentell ist Holtappels Umgang, der 1950 seinen Meister in Fotografie abgelegt hat, mit alten Edeldruckverfahren (Salzprints, Cyanotypien und Bromöldrucken) oder mit Kameramaterialien. Erstmalig ermöglicht die Werkschau einen umfassenden Einblick in die Vielfalt von Rudolf Holtappels (1923-2013) Schaffen. Über 50 Jahre lang nennt Holtappel Oberhausen seine Heimat. Die Stadt Oberhausen hat 2017 seinen Nachlass erworben, der in der LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen bewahrt wird. Ausgangspunkt der Ausstellung bildet sein chronologisches Archiv bestehend aus etwa 360.000 Negativen in schwarz-weiß und Farbe.
Unterstützt durch die Regionale Kulturförderung des Landschaftsverbandes Rheinland und den Freundeskreis der LUDWIGGALERIE. Kulturpartner ist WDR 3.
Januar 2020
Als die Amerikanerin Linda Eastman (1941–1998) Mitte der 1960er Jahre zu fotografieren beginnt, gerät sie unmittelbar in die Szene von Rock und Pop. Eine Presseeinladung öffnet ihr die Türen zu der Promotionparty der Rolling Stones auf der SS Sea Panther auf dem Hudson River. Hier beginnt ihre ungewöhnliche Karriere. Außerdem trifft sie die Beatles und damit ihren späteren Ehemann Paul. Sie beobachtet die Entstehung des berühmten Covers zu Abbey Road und gibt intimen Einblick in das Familienleben der McCartneys.
Aber vor allem ihre Bilder der großen Musikstars der späten 1960er Jahre prägen bis heute unser Bildgedächtnis. Janis Joplin und Jimi Hendrix, Nico und Brian Jones, The Doors und The Who, Aretha Franklin und Bob Dylan werden von ihr in selbstverständlicher Natürlichkeit ins Bild gesetzt. Die Ausstellung zeigt mit den Fotos aus den Sixties eindringliche Momente dieser intensiven musikalischen Ära.
Zusätzlich zu den Fotografien wird dem Thema der Musik und seiner bildkünstlerischen Ausformung nachgegangen. Der Gestaltung von Plattencovern ist ein eigener Ausstellungsbereich gewidmet. Ikonische Designs wie Hipgnosis‘ The Dark Side of the Moon für Pink Floyd, Klaus Voormanns Revolver für die Beatles oder Andy Warhols Sticky Fingers für die Rolling Stones haben heute Kultstatus. Ein eigens für die Ausstellung zusammengestellter Soundwalk ermöglicht, musikalisch in die Zeit der Sechzigerjahre einzutauchen.
Linda McCartney hat neben ihren Fotos aus dem Bereich der Musik auch auf all ihren Reisen die Kamera mitgenommen. Ihre Roadworks zeigen ausdrucksvoll die Beobachtungen von Menschen und Räumen. Und schließlich ist McCartney im experimentellen Bereich kreativ geworden. Als Sunprints werden die durch das Tageslicht belichteten Bilder bezeichnet, die vom Stillleben bis zum Porträt reichen. Die Ausstellung wurde erarbeitet mit Fotografien aus der Sammlung Ina Brockmann und Peter Reichelt, die Anfang der 1990er Jahre ihre Kollektion in Kooperation mit Linda McCartney zusammengestellt haben.
September 2019
„Sieh einmal hier steht er, Pfui! der Struwwelpeter!“ 1844 erfindet der Arzt Dr. Heinrich Hoffmann nicht nur die Geschichte vom Jungen, der sich weder die Haare kämmen noch seine Nägel schneiden lässt, sondern erdenkt zahlreiche weitere Figuren in diesem Stil. Neben Suppenkaspar und Hanns Guck-in-die-Luft prägt auch der Zappel-Philipp bis heute den deutschen Sprachgebrauch. Der Klassiker inspiriert seit 175 Jahren Künstler zu eigenen Varianten. Überall lassen sich der Struwwelpeter, aber auch Paulinchen, Konrad, Hanns und Friederich wiederfinden – mal auf den ersten Blick, mal nach intensiver Betrachtung. Die Bildthemen sind bis heute hochaktuell und teilweise politisch. In Hoffmanns Geschichte von den schwarzen Buben taucht der große Nikolas die fremdenfeindlichen Buben zur Strafe in ein großes Tintenfass. 2013 thematisiert Luise Bofinger den in dieser Geschichte dargestellten Rassismus mit unmissverständlicher Botschaft. Mangaka David Füleki hingegen verhilft dem Struwwelpeter gleich zu mehreren Auftritten in zwei unterschiedlichen Comics. Reduziert und rein typografisch greift Hans Witte den Text von Heinrich Hoffmann auf. Mit pointiertem Humor setzt Anke Kuhl in ihrem Buch Lola rast gleich mehrere Kinder in Szene, die an alltäglichen Gefahren verzweifeln, aber auch daran wachsen können. Struwwelpetriaden – international, schrill, politisch, kitschig, daneben, pointiert, mal im Geiste Hoffmanns, ob mit originalem Text oder umgedichtet, neu erdacht, weitergeschrieben oder mit neuen Charakteren versehen.
Zusätzlich zeugen kuriose Objekte, Merchandise und Schallplatten vom hohen Alltagsbezug. Ein eigener Ausstellungsbereich zeichnet Hoffmanns Porträt nach und zeigt sein Wirken im Kontext des Biedermeiers. Mehr als 100 Bücher, Zeichnungen, Illustrationen, Gemälde und Objekte aus der facettenreichen und internationalen Sammlung Sauer veranschaulichen die Geschichte und Entwicklung des Themas.
Mai 2019
Die Ausstellung Hollywood Icons widmet sich der Goldenen Ära Hollywoods. Sie zeigt jene Fotografen, deren Bilder noch heute jeder kennt: von der Stummfilm-Legende Charlie Chaplin über brillante Interpreten der frühen Tonfilm-Ära wie Marlene Dietrich bis hin zu Nachkriegsgiganten wie Marlon Brando und Sophia Loren. In den frühen 1920er Jahren ist die Filmindustrie in und um Los Angeles angesiedelt. Alles strömt nach Kalifornien, um Ruhm und Reichtum zu suchen. Garbo stammt aus Schweden, Dietrich aus Deutschland, Hedy Lamarr aus Österreich, Chaplin und Cary Grant stammen aus England, aber es ist Hollywood, das jedem von ihnen zu internationalem Ruhm verhilft.
Hollywood Icons präsentiert aber auch die damals noch unbekannten Porträt- und Standbildfotografen, die ungesehen hinter den Kulissen arbeiten, deren glamouröse Fotografien jedoch für den Ruhm der Stars und der Filme von entscheidender Bedeutung sind. Die Bilder der Filmstars sind das Werk von Kamerakünstlern, die brillant an der Förderung des Hollywood-Stils weltweit arbeiten.
John Kobal hat sich intensiv mit diesem Hollywood-Material auseinandergesetzt. Er beginnt als Filmliebhaber, wird dann Journalist, Schriftsteller und ein herausragender Filmhistoriker. Die Fotografien dieser Ausstellung entstammen seiner Sammlung. Die Ausstellung zeigt vorrangig Schwarz-Weiß-Fotografien, doch auch Farbaufnahmen finden sich unter den Werken. Über 200 Fotos aus der John Kobal Foundation versammeln die großen Namen Hollywoods. Ein Wiedersehen mit bekannten Gesichtern von Judy Garland bis Fred Astaire, von James Dean bis Elizabeth Taylor.
Februar 2019
Ausgangspunkt für die ikonografische Ausstellung Anna lehrt Maria das Lesen – Zum Annenkult um 1500 ist eine hochqualitätvolle und einzigartige französische Steinskulptur aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, die zur Sammlung Peter und Irene Ludwig gehört. Diese Skulptur wurde ab 1994 als Dauerleihgabe im Suermondt-Ludwig-Museum ausgestellt und ging 2011 durch das Vermächtnis von Irene Ludwig in den Besitz der Stadt Aachen über. Sie zeigt, wie die thronende Anna die kleine, neben ihr stehende Maria im Lesen unterweist, eine Bildthematik, die sich im Kontext der Annenverehrung entwickelte. Das Sujet kam in Manuskripten schon im 13. und frühen 14. Jahrhundert auf und fand im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit mit der Zunahme der Annenverehrung immer größere Beachtung. Erst im Barock jedoch gewann das Thema allgemeine Popularität, die sich bis in das 19. Jahrhundert hielt. In der Zeit um 1500, in der der Annenkult seinen Höhepunkt erlebte, war die Unterweisung Mariens im Vergleich zu der weitaus beliebteren und häufiger vorkommenden Darstellung der Annaselbdritt noch ein seltenes Bildthema.
In der Ausstellung steht die bislang eher als vereinzelt geltende Skulptur aus der Sammlung Ludwig im Zentrum. Um diese Figur werden andere Unterweisungen Mariens gruppiert, das spätere Leben der erwachsenen Maria beleuchtet sowie weitere bedeutende Bildmotive aus der Annenverehrung gezeigt.
Januar 2019
England gilt als Wiege der Pop Art und hat zahlreiche ungewöhnliche Positionen zu dem Phänomen der damals wahrlich umwälzenden neuen Kunstrichtung hervorgebracht. Neben Motiven aus dem Alltag ist es vor allem die Idee der Kunst für Alle. Meisterwerke massenhaft entstehen durch das Medium der Druckgrafik, durch Auflagenkunst und Multiples. Dabei gibt es Lieblingsthemen wie Fernsehen, Werbung oder Auto. Ein ganzes Lebensgefühl spiegelt sich wider und die Musik spielt eine entscheidende Rolle. Dem wird in dieser Ausstellung ganz besonders Rechnung getragen, indem Plattencovergestaltungen, wie der von Peter Blake und Jann Haworth zum Beatles-Album Sgt. Pepper ein eigener Bereich gewidmet ist.
Der Düsseldorfer Rechtsanwalt Heinz Beck, dessen Sammlung im Ludwigshafener Wilhelm-Hack-Museum bewahrt wird, hat ein herausragendes Konvolut an Werken dieser Zeit zusammengetragen. Erstmals zeigt die LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen eine Auswahl der britischen Pop Art aus dieser singulären Sammlung mit ihren besonderen und eigenwilligen Spielarten.
Ivor Abrahams I Peter Blake I Derek Boshier I Anthony Canham I Patrick Caulfield I Harold Cohen I Ian Colverson I Antony Donaldson I Michael English I Richard Hamilton I Jann Haworth I Dick Higgins I David Hockney I David Inshaw I Bill Jacklin I Allen Jones I David King I R. B. Kitaj I Gerald Laing I Les Levine I David A.J. Miller I Malcolm Morley I Robin Page I Eduardo Paolozzi I Peter Phillips I Tom Phillips I Patrick Procktor I John Salt I Colin Self I Richard Smith I Joe Tilson
September 2018
Mit großem Dank und ebensolchem Jubel feiert die LUDWIGGALERIE ihren 20. Geburtstag. Die Gesten zu solchen Emotionen finden sich – natürlich – auch auf Kunstwerken wieder. Und so ist dies das Grundthema, unter dem Meisterwerke aus der Sammlung Peter und Irene Ludwig in der LUDWIGGALERIE zusammengebracht werden. Mit internationalen Leihgaben bestückt, wird der nonverbalen Kommunikation, der stummen Dichtung, wie Leonardo da Vinci die Kunst benennt, nachgespürt.
Dabei treten, ganz im Sinne des Sammlerehepaares, Werke aus unterschiedlichen Zeiten und Weltregionen in einen Dialog. Von der Antike bis heute, von präkolumbianischer Kunst bis zum europäischen Mittelalter und noch sehr viel weiter reicht die Spanne. Die Frage, was die Dinge im Inneren vereint oder auch trennt, ist für die Ludwigs immer eine zentrale gewesen. Die Begegnung der Werke unter einer gemeinsamen Fragestellung führt dieses Interesse weiter. Mit Gesten kann man sich in der Fremde gut verständigen oder genau das Gegenteil erreichen: Vorsicht, wer in Indien den Kopf schüttelt!
Wolfgang Mattheuers Jahrhundertschritt ist sicherlich ein Schlüsselwerk für die Geste als Bedeutungsträger im politischen und gesellschaftlichen Kontext. Der stürmische Liebhaber dagegen verkörpert ganz die Wucht der emotionalen Auswirkungen, die das andere Geschlecht auslösen kann. Fingerzeig und Segensgestus, Victory-Zeichen und Stinkefinger, Daumen hoch oder Arbeiterfaust zeugen von vielgebrauchten Handstellungen. Die gestische Malerei findet sich formvollendet in den Schwüngen eines Karl Otto Götz. Aber auch das nachdenkliche „den Kopf-in-die-Hand-stützen“ kennt die ganze Welt. So vereint diese Ausstellung erstaunliche Gesten, bei denen auch die Merkel-Raute – ausgeführt vom Hl. Johannes – nicht fehlt.
Ι Ellen Auerbach Ι Belkis Ayón Manso Ι Heike Kati Barath Ι Georg Baselitz Ι Thomas Baumgärtel Ι Caspar Benedikt Beckenkamp Ι Matthias Beckmann Ι Anne Berning Ι Robert Bosshard Ι Claudio Bravo Ι Pieter Brueghel Ι Gudrun Brüne Ι Franz Anton Bustelli Ι Carlo Cignani Ι Cornelis van Dalem Ι Walter Dohmen Ι Albrecht Dürer Ι Erró Ι Semëon Natanovič Fajbisovič Ι Gérard Gasiorowski Ι Sighard Gille Ι Peter Gilles Ι Karl Otto Götz Ι Bob Gruen Ι Johannes Grützke Ι Eckart Hahn Ι Keith Haring Ι Xenia Hausner Ι Bernhard Heisig Ι Gottfried Helnwein Ι David Hockney Ι Ottmar Hörl Ι Lambert Hopfer Ι Thomas Huber Ι Daniel Josefsohn Ι Claudia Kaak Ι Kirsten Klöckner Ι Germaine Krull Ι Monika Lioba Lang Ι Roy Lichtenstein Ι Richard Lindner Ι André Lützen Ι Wolfgang Mattheuer Ι Dóra Maurer Ι Meister des Sinziger Kalvarienberges Ι Johann Peter Melchior Ι Pedro de Mena Ι Heiner Meyer Ι Herman van der Mijn Ι Edvard Munch Ι Reiner Nachtwey Ι Ernst Wilhelm Nay Ι C. O. Paeffgen Ι Otto Pankok Ι A. R. Penck Ι Pablo Picasso Ι Raimondo Puccinelli Ι Marcanton Raimondi Ι Werner Reuber Ι Gerhard Richter Ι Johanna Roderburg Ι Michail Nikolaevič Romadin Ι James Rosenquist Ι Andreas Rosenthal Ι Svetlin Rusev Ι Laurentius Russinger Ι Gunter Sachs Ι Jürgen Schäfer Ι Egon Schiele Ι Karl Schmidt-Rottluff Ι Bernard Schultze Ι Emil Schumacher Ι Anton Sohn Ι Klaus Staeck Ι Volker Stelzmann Ι Franz von Stuck Ι David Teniers Ι Myriam Thyes Ι Hann Trier Ι Simon Troger Ι Werner Tübke Ι Dietmar Ullrich Ι Andy Warhol Ι Jacob Willemsz. de Wet Ι Su Xinping Ι Hanefi Yeter Ι Dmitry Zhilinsky Ι
Gefördert durch die Peter und Irene Ludwig Stiftung, die Kunststiftung NRW, die Volksbank Rhein-Ruhr und den Freundeskreis der LUDWIGGALERIE.
Juni 2018
Im Oktober 1953 tritt das deutsche Pendant zu Micky Maus seinen Siegeszug an. Anfänglich unter dem Titel Till Eulenspiegel veröffentlicht, tauchen rasch zwei junge Füchse namens Fix & Foxi – zunächst als Nebenfiguren – auf und werden sofort zu Publikumslieblingen! Schon bald erhalten die beiden ein eigenes Magazin und sind heute längst zum Kult geworden. Für die Fuchszwillinge wird ein munteres Umfeld kreiert: im idyllischen Kleinstädtchen Fuxholzen tummeln sich auch der liebenswürdige Onkel Fax, der erfinderische Rabe Knox, die konservative Oma Eusebia, das gewitzte Lupinchen und der verfressene und faule Wolf Lupo. Rolf Kauka hat ein ganzes Imperium mit eigenen Figuren für den hiesigen Markt erschaffen. Die Ausstellung veranschaulicht die Entwicklung einer Kultmarke – von den ersten naturalistischen Zeichnungen bis zur Entstehung der weltberühmten Comicfiguren Fix & Foxi. Wie Walt Disney zeichnet Kauka die Figuren nicht selbst, sondern beschäftigt eine ganze Gruppe von Zeichnern, die unter der Trademark Kauka subsumiert werden. Ab den 1960er Jahren erscheinen auch frankobelgische Lizenzserien wie Gaston, Astérix, die Schlümpfe, Lucky Luke, Spirou und Fantasio in den Fix & Foxi-Heften.
Die Ausstellung zeigt den großen Kosmos von Rolf Kauka (1917–2000) in originalen Zeichnungen, Entwürfen, Dokumenten, zeitgenössischen Heften, kurzen Filmen und vielem mehr. Mit über 200 originalen Zeichnungen ist es die bisher umfangreichste Schau.
Die Ausstellung basiert auf der Vorarbeit von Gottfried Gusenbauer, Karikaturmuseum Krems und Dr. Gisela Vetter-Liebenow, Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst, Hannover und wurde für Oberhausen überarbeitet, maßgeblich erweitert und ergänzt. In Kooperation mit dem Nachlass Rolf Kauka, Dr. Stefan Piëch und Your Family Entertainment AG.
Mai 2018
Das Thema der Kohle ist im Bereich von Comic und Cartoon wahrlich kein zentrales und doch gibt es eine ganze Reihe von ungewöhnlichen Positionen. In höchst unterschiedlicher Herangehensweise und Umsetzung haben die beteiligten Zeichnerinnen und Zeichner Geschichten um das „schwarze Gold“ gesponnen.
„Die Ducks im Ruhrgebiet“ halten sich unter Tage auf, Hendrik Dorgathens „Stahlgolem“ und Ulf K.s „Hieronymus B.“ berichten vom Strukturwandel. Dachma erinnert sich an den Kohlenstaub in der Luft und Ulrike Martens lässt den „Kohlibri“ aufsteigen. Isabel Kreitz führt uns didaktisch in den Bergbau des Mittelalters, Ralf Königs Figuren „Bodo und Heinz“ widmen sich der Arbeitssicherheit unter Tage und Thorsten Wieser erzählt eine fiktive Künstlerbiografie – vom Kohlenhändler zum Malergenie und wieder zurück. Jamiri freut sich über den Stahlabstich, während Ralf Marczinczik und Steff Murschetz die mehr als schwierigen Produktionsbedingungen um 1900 thematisieren. Doch dass die Kohle auch weit jenseits des Ruhrgebietes eine Rolle spielen kann, zeigt Walter Moers zusammen mit Florian Biege, die in das ferne Reich Zamoniens entführen.
Als special guests bekommen „Kumpel Anton“, gezeichnet von Otto Berenbrock, und „Opa Hausen“ von Dirk Trachternach einen Auftritt.
Dass die LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen im Kanon der RuhrKunstMuseen ihrem Spezialgebiet der Populären Galerie nachgehen und das Thema vom zeichnerischen Standpunkt aus Comic-Sicht beobachten kann, zeigt, wie groß die Bandbreite ist, die die Kunst- und Museumsszene des Reviers zu bieten hat.
+ Otto Berenbrock + Dachma + Hendrik Dorgathen + Moritz Götze + Jan Gulbransson + Jamiri + Ulf K. + Ralf König + Isabel Kreitz/Peter Mrozek + Ralf Marczinczik + Ulrike Martens + Walter Moers/Florian Biege + Steff Murschetz + Dirk Trachternach + Thorsten Wieser +
Januar 2018
Brigitte Bardot mit blonder Mähne, Yves Saint Laurent nackt und Mick Jagger mit Pelzkapuze: Ikonen der Film-, Mode- und Musikszene, fotografiert von Superstars wie Richard Avedon, Bert Stern oder Helmut Newton, lassen in der LUDWIGGALERIE das Lebensgefühl der 1960er und -70er Jahre aufleben.
Aus der Zeit datiert die einzigartige Verbindung von verschiedenen Disziplinen des künstlerischen Ausdrucks: Party und Politik, Mode und Musik, Kunst und Körperkult werden unter anderem durch Warhols Factory und die dort vertretene New Yorker Szene ins Bild gesetzt. Warhol erhebt die Massenmedien selbst zur Kunst. Die Performance als Ausdruck des Körpers, sei es durch Musik, Tanz oder als künstlerische Aktion, erlebt eine Hochphase. Und die Mode, ihre Modelle und deren fotografische Manifestierung gelten, in dieser Zeit der schillernden Oberflächlichkeit, als gleichberechtigte Kunstform.
Die Fotografie nimmt eine unverzichtbare Rolle bei der Ausbildung des Star-Images ein und gewährt (z. T. inszenierte) Einblicke in das Privatleben. Die Beatles, ausgelassen bei einer Kissenschlacht, Twiggy als neues androgynes Supermodel und die Stars aus Hollywood spiegeln in eindrucksvollen Porträts bedeutende Momente der Zeit. Natürlich werden auch die Schattenseiten dieses Lebensstils, wie selbstzerstörerische Exzesse durch Drogen oder Alkohol, sichtbar. Die Non Stop-Vergnügungssucht der Reichen und Schönen sowie der Künstler bezeichnet Warhol selbstironisch als social disease.
Die Ausstellung zeigt überwiegend Schwarz-Weiss-Fotografien und besticht durch die Kombination von musealen Werken und atmosphärischen Paparazzi-Aufnahmen. Über 200 Werke aus der Schweizer Nicola Erni Collection versammeln das Who is Who der Celebrity-Gesellschaft.
Konzipiert wurde die Ausstellung von Dr. Ulrich Pohlmann, Stadtmuseum München/Sammlung Fotografie, und Ira Stehmann in Zusammenarbeit mit der Nicola Erni Collection.
September 2017
Wer kennt sie nicht, die wortlosen Knollennasen, die durch Mimik, Gestik und Interaktion mit ihrem Umfeld so viel zu erzählen wissen. Guillermo Mordillo, 1932 in Buenos Aires geboren, setzt seine kugeligen Figuren seit Jahrzehnten pointiert ins Bild und fächert ein buntes Spektrum an Themen dabei auf: Menschen mit ihren kleinen Besonderheiten werden liebevoll in Szene gesetzt, die Liebe mit ihren Irrungen und Wirrungen, Tiere mit menschlichen Eigenschaften, Fußball und Golf sowie politische Motive finden Einzug in die oft surrealen Welten des Zeichners.
In seinen Bildern bringt er nicht nur ungleiche Dinge auf surreale Art und Weise in Einklang, sondern lässt seine Figuren mit Leichtigkeit die großen und kleinen Hindernisse des Alltags meistern. Frei nach seinem Ausspruch „Humor ist der Geist, der inmitten des ewigen Lebenstanzes Pirouetten dreht“, verkehrt Mordillo mit eben diesem Humor Weltschmerz und Melancholie in Gegensätzliches und bietet den Betrachtern dadurch die Möglichkeit, dem Pessimismus des Alltags mit Optimismus entgegenzutreten.
Über 150 seiner selten gezeigten Originale sind in der Ausstellung vereint und geben Einblick in das Werk des international tätigen und mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Künstlers. Bilder aus Schaffensphasen in Buenos Aires, Lima, New York, Paris und Monaco bieten einen Überblick über sein vielfältiges Werk.
Zum ersten Mal seit 25 Jahren zeigt eine umfassende Ausstellung in einem deutschen Museum eine retrospektive Auswahl seiner Originale. Neben einigen Schwarz-Weiß-Zeichnungen aus den frühen Jahren halten vor allem zahlreiche aktuelle bunte Bildwelten Einzug in die LUDWIGGALERIE.
In Kooperation mit dem Karikaturmuseum Krems und Guillermo Mordillo.
Mai 2017
Mit dem New Yorker Fotografen Sam Shaw (1912–1999) stellt die LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen erneut einen der großen Bildfinder des 20. Jahrhunderts vor. Seine oft spontanen Motive erlangen Weltruhm und schreiben Fotografiegeschichte. Die Aufnahme von Marilyn Monroe aus Das verflixte 7. Jahr mit dem hochfliegenden Plisseerock ist bis heute eines der am häufigsten reproduzierten Bilder.
Sam Shaws Karriere beginnt als Fotograf für das Collier`s-Magazin. Bekanntheit erlangt er mit der Reportage How America Lives, welche mannigfaltige Gesichter des amerikanischen Alltags der 1940er Jahre zeigt – fernab vom Glanz und Glamour seiner späteren Hollywoodaufnahmen.
Die Porträts von Stars, Künstlern und Intellektuellen dieser Zeit füllen zahlreiche Titelseiten von Magazinen wie Life oder Look und bestimmen bis heute unser Bildgedächtnis.
Der Film ist das große Vorbild für seine Aufnahmen. So finden sich vielfach ungewöhnliche Blickwinkel, die an Kameraeinstellungen für Filmsequenzen erinnern. Das zusätzliche Interesse an Malerei zeigt sich nicht nur in Künstlerporträts, sondern auch in geradezu malerischen Aufnahmen durch Objektive mit langer Brennweite. Die Fotografien sind narrativ und häufig als Serie angelegt. Egal, ob er Sophia Loren an einem Drehtag begleitet oder Kinder beim Spielen mit der Kamera verfolgt.
In Zusammenarbeit mit den Shaw Family Archives, New York ist in Oberhausen eine umfängliche Retrospektive mit etwa 230 Schwarz-Weiß-Fotografien zu sehen. Neben den Klassikern sind thematische Schwerpunkte aus seinem 60-jährigen Schaffen herausgearbeitet zu Bereichen wie Sport, Porträt, Verbrechen oder Film.
Januar 2017
Kunst und Kaufen, zwei Dinge die eng zusammenhängen und doch weit auseinander zu liegen scheinen. An der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit tritt Albrecht Dürer als einer der ersten Kunst-Unternehmer auf. Die Moden des Kunstmarktes zeigen sich über die Jahrhunderte in Übermalungen oder Umdeutungen von Themen. Die Frage nach Original, Kopie und Fälschung stellt sich immer wieder. Große Spekulationsblasen wie die Tulpomania des 17. Jahrhunderts verbinden Kunst- und Geldmarkt.
Das 20. Jahrhundert stellt dann alle Traditionen auf den Kopf. Marcel Duchamp erklärt Industrieware zur Kunst, Andy Warhol und die Vertreter der Pop Art nehmen Supermarktprodukte in ihre Bilder auf. Und auch das Verhalten von Menschen beim Einkauf wird nicht nur in Rudolf Holtappels Fotoserie Menschen im Warenhaus beobachtet. Wenn Gerhard Richter auf seinem Gemälde Mutter und Tochter Brigitte Bardot mit ihrer Mutter beim Shoppen zu zeigen scheint, verbindet sich hier das Thema des Einkaufens mit dem teuersten Maler des aktuellen Kunstmarktes.
Die 1960er Jahre versuchten mit neuen Formen wie Multiples und Auflagendrucken Barrieren abzubauen und mit der Forderung „Kunst für alle“ die Verbindung von Kunst und Leben herzustellen. Doch wird die Schere immer größer, der Kunstmarkt explodiert seit Jahren und auch die Finanzkrise konnte diesem Phänomen nichts anhaben. Dass Kunst die „teuerste Luxusware unseres Kulturkreises“ (Piroschka Dossi) geworden ist, daran reiben sich auch die Künstler. Kritische Positionen gibt es außerdem zum allgemeinen Konsumverhalten und auch das Geld, das Zahlungsmittel für Kunst und Luxus, wird Teil der Werke oder Träger der Bilder.
Diese breit angelegte Ausstellung, die Arbeiten vom 15. Jahrhundert bis heute, vom Kupferstich bis zur Videoinstallation, vereint, beleuchtet nun erstmals in dieser Form das weite Feld, das Kunst und Einkauf verbindet.
September 2016
Donald Duck, Micky Maus und ihre – wie Onkel Dagobert – oft sehr eigenständigen Freunde und Verwandten verbinden wir mit dem großen Walt Disney und seiner riesigen Factory. Doch wer waren die Zeichner hinter dem Disney-Imperium, die die Figuren und ihre Welten erfanden und den Kosmos Entenhausen entwickelten?
Die Oberhausener Ausstellung stellt die drei Altmeister vor: The Mouse Man Floyd Gottfredson, der das Mausiversum zu uns auf die Erde holte; Al Taliaferro, den immer noch weithin unbekannten Zeichner der täglichen Zeitungsstrips mit Donald und Geburtshelfer der Neffen Tick, Trick und Track und vielen weiteren Familienmitgliedern. Sowie den hochverehrten Begründer von Entenhauen und Vater zahlreicher Figuren wie Onkel Dagobert, Daniel Düsentrieb oder den Panzerknackern, Carl Barks.
Doch gehen die Geschichten nach dem Tod dieser drei großartigen Zeichner weiter, und auch das thematisiert die Oberhausener Präsentation. Der aus Deutschland stammende Ulrich Schröder zeichnet heute Geschichten und vor allem Cover rund um Maus und Ente. Der Deutsche Jan Gulbransson und der Amerikaner Don Rosa lassen Donald weiterhin seine wutausbruchbegleiteten Abenteuer erleben und mit Onkel Dagobert im Geld baden. In originalen Zeichnungen und Drucken, von denen zahlreiche Blätter das erste Mal öffentlich zu sehen sind, können die Besucherinnen und Besucher nun eintauchen in den Kosmos Entenhausen››››Oberhausen››››.
Die Ausstellung ist eine der umfangreichsten bisher gezeigten Präsentationen zu Donald, Micky und ihren Zeichnern. In Zusammenarbeit mit der Sammlung Ina Brockmann und Peter Reichelt, Mannheim.
Mai 2016
Regina Relang (Stuttgart 1906 – 1989 München) beginnt ihre fotografische Karriere im Paris der 1930er Jahre. Ihre ersten Erfolge feiert sie mit Reportageaufnahmen, die während ihrer Reisen durch Südeuropa entstehen. Die körperlich schwere Arbeit der Lastenträgerinnen im Hafen von Porto weckt ebenso ihr Interesse wie eine traditionelle makedonische Hochzeit in Galičnik. In der Nachkriegszeit avanciert Relang zur führenden Modefotografin Deutschlands. Zu ihren Auftraggebern zählen namhafte Modeschöpfer wie Christian Dior, Pierre Cardin oder Yves Saint Laurent, ihre Fotografien werden in zeitgenössischen Modejournalen wie Constanze, Madame oder Film und Frau abgedruckt.
In ihren Fotografien, die treffend als „Schaufenster in Bewegung“ bezeichnet wurden, kombiniert sie auf eigenwillige und ungewöhnliche Art Mode mit Alltagssituationen. Die Ruinen des zerstörten Münchens dienen ihr dabei ebenso als Kulisse wie das bunte und rege städtische Treiben internationaler Modemetropolen. Mit ihrem eigenen fotografischen Stil überwindet Relang die Grenzen zwischen Mode- und Reportagefotografie. Sie bettet die neuesten Kollektionen in einen alltäglichen Kontext ein oder inszeniert ihre Models als Starmannequins ganz im Sinne der glamourösen Filmwelt. In den 1960er Jahren ändert sich ihr fotografischer Blick und sie fotografiert zunehmend im Studio.
Die Ausstellung spannt den Bogen von den frühen Reisereportagen der 1930er Jahre über Modefotografie der Nachkriegszeit bis zu den Fotografien für Hochglanzmagazine wie Die Dame oder VOGUE. Sie präsentiert Relangs Lebenswerk und spiegelt gleichzeitig die Geschichte der deutschen Modefotografie eines halben Jahrhunderts.
Erstmals ist mit dieser Ausstellung eine Auswahl aus dem Nachlass Regina Relangs aus der Sammlung Fotografie des Münchner Stadtmuseums außerhalb des süddeutschen Raums zu sehen.
Februar 2016
Die Ausstellung widmet sich in Kooperation mit dem Suermondt-Ludwig-Museum Aachen erneut einem wichtigen Stück aus der Sammlung Peter und Irene Ludwig. Die um 1475 entstandene Eichenholztafel, die dem Meister des Sinziger Kalvarienberges zugeschrieben wird, behandelt das für die Tafelmalerei seltene Thema der ars bene moriendi, der im Mittelalter zentralen Frage des richtigen Sterbens.
Erstmals wird diese Tafel nun eingehend stilistisch und ikonographisch untersucht und in den Themenbereich des guten Sterbens und der Interzessionsdarstellung (Fürbitten Mariä und Christi), die in diesem Bild miteinander verbunden sind, eingeordnet. Weitere wertvolle Leihgaben wie das einzigartige ars moriendi-Blockbuch des Gutenberg-Museums in Mainz oder die Darstellung des Armen Lazarus aus der Sammlung Marks-Thomée ergänzen mit zusätzlichen Leihgaben aus dem Suermondt-Ludwig-Museum diese konzentrierte Einraumschau.
Eine parallele Präsentation zur Ausstellung American Pop Art zeigt die zunächst erstaunlich erscheinenden inhaltlichen Verknüpfungen auf. Die Spruchbänder solcher mittelalterlichen Tafeln, hier erstmals für diese Schau transkribiert, sind die Vorläufer der für den Comic so typischen Sprechblasen. Auch bieten sie durch Leserichtung und Verbindung zu den Figuren eine Orientierung. Roy Lichtensteins Umsetzungen sind ohne dies nicht zu denken. Und auch das Thema des Todes spielt in der Pop Art eine zentrale Rolle, man denke nur an Andy Warhols Death and Disaster-Serie.
Januar 2016
Mit dem Aufkommen der Pop Art in Amerika werden nicht nur Motive des Alltags wie Comics, Fahnen oder Suppendosen kunstwürdig. Auch die Frage des Originals und Geniekultes wird – ganz im Sinne der Nachfolge von Marcel Duchamp – diskutiert und führt unter anderem dazu, dass Künstler beginnen, ihre Siebdrucke, aber auch Objekte als ars multiple, als Meisterwerke massenhaft, aufzulegen. Kunst für alle ist die Devise, die zu einer eigenen Ausprägung und zu eigenwilligen Formen führt.
Das Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen beherbergt mit der Sammlung des Düsseldorfer Rechtsanwaltes Heinz Beck ein großartiges Konvolut an Werken der 1960er und 70er Jahre. Die besondere Ausprägung dieser Sammlung liegt in Becks Vorliebe für Auflagen und Multiples, die genau den Wunsch der damaligen Zeit nach einer demokratisierten Kunst beeindruckend widerspiegelt. Erstmals zeigt die LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen eine Auswahl der amerikanischen Pop Art, die das besondere Vorgehen, nicht nur einer zentralen Figur wie Andy Warhol, verdeutlicht. Editionen wie 7 in a box von 1966 oder ten from leo castelli von 1967/68 geben Einblicke in Künstlerfreundschaften und Kunstmarktverhalten.
Arman (Armand Fernandez), Art Workers Coalition, Richard Bernstein, Christo, Robert Cottingham, Allan D’Arcangelo, Jim Dine, Don Eddy, Richard Estes, Hans-Dietrich Froese, Ralph Goings, Robert Graham, Eila Hershon, Robert Indiana, Alain Jacquet, Jasper Johns, Howard Kanovitz, Allan Kaprow, Alex Katz, Edward Kienholz, R.B. Kitaj, Roy Lichtenstein, Liliane Lijn, Robert W. Munford, Lowel B. Nesbitt, Claes Oldenburg, Mel Ramos, Robert Rauschenberg, Larry Rivers, James Rosenquist, Edward Ruscha, George Segal, Robert Stanley, Alan Turner, Andy Warhol, Tom Wesselmann
September 2015
Ralph Ruthe, Joscha Sauer und Flix (Felix Görmann) bestimmen seit Jahren maßgeblich die Szene des deutschen Comics und Cartoons und zeigen mit ihren Arbeiten deutlich die Übergänge und Grenzen des Mediums auf.
Ralph Ruthe ist besonders für seine täglichen Katastrophen, die den Protagonisten in Shit happens geschehen, bekannt. Ein reiches Repertoire der Tierwelt – ob Kuh, Hamster, Geier oder Löwe – erlebt in Cartoons erzählte Misslichkeiten, Baum und Tod stechen als Figuren besonders hervor. Ruthe arbeitet seit einiger Zeit stark mit dem bewegten Bild. Er stellt aus seinen Cartoons Trickfilme her, die er selber kongenial mit Stimmen, Sound und Musik versieht. Aktuell hat er ein Bühnenprogramm erarbeitet, mit dem er während der Ausstellungszeit durch Deutschland tourt.
Joscha Sauers NICHTLUSTIG ist mittlerweile zum Kult und Markenzeichen geworden. Ein weit gefächertes Personal bevölkert seine Cartoons. Neben den selbstmörderischen Lemmingen, finden die Yetis oder der in einer Wand wohnende Herr Riebmann ebenso durchgehend Beachtung wie der Tod und sein Pudel, Fäkalini, Ninjas, Außerirdische oder die Wissenschaftler Wilson und Pickett. Auch bei Sauer spielt das bewegte Bild eine immer größere Rolle, zurzeit arbeitet er an einer Trickfilmserie. Alle drei Zeichner stellen regelmäßig neue Cartoons und Comics auf ihren Webseiten zur Verfügung.
So stellt Flix unter dem Titel Heldentage kleine Alltagssituationen, meistens in vier Kästen angeordnet, ins Netz. Während Ruthe und Sauer den Cartoon, also das Einzelbild, als ihr Medium gewählt haben, zeichnet Flix umfangreiche und manchmal an literarische Vorlagen angelehnte Comics. Faust oder Don Quijote werden hier höchst originell neu erzählt. Die Schönen Töchter, die aktuell zur Ausstellung als Buch erscheinen, geben ebenso Beobachtungen des Alltags wieder wie viele seiner anderen Geschichten. Und Ferdinand dem Reporterhund gibt er regelmäßig in Dein Spiegel Aussehen und Prägung, während Ralph Ruthe die Geschichten dazu erdenkt.
Mai 2015
Straßen, Wasserwege, Bahntrassen und Überlandleitungen gliedern und verbinden, trennen und zerschneiden. Sie sind die zentralen Gestaltungsmerkmale des Ruhrgebiets. Diese großen Schneisen prägen das Bild der Region und geben auch ganz aktuell Anlass zur Diskussion. Ist der Bau von Strommasten ein Indikator zur Energiewende oder Entstellung eines landschaftlichen Panoramas? Bedeutet eine direkte Autobahnanbindung Mobilität und Modernität oder Lärm und Gefahr? Verschiedene Raumprofile künden von verletzter Landschaft, von Renaturierung und von Strukturwandel. Diese Ausstellung unter dem herausfordernden Titel GREEN CITY visualisiert die ungewöhnliche und komplex vernetzte Landschaft der Ruhr-Region durch den künstlerischen Blick. Die Themen Ökologie, Klima, Umweltschutz und Energie sind nicht nur gesellschaftspolitisch von Bedeutung, sondern spielen seit langem auch im Schaffen zahlreicher Künstlerinnen und Künstler eine zentrale Rolle.
Die LUDWIGGALERIE stellt ein Spektrum dieser eigenwilligen künstlerischen Beschäftigung vor, sowohl mit Werken regionaler Künstler als auch mit international renommierten Positionen. Kritisch untersuchende Werke zeigen Flüsse und Straßen. Setzungen im Außenraum gestalten die Landschaft skulptural oder mit Farbe. Fotografische Serien blicken auf die Rückeroberung von Räumen durch die Natur. Es wird mit natürlichen wie mit Industriematerialien gearbeitet, gattungsübergreifend und experimentell. Auch der eigentlich unsichtbare elektrische Strom kann zum Kunstgegenstand werden!
Kunstwerke in der näheren Umgebung der LUDWIGGALERIE öffnen den Museumsraum darüber hinaus in die Umwelt.
Januar 2015
In dieser umfangreichen Überblicksausstellung wird das Werk einer der profiliertesten deutschen Fotografinnen vorgestellt. Mitte der 1970er Jahre entdeckte die in der Nähe von München lebende Herlinde Koelbl ihre Leidenschaft für die Fotografie. Von Anfang an zeigte sich ihr besonderes Gespür für den Menschen, eigenwillige Themen und ihr Ansatz, in Langzeitprojekten zu arbeiten. Das deutsche Wohnzimmer war 1980 ihr erstes publiziertes Buch und gehört heute zu den Klassikern der deutschen Fotografiegeschichte. Mehr als ein Dutzend Bände sollten folgen, ebenso wie zahlreiche Auszeichnungen, internationale Lehraufträge und Ausstellungen.
Doch wäre es zu kurz gegriffen, Herlinde Koelbl allein als Fotografin zu sehen. Zu zahlreichen ihrer Projekte gehört eine umfangreiche Text und Interview-Arbeit. Filme und Videoinstallationen komplettieren ihr Werk. Schon bei Das deutsche Wohnzimmer lässt sie die Porträtierten zu Wort kommen. Bei den Jüdischen Porträts von 1989 gehören die umfassenden Antworten der „letzten Generation jüdischer Deutscher, die noch in die fruchtbare deutsch-jüdische Symbiose hineingeboren wurden – und die dann deren Zerstörung miterleben mußte“ untrennbar zum Werk hinzu und geben Zeugnis über Fragen zu Tradition, Heimat oder Religion. Herlinde Koelbls tiefgehendes Interesse am Menschen zeigt sich ebenso in den Serien zu Kindern, Männern oder Starken Frauen. Ihr vielleicht bekanntestes Projekt ist die Langzeitstudie Spuren der Macht. 1991 begann sie diese zunächst auf acht Jahre angelegte Studie und beobachtete bei ihrem jährlichen Besuch, wie Amt und Verantwortung, öffentliche Aufmerksamkeit und Erfolgsdruck die Menschen veränderte. Die Bilder zu Joschka Fischer, Gerhard Schröder und insbesondere zu Angela Merkel sind aus dem deutschen Bildergedächtnis nicht mehr wegzudenken.
September 2014
„Ritzeratze! – voller Tücke / In die Brücke eine Lücke.“ Im Herbst 1864 vollendet Wilhelm Busch seine berühmteste Bildergeschichte: Max und Moritz. Diese Böse-Buben-Streiche werden heute als die Geburtsstunde des deutschen Comics angesehen. Mit Streich auf Streich zeigt die LUDWIGGALERIE nun die erste große Gesamtschau zur Geschichte und Entwicklung des Comics im deutschsprachigen Raum. In 15 Kapitel (Streiche) unterteilt, werden die Lieblingscomics der Deutschen in knapp 300 Originalzeichnungen und über 60 Erstdrucken vorgestellt.
Vater und Sohn, Nick Knatterton, Fix und Foxi, Mecki oder Strizz bevölkern dann Schloss Oberhausen. Ralf König ist mit Der bewegte Mann ebenso vertreten wie Walter Moers´ Kultfigur des Kleinen Arschlochs. Daneben gewährt diese erste Comic-Retrospektive spannende Einblicke in die hiesige Comic-Szene der Gegenwart. Avantgardistischen Werken von Hendrik Dorgathen oder Anke Feuchtenberger schließen sich die künstlerisch ambitionierten Graphic Novels von Isabel Kreitz oder Reinhard Kleist an. Und auch die neuesten Entwicklungen, wie Germangas nach japanischem Vorbild, Superhelden-Comics für den US-amerikanischen Markt oder Web-Comics, sind Teil der Ausstellung.
Sie machen deutlich, dass der deutschsprachige Comic heute so vielseitig und qualitätvoll wie nie zuvor ist. In 150 Jahren hat er kontinuierlich an Innovationskraft gewonnen.
Mai 2014
Eve Arnold (1912 – 2012) gehört zu den wichtigsten Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. Ende der 1940er Jahre beginnt sie ihre fotografische Karriere als Autodidaktin mit einer Rolleicord-Kamera und tritt 1957 – als eine der ersten Frauen – der legendären Fotoagentur MAGNUM bei. Berühmt wird sie mit ihren ungewöhnlichen Modeaufnahmen in Harlem oder ihren politischen Reportagen. Aber auch die feinfühligen Beobachtungen gerade beginnenden Lebens und die Fotografien ihrer Reisen nach Afghanistan, China und Indien beweisen ihre singuläre und zutiefst humanistische Bildsprache.
Neben den Reisefotografien, sind es insbesondere die sensiblen Portraitaufnahmen von Filmstars wie Marlene Dietrich, Marilyn Monroe und Joan Crawford, mit denen Eve Arnold Fotografiegeschichte geschrieben hat. Über fünfzig Jahre fotografiert sie Monroe und Co.
Eve Arnold überzeugt als stille und einfühlsame Beobachterin, die stets hinter ihren Fotoobjekten zurück tritt, um – ganz im Sinne Henri Cartier-Bressons – den ‚entscheidenden Augenblick‘ einzufangen. Ihre Bilder erscheinen in den großen und bekannten Foto- und Modemagazinen, wie Harper’s Bazaar, Vogue oder LIFE. Der Grande Dame des Bildjournalismus, die 2012 kurz vor ihrem 100. in London verstarb, widmet die LUDWIGGALERIE nun eine umfassende Retrospektive. Den Schwerpunkt der Oberhausener Schau bilden dabei die Reisefotografien aus Afghanistan, China, Indien und Südafrika sowie ihre fotografischen Portrait-Studien von Marlene Dietrich, Marilyn Monroe, Joan Crawford, Isabella Rossellini und anderen bekannten Gesichtern des 20. Jahrhunderts.
Januar 2014
Bereits zu Lebzeiten ist Andy Warhol populär wie kaum ein anderer Künstler – er schafft bis heute gültige Symbole und Ikonen, seine Bildästhetik prägt das tägliche Leben nachhaltig. Von den Massenmedien und der Alltagskultur inspiriert, setzt Warhol mit seinem Werk entscheidende Impulse für die Kunstentwicklung ab den 1960er Jahren. Zeitgleich mit Roy Lichtenstein verarbeitet Warhol Motive aus den Printmedien und Massenprodukte wie Campbell’s Suppendosen für seine Kunst. Er löst die Objekte des Alltags aus ihrer Umgebung, setzt sie prominent ins Bild und formuliert Alltägliches so zur Kunst um. Seine Motive findet er in den tagesaktuellen Medien, der Kunstgeschichte, Architektur oder der Natur. In dieser Zeit entdeckt Warhol das Siebdruckverfahren für sich. Erst durch die Siebdrucktechnik ist es dem Künstler möglich, jegliche handschriftlichen Merkmale aus seinen Arbeiten zu entfernen, sich so von der traditionellen Malerei zu lösen und dennoch seinen unverkennbaren Stil zu entwickeln.
Den Schwerpunkt der Ausstellung bilden Warhols Druckgrafiken, besonders die der frühen Jahre. Innerhalb der Werkschau stellen Drucke wie Electric-Chair, Campbell’s Soup und die Flash-Mappe, Porträts von Marilyn, Mao oder die Verkündigung nach Leonardo da Vinci Warhols außergewöhnliche Arbeitsweise vor. Die Ausstellung thematisiert vor allem den Grafiker Warhol, hält aber auch Leinwandarbeiten wie Portrait of a Lady bereit. Auf seine Präsenz innerhalb der damaligen Musikszene sowie den Filmemacher Warhol wird ebenfalls verwiesen. Zu sehen sind die von ihm gestalteten Plattencover, aber auch originale Drehbücher. Die 1971 dokumentarisch aufgenommenen Fotografien von Leo Weisse lassen den Künstler in seiner Selbstinszenierung greifbar werden. Der Fotograf begleitete Warhol auf dessen Promotiontour zu dem Film Trash in Deutschland.
September 2013
Seit Jahrtausenden übt das Haar auf die Menschen aller Kulturen eine besondere Faszination aus. Sei es, dass es als Sitz der Seele galt, die Lebenskraft des Menschen symbolisierte oder als zentraler Träger erotischer Botschaften diente. In allen Religionen der Welt spielt das Haar eine besondere Rolle, es zeigt Demut durch das Scheren des Haupthaares oder steigert die Gottesnähe durch Echthaar an Kruzifixen im christlichen Mittelalter. Fruchtbarkeit oder Machtverlust spiegelt sich im üppigen bzw. im abgeschnittenen Haar. Status, Geschlechts- oder Gruppenzugehörigkeit signalisiert das offene oder verdeckte Haar mit seiner Frisur oder der Form der Haube. Die Farbe des Haares reicht in der Bewertung vom Rot des verräterischen Judas und der Zugehörigkeit zur Hexenbrut über das verführerische Blond Maria Magdalenas und Marilyn Monroes bis zum tiefen Schwarz der Femme fatale. Die Locken geliebter Menschen wurden als Freundschaftsbeweis bewahrt. Die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts entdeckt das Haar für sich neu. Abstoßend inszeniert oder auf Begierde abzielend, erstaunlich im gebrochenen Kontext oder passend zur Alltäglichkeit, kann das Haar nun in vielerlei Formen auftreten. Den Metamorphosen scheinen keine Grenzen gesetzt.
Ausgehend von den reichen Beständen der Sammlung Peter und Irene Ludwig spürt die Schau den Künstlerinnen und Künstlern über die Jahrhunderte nach, wie sie das Haar interpretiert haben. Mit diesem Ausstellungsvorhaben wird der Idee Peter und Irene Ludwigs, ihre Kunstwerke immer wieder in neue Zusammenhänge zu stellen und mit weiteren Arbeiten aus anderen Kollektionen zusammenzubringen, besonders Rechnung getragen.
Mai 2013
Arthur Fellig (1899–1968), der sich das selbstbewusste Synonym Weegee – The Famous zulegte, gehört zu den ungewöhnlichen Positionen der amerikanischen Fotografie der 1930er, 40er und 50er Jahre. Er wurde berühmt durch seine nächtlichen Fotos zu Brandkatastrophen, Unfällen und Morden sowie seine Beobachtungen von Obdachlosen und Outlaws. 1910 wanderte die Familie aus Zloczew im heutigen Polen nach Amerika aus. Nach diversen Hilfsarbeits- bzw. Dunkelkammertätigkeiten macht er sich Mitte der 30er Jahre als Pressefotograf selbstständig. 1938 erhält er als erster das Privileg offiziell den Polizeifunk mithören zu dürfen. Das Gerät installiert er in seinem Auto und ist so häufig noch vor der Polizei am Tatort. Eine provisorische Dunkelkammer richtet er im hinteren Teil des Wagens ein, so dass seine Fotos meist die ersten überhaupt sind, die über Mord und Totschlag, über Feuer und Prostitution berichten. Diese Art der Arbeit lässt ihn zu einem der berühmtesten Bildchronisten dieser – noch schwarz-weißen – brutalen Epoche werden.
Eine harte Lichtführung mit erschreckender Unmittelbarkeit und drastischem Realismus zeichnet die Bilder aus. Sein greller Blitz schafft häufig „blasse Nachtgestalten“ und hebt damit visuell die Dunkelheit als seine hauptsächliche Arbeitszeit hervor.
In über 100 Fotografien stellt die Ausstellung diesen für viele nachfolgende Fotografen sowie Regisseure und Filmer vorbildhaften und prägenden Realisten vor. Weegee nannte seine erste Ausstellung zu Lebzeiten „Murder is my business“. Die Oberhausener Schau vereint neben den Bildern zu Tatorten und Tätern auch solche zu Celebrities und Stars wie Jackie Kennedy oder Salvador Dali.
Januar 2013
Cornelia Funke ist eine der großen deutschen Erzählerinnen – mit Worten wie mit dem Zeichenstift. Die gelernte Illustratorin begann ihre Karriere mit Zeichnungen zu fremden Texten, stellte dann schnell fest, dass sie wohl genauso gut (oder auch besser!) Geschichten erfinden könne und ging immer mehr zum Schreiben über. Mit Kein Keks für Kobolde und anderen Kinderbüchern begannen Ende der 1980er Jahre ihre eigenen Geschichten. Serien wie Gespensterjäger oder Die wilden Hühner machten sie zu einem Liebling des jungen Publikums. Mit Der Herr der Diebe und schließlich der Trilogie zur Tintenwelt wurde sie international bekannt.
Zwar hat sie das Zeichnen in den letzen Jahren zugunsten des Schreibens eingeschränkt, doch zeigen die Originale deutlich, welch einfallsreiche Bilderfinderin sie ist. Die frühen Illustrationen sind meist stark farbig und figurenreich ausgestattet, in den späteren Büchern beschränkt sie sich häufig auf – sehr feine – schwarze Tusche- oder Kreide- bzw. Graphitzeichnungen, die die Kapitel einleiten. Die Wahlheimat Amerika der gebürtigen Dorstenerin schlägt sich in mancher der neuesten Zeichnungen bildlich nieder.
Erstmals wird das zeichnerische Werk von Cornelia Funke von den Anfängen bis zu den aktuellsten Werken aus Reckless und begleitet von einem umfangreichen Katalog vorgestellt. Hier wird sichtbar, dass Cornelia Funke zu den raren Doppeltalenten gehört, die in Wort und Bild fantasievoll und originell die Menschen in neue Welten entführen. Dabei begeistert sie nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern zieht auch ein erwachsenes Publikum in ihren Bann. Zahlreiche Verfilmungen ihrer Bücher eröffnen auch in diesem Medium neue Bildwelten.
Oktober 2012
Die Charaktere von Ulf K. sind liebenswerte Außenseiter, die an die eigene Fantasie glauben. Seine Geschichten infizieren mit einer Faszination, der man sich nur schwer entziehen kann.
Der 1969 mit dem bürgerlichen Namen Ulf Keyenburg in Oberhausen geborene Zeichner und Illustrator gehört zu den renommiertesten Deutschlands. 2004 wurde Ulf K. auf dem internationalen Comicsalon in Erlangen als bester deutschsprachiger Comiczeichner mit dem Max-und-Moritz-Preis ausgezeichnet. Seine Publikationen erscheinen weltweit.
Geprägt wurde Ulf K. besonders durch die frankobelgischen Comics, wie etwa Hergés Tim und Struppi, er entwickelte jedoch schnell eine eigene Handschrift. Sein Stil besitzt einen hohen Wiedererkennungswert durch klare und reduzierte Linien und die flächige einfarbige Kolorierung in der Tradition der ligne claire.
Häufig verbreiten seine Comics eine leicht morbide bis melancholische Stimmung oder haben gar den Tod als Hauptdarsteller, wie im gerade neu aufgelegten Tango de la Mort (2000/2012). Oft sind sie auch gewürzt mit einer Prise schwarzem Humor.
Er schafft illustrierte Geschichten und auch welche, die ganz ohne Worte funktionieren. Das Spektrum reicht von Comics für Erwachsene über Kinder- und Schulbücher bis hin zu Pappbilderbüchern für die Altersklassen zwei bis vier.
Die Schau stellt das Werk in seiner ganzen Breite mit weit über 200 kolorierten Originalen, Handzeichnungen und Skizzen vor. Gezeigt werden sowohl frühe Zeichnungen wie das Comicalbum Der Mondgucker, welches 1998 im Eigenverlag erschien, als auch die aktuell entstehenden Kinderbuchreihen aus dem Gerstenberg Verlag.
September 2012
Marilyn Monroe gehört zu den meistfotografierten Frauen der Welt. Schon früh wurde sie als Model entdeckt. Tom Kelley hält 1949 die Reize der jungen Marilyn fest, die allerdings erst 1952 für einen höchst erfolgreichen Kalender weitergeben werden. 1953 schafft es eines der Fotos sogar zum Centerfold der ersten Playboy-Ausgabe.
Milton H. Greene lernt Marilyn gerade in diesem Jahr kennen. Die beiden verbindet für ein paar kurze Jahre eine enge Freundschaft und die Gründung der gemeinsamen Firma Marilyn Monroe Productions Inc. Greene bekommt 1953 den Auftrag, Marilyn für die Weihnachtsausgabe von Look zu fotografieren. Es sollen zahllose weitere Bilder entstehen, bis 1957, wohl im Umfeld der Eheschließung mit Arthur Miller, der Kontakt zerbricht.
Den Schwerpunkt der Ausstellung bilden die Aufnahmen von Bert Stern, der 1962, nur wenige Wochen vor Marilyns Tod, ein Fotoshooting für Vogue durchführt, das unter dem Titel The Last Sitting bekannt wurde. Sterns Fotos stellen Marilyn in eindringlicher Dichte und zum Teil großer Intimität vor. Das letzte Foto dieses Shootings, von Sterns Assistenten Leif-Eric Nygård geschossen, vervollständigt die Serie.
Auch die Zeitschrift Cosmopolitan interessiert sich im Sommer 1962 für die Schauspielerin. George Barris führt in ihrem Auftrag ein dreitägiges Shooting am Strand von Santa Monica durch, dessen Fotos mit dem Wollpullover zu sehen sind. Und schließlich sind es Allan Grants Aufnahmen für das Hochglanzmagazin Life, die zu den letzten Bildern von Marilyn gehören sollen und die hier mit einem prominenten Beispiel vertreten sind.
Eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit Ina Brockmann und Peter Reichelt, Mannheim.
Mai 2012
Es wird privat! – Die LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen wagt den Blick ins Wohnzimmer, in die Küche, ins Bad und auch ins Schlafzimmer. Wohnen im Ruhrgebiet, da denken immer noch viele an Arbeitersiedlung und Gelsenkirchener Barock. Wie abwechslungsreich und multikulturell Künstler die Metropole Ruhrgebiet sehen, zeigt diese Schau. Dabei ist es nicht der kulturhistorische Ansatz, der interessiert, sondern der künstlerische Blick auf, durch und hinter Schlüssellöcher.
Volle Räume und leere Räume, Zimmer, die sich durch Menschen gestalten und solche, in denen die Gegenstände ein Eigenleben zu entwickeln scheinen, all das gibt es auf zum Teil kuriose Weise zu beobachten. Anna und Bernhard Blume experimentieren in ihrem Trauten Heim. Julia Arztmann und Barbara Deblitz irritieren mit rätselhaften Objekten aus dem vermeintlichen Wohnalltag. Mischa Kuballs New Pott und die Serie Nachbarschaft von Sebastian Mölleken und Oliver Blobel untersuchen das Thema Heimat. Laurenz Berges und Jörg Winde konfrontieren dagegen mit Verlassenheit und Leere.
Und auch im Medium Film – in Kooperation mit dem blicke Filmfestival des Ruhrgebiets – zeigen sich neue Einsichten in scheinbar Bekanntes. Der Verein Kultur im Turm arbeitet an einer eigens für die Ausstellung angefertigten Installation.
Februar 2012
In feinster Schnitztechnik gibt das elfenbeinerne Tödlein seine erschreckende Botschaft kund: Die Vergänglichkeit des Lebens, den Zerfall des Fleisches. Wimmelndes Gewürm kündet von der Sündhaftigkeit des Menschen. Kröten und Schlangen stehen für Höllengetier, die Fliegen – das Teufelszeug – nehmen gar den Platz des Herzens ein. Der Körper ist in einen aus Intarsien in Elfenbein und Ebenholz geschmückten Kasten gebettet, der den Blick selbst bei geschlossenem Deckel durch die durchbrochenen Seitenwände frei gibt. Diesem einzigartigen Werk der Erinnerungskultur aus der Sammlung Peter und Irene Ludwig widmet sich die Kabinettausstellung.
Ergänzt wird das kostbare Elfenbeintödlein durch die dreidimensionale Darstellung des Baseler Totentanzes. Die sogenannten Zizenhausener Figuren, aus Ton gefertigte kleine Skulpturengruppen, setzen den wohl populärsten und bekanntesten der mittelalterlichen Totentänze plastisch in Szene. Weder vor König noch Mönch, weder vor Herzogin noch Malerin macht der Tod halt.
Wie sehr sich die Menschen in der Frühen Neuzeit und auch den Jahrhunderten danach mit den Themen Tod und Erlösung, Verdammnis und Auferstehung beschäftigten und sich dies bildlich niederschlug, berichten zahlreiche Grafiken, unter anderem von Künstlern wie Albrecht Dürer, Hans Holbein, Hendrick Goltzius, Marco Dente oder Matthias Merian. Das wundervolle beinerne Tödlein findet hier seinen morbiden Kontext.
Die Ausstellung konnte durch die Kooperation mit dem Museum Schnütgen Köln, dem Suermondt-Ludwig-Museum Aachen und der Grafischen Sammlung Mensch und Tod an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf realisiert werden.
September 2011
Die Lügengeschichten des Käpt’n mit dem blauen Pelz sind ebenso legendär wie die politisch unkorrekten Verhaltensweisen des Jungen, der das Kleine Arschloch schon im Namen trägt. Und mit der Figur Adolf, die Nazi-Sau, bricht er dann auch noch das letzte große Tabu: Walter Moers, Zeichner und Autor mit überbordendem Einfallsreichtum. Grenzenlose Phantasie lebt Moers auf seinem neuen Kontinent aus, den er Zamonien nennt und mit vielerlei Daseinsformen wie Buntbären und Eydeeten, Fhernhachen und Wolpertingern, Buchlingen und Haifischmaden oder Kratzen und Schrecksen bevölkert. Ein Universum der Sonderklasse, das sich die Literatur und das Lesen, das Spiel mit Worten und Sätzen, zu einem seiner Hauptthemen auserkoren hat. Die Bilder zu diesem eigenwilligen Phantasiereich geben einen tiefen Einblick in die Vorstellungskraft des doppelbegabten Autors und zeigen, ebenso wie seine Texte, ein großes Repertoire an kunsthistorischem wie eben auch literarischem Wissen.
Das große Interesse am Spinnen von Seemannsgarn hat Walter Moers bereits bei einer seiner ersten Figuren, dem blauen Bärenopa und dessen drei Enkeln für die Sendung mit der Maus gezeigt. Neben diesen Arbeiten fürs Fernsehen wurde Moers durch seine Comics, insbesondere Das kleine Arschloch, bekannt. Ein reduzierter Zeichenstil mit riesigen Nasen ist hier Moers Markenzeichen. Ende der 1990er Jahre wendet er sich vom Comic ab, nur Adolf – Der Bonker wird danach noch, von einem Musikvideo begleitet, gezeichnet.
Erstmals widmet sich nun eine Ausstellung dem Werk des 1957 in Mönchengladbach geborenen Zeichners und Autors Walter Moers in all seinen Fassetten. Weit über 200 Werke in Form von Zeichnungen, Skizzen, Gemälden, Skulpturen, Puppen, Filmen, darunter auch unveröffentlichte Werke, stellen einen der wichtigsten Geschichtenerfinder Deutschlands in seiner medialen Breite vor.
Mai 2011
Der bekannte Magnum-Fotograf Elliott Erwitt, Jahrgang 1928, zeigt in der LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen einen Überblick über sein Schaffen. Hunde und Kinder, Gruppen und Nackte, Museen und Landschaften – niemand ist vor seinem augenzwinkernden und humorvollen Blick sicher. In fast 140 Fotografien gibt die Ausstellung Einblick in alle Werkphasen. Dabei sind die bekannten, zu Ikonen der Fotografie gewordenen Hundebilder ebenso vertreten, wie noch neu zu entdeckende Sujets. Dass die bellenden Vierbeiner eine ganz besondere Rolle in seinem Oeuvre spielen, hat – neben Elliotts persönlicher Vorliebe – seinen Ausgangpunkt in einem Auftrag für eine Modeserie zu Damenschuhen gehabt. Er beschloss die Aufnahmen aus der Perspektive der Hunde zu machen, da wohl niemand soviel Schuhe zu sehen bekomme, wie eben die Hunde.
„I am serious about not being serious“ sagt Erwitt über sich selbst. Der Mensch bzw. das Tier stehen im Mittelpunkt seiner Arbeit. Zahlreiche Reisen brachten ihn um die ganze Welt, seine Reportagefotos prägen zum Teil bis heute unser Bild von den historischen Vorgängen. Bereits 1953 tritt er der von Robert Capa mitbegründeten Agentur Magnum bei, deren Präsident er später wird. Auf Edward Steichens legendärer Fotoausstellung The Family of Man 1955 im Museum of Modern Art New York war er bereits mit drei Fotos vertreten. Zahlreiche Ausstellungen und vor allem diverse Bildbände zu seinen Themen sind von dem in Frankreich geborenen Amerikaner mit russischen Eltern zusammengestellt worden. Neben freier Fotografie, Erwitt nennt diese seine „persönlichen Bilder“, und zahlreichen Reportagen hat der Altmeister des Schwarz-Weiß auch die Mode- und Werbefotografie nachhaltig beeinflusst.
In Zusammenarbeit mit Magnum Photos.
Februar 2011
Im Mittelpunkt dieser sehr qualitätvollen Einraumschau steht das sogenannte Leuchter- oder Lüsterweibchen aus der Sammlung Peter und Irene Ludwig. Vermutlich um 1540 in der Nordschweiz entstanden, stammt es entweder aus dem Rathaus von Rapperswil oder hing im Wohnhaus der Auftraggeber Thüring Göldlin und Margareta Muntprat. Umfangen von dem stolzen Geweih eines Eisspross-Vierzehnender-Kronenhirsches, hält die Figur das Allianzwappen des Paares.
Zahlreiche kostbare Leihgaben verdeutlichen den Kontext des Stückes. Dabei wird erstmals seit über 20 Jahren die delikate Zeichnung Albrecht Dürers zu einem Drachenleuchter mit der ausgeführten Version Veit Stoß’ zusammen zu sehen sein. Eines der jüngsten erhaltenen Leuchterweibchen sowie ein spätes Leuchtermännchen veranschaulichen zusammen mit weiteren Skulpturen, Gemälden und Grafiken die einzigartige Doppelstruktur von Naturding und Kunstwerk dieser wundersamen Gattung.
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen
September 2010
Die LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen zeigt mit Janosch einen der wichtigsten und beliebtesten Illustratoren und Geschichtenerzähler in Deutschland. In einer mit über 200 Arbeiten sehr umfangreichen Schau wird der Künstler in originalen Aquarellen, Gouachen, Entwurfszeichnungen und Radierungen vorgestellt. Wie sehr Bild und Geschichten miteinander verwoben sind, machen die Entwürfe deutlich. Sie eröffnen einen vertiefenden Einblick in den künstlerischen Schaffensprozess des international renommierten Erzählers mit dem Zeichenstift.
Janosch, als Horst Eckert 1931 in Oberschlesien geboren, veröffentlichte über 300 (Kinder-)Bücher, die in 40 Sprachen übersetzt wurden. Daher sind kleinen wie großen Menschen seine Tiger, Bären und Löwen bestens vertraut. Bär und Tiger haben uns nicht nur gezeigt, was Mut ist, und dass Panama vor der eigenen Haustür liegen kann, sondern auch, wie wichtig Freundschaft ist. Die Geschichten von Schnuddel, Kasper Mütze oder Günter Kastenfrosch beinhalten Botschaften, die nicht nur Kinder spielerisch zum Nachdenken anregen. Janosch gelingt es, generationsübergreifend Werte zu vermitteln, die Phantasie anzuregen und die Menschen zum Lachen zubringen.
Fernab von Panama existieren aber auch andere Welten in seinem Oeuvre, die bisher weniger bekannt sind. Janosch thematisiert heftig die Kritik an der Institution Kirche und zeigt in überspitzten Darstellungen das Beziehungsgeflecht zwischen Mann und Frau. Wenn Reales und Phantastisches im Panama-Universum und den anderen Welten miteinander verschmelzen, wird das Phänomen Janosch erst in seiner Gesamtheit deutlich.
Juni 2010
In dieser ungewöhnlichen Präsentation zeigt die Ludwig Galerie zum Kulturhauptstadtjahr 2010 eine umfangreiche Ausstellung zum künstlerischen Umgang mit dem Tisch. Die international verzweigten qualitätvollen Sammlungsbestände von Peter und Irene Ludwig bilden hierbei den Ausgangspunkt. Ein Panoptikum von Tischen entfaltet ungewöhnliche Sichtweisen. Antike Gefäße, mittelalterliche (Altar-) Tische oder Stillleben des 17. Jahrhunderts werden mit Tendenzen des 20. und 21. Jahrhunderts konfrontiert. Mit-, neben- und gegeneinander zeugen die Positionen von den unterschiedlichsten Herangehensweisen. Kein kulturhistorisches Erforschen der Tischkultur findet statt, vielmehr ist es ein Sichtbarmachen innerer Zusammenhänge, die zunächst häufig ein höchst unterschiedliches Auftreten vorweisen.
Der Alltagsgegenstand Tisch dient hier erstmals zur Präsentation von künstlerischen Ansätzen, die zum Teil große Distance, zum Teil erstaunliche Nähe aufzeigen. Während der Stuhl das Gestaltungsobjekt par excellence ist und war, spielt der Tisch eher eine dienende, eine beiläufige Rolle. Und doch vereint er vieles an sich und auf sich. Dabei ist das Stillleben das einzige Genre, welches ihn zum Hauptdarsteller macht. Ansonsten ist es vielleicht gerade die Beiläufigkeit seines Auftretens, die den Tisch heraushebt. Es ist das erste Mal, dass eine Ausstellung sich zeit- und gattungsübergreifend diesem Thema zuwendet und sich mit Hilfe von Meisterwerken aus der Sammlung Ludwig auf die Suche nach dem inneren Gefüge, dem Wesen der grundlegenden Möglichkeiten macht.
Der Spannungsbogen reicht von den schmückenden feinen Porzellanservice der Sammlung Ludwig bis zu Renato Guttusos Totenmahl, das Picasso und seine Welt an sich vereint. Campbell’s Suppendosen gehören ebenso auf den Tisch wie der große antike Skyphos oder die attische Augenschale. Rituelle Handlungen (Altartisch) spielen eine Rolle genau wie alltägliche Bereiche. David Hockney gibt Einblick in sein Zeichenstudio, Albrecht Dürer stellt die Studierkammer des Hl. Hieronymus vor.
September 2009
Die Knollennase ist sein Markenzeichen, die Beobachtung (homo)erotischen Miteinanders sein Inhalt: Die Ludwig Galerie widmet Ralf König die erste große und umfassende Ausstellung überhaupt. Mit internationalen Preisen ausgestattet – seine Comics in 15 Sprachen übersetzt – ist nun erstmals ein Überblick über sein Schaffen in Originalen zu sehen.
Bewegte Männer und Stutenkerle, Sahneschnittchen und Zitronenröllchen tummeln sich durch seine Storys und haben Ralf König nicht nur zu dem wichtigsten deutschen Comiczeichner, sondern auch zum bedeutendsten Sympathieträger der Schwulenbewegung gemacht. „Der bewegte Mann“ machte ihn 1986 einem breiteren, zunehmend heterosexuellen Publikum bekannt. Seine Comics wurden verfilmt oder erfolgreich als Puppenspiel aufgeführt. Immer wieder griff König auf klassische literarische Stoffe zurück, wie „Lysistrata“ – frei nach Aristophanes oder „Jago“ – frei nach Shakespeare. Dem Thema Aids näherte er sich in Superparadise-Nebenwirkungen. Und auch die eigene (Kurz-)Biografie packte er 1993 in eine freche gezeichnete Geschichte … und das mit links.
In Prototyp und Archetyp, seinen beiden neuesten Büchern, gibt er Einblick in die knollennasige Schöpfungsgeschichte sowie Bau und Treiben um und auf der Arche Noahs. Er wendet sich hier dem Thema Religion zu und geht höchst eigenwillig mit den Geschichten der Bibel um. Kritisch hat sich König zum Karikaturenstreit und dem Islam geäußert und damit deutlich Stellung für Meinungs- und Pressefreiheit bezogen. 2006 erhielt er dafür den „Max-und-Moritz-Preis“ in Erlangen. Neben den Comicstrips werden großformatige Arbeiten von Ralf König gezeigt, die größtenteils speziell für die Oberhausener Präsentation geschaffen wurden.
Juni 2009
Georg Baselitz, Markus Lüpertz und A. R. Penck gehören wohl unbestritten zu den wichtigsten Protagonisten der Malerei in Deutschland. In den letzten Jahrzehnten prägten und prägen ihre Bildwelten die bildende Kunst, auch über Deutschland hinaus. Peter und Irene Ludwig erwarben für ihre Sammlung von allen drei Künstlern frühe Zeichnungskonvolute, die die Entwicklung nachvollziehen lassen, die Baselitz, Lüpertz und Penck zu ihren Themen und Formen geführt haben.
Baselitz wendet sich Ende der 1950er Jahre von den gestischen Formen ab und der Figur zu. Fast organisch aussehende Menschen und einzelne Körperteile prägen diese Phase. Es schließen sich die Helden und „Neuen Typen“ an, die mit den „Großen Freunden“ einen programmatischen Höhepunkt erlangen. In den späten 1960er Jahren dann beginnt Baselitz mit der Drehung seiner Motive.
Mit der Dithyrambe führte Markus Lüpertz 1964 eine Form in die Kunst ein, die aufgrund ihrer ausgesprochen körperlichen Wirkung zwar gegenständliche Assoziationen nahe legt, aber nicht gegenständlich zuzuordnen ist. Seine Zeichnungen belegen den Weg dorthin. Weitere Gruppen verdeutlichen die Entwicklung seiner bekannten Bildgegenstände. Mantel, Helm, Schnecke, Drache und Fisch bevölkern die Zeichnungen, die „Stil-Bilder“ kennzeichnet ihre eigene Form.
Und auch die Entwicklung des Zeichensystems von A. R. Penck wird in dem Zeichnungskonvolut aus der Sammlung Ludwig ablesbar. Bereits bei frühen Systembildern interessiert sich Penck für die Bedeutung von Zeichen bei der Vermittlung von Informationen.
Die in Kooperation mit dem Ludwig Forum für internationale Kunst und der Ludwig Stiftung in Aachen entstandene Ausstellung gibt im Kleinen Schloss erstmals einen Einblick in die internationalen Grafikbestände der Sammlung Ludwig aus West- und Osteuropa sowie aus Asien und Kuba.
Januar 2009
„Die Achtelsekunde scheint mir wie der Wimpernschlag der klassischen Fotografie zu sein“, sagt Jim Rakete, einer der bekanntesten deutschen Fotografen. Seine Porträts lichtet er mit einer Plattenkamera ab, einer Technik aus der Frühzeit der Fotografie. In den eindrücklichen Bildnissen gibt der Berliner Einblick in die Welt von Film und Musik, von Kunst und Tanz, von Literatur und Politik.
„Vertraute Fremde“ zeigen die Bildnisse, deren Namensliste sich wie ein Who-is-Who des öffentlichen Lebens liest. Dabei ist es Rakete wichtig, seine Protagonisten ungeschminkt und als Menschen im Bild zu bannen. Heino Ferch, locker mit Kaffeetasse, Christiane Paul, hochschwanger am hektischen Bahnhof, daneben Helmut Schmidt mit unvermeidlicher Zigarette. In melancholischer Geste riecht der Künstler Jörg Immendorff an einer Nelke.
Die Musikszene, die Jim Rakete maßgeblich als Manager mit geprägt hat, ist nicht nur mit Nena und Ulla Meinecke vertreten, sondern auch mit Silbermond und Wir sind Helden. Einige der seltenen Farbaufnahmen, Nadja Auermann und Polina Semionova zeigend, beleuchten diesen Teil seiner Arbeit. Raketes versteckte Vorliebe für Hasen wird nicht nur auf der Rückseite des gleichnamigen Fotografiebuches sichtbar.
Die LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen zeigt rund 130 dieser beeindruckenden Porträts. Die Bilder seien ein Schnelldurchlauf zu den prägenden Personen vieler Lebensbereiche (Musik, Film, Politik und Sport, Kunst) mit einer sehr langsamen (Platten-)Kamera, so Jim Rakete. Eine Hommage an die Silberfotografie entstand, deren Ära gerade zu Ende geht. Um einen Eindruck in die schlichte Arbeitsstimmung dieser Art der Fotografie zu geben, findet sich in der Ausstellung eine Studiosituation, in der auch die treue Plattenkamera, der zerknitterte Hintergrund aus manchem Foto und ein paar Originalplatten zu sehen sind.
September 2008
Das Bild des Menschen hat seit der Moderne eine intensive Verwandlung erfahren. Die Avantgarden setzen sich mit innovativen Darstellungsformen auseinander und gehen neue Wege. Die Ausstellung beleuchtet dieses Phänomen. Beginnend bei Edvard Munchs frühem Meisterwerk Madonna wird der Bogen bis zu den Popikonen Andy Warhols gespannt.
Die Tanzfiguren Ernst Ludwig Kirchners entwickeln ihre verschlungenen Rhythmen, die Figuren der Brücke-Künstler wie Heckel, Schmidt-Rottluff, Pechstein oder Müller differenzieren Darstellungsformen. Nolde, Kandinsky, Dix und Beckmann führen ebenso in ein verändertes Menschenbild ein wie die lasziven Akte Egon Schieles.
In großer Breite schafft Picasso neue Formen des menschlichen Abbildes, vom kargen Mahl über die Gauklerbilder reichen seine Arbeiten vom prismatischen Duktus des Kubismus über historische Variationen bis zu den experimentellen Weißliniendrucken. Verschiedene Porträts seiner Lebensgefährtinnen geben Einblicke in private Beziehungen.
Die Popikonen Andy Warhols markieren einen künstlerischen Endpunkt bei der Stilisierung des Menschenbildes im 20. Jahrhundert. Neben Tickets, Blumen und Kühen dominiert die Figur als darstellungswürdiges Kunstobjekt. Warhol hat unseren Blick auf Filmikonen wie Marilyn Monroe, Liz Taylor und Jane Fonda maßgeblich geprägt.
In teils großformatigen, farbigen Drucken, Probedrucken und Unikaten führt die Ausstellung die Veränderungen von der Figur zur Ikone in meisterlichen Bildern vor Augen und beeindruckt auf den drei Etagen der Ludwig Galerie mit dem Menschenbild im 20. Jahrhundert.
März 2008
Dreister Tabubruch, ätzender Spott, unbändige Fleischeslust und barocke Sinnenfreude sind Markenzeichen des österreichischen Satirikers Manfred Deix. Feist, aufgeblasen und gemein karikieren seine Figuren das „gesunde Volksempfinden“. Politiker, Polizisten, Priester, Päderasten, Perverse, Prostituierte, Touristen, Ausländer, Arbeitslose und Neonazis – sie alle finden wir in seinem prallgefüllten Bilderkosmos.
Beim Betrachten dieser Bilder in der Ausstellung hält man anfangs die von ihm gezeichneten Typen für monströse Ausgeburten seiner Phantasie, bis man später überrascht feststellt, dass die Menschen auf der Straße wirklich alle wie von Deix gezeichnet aussehen. „Die Satire unserer Wirklichkeit“, meint Deix, „übertrifft heute längst das Vorstellungsvermögen eines Karikaturisten.“ Er sieht sich deshalb nicht als „Übertreiber“, sondern als „Behübscher“ und „Verharmloser“ der täglichen Realsatire – als ein Zeichner, der „lustvoll etwas Schönheit unters Volk streuen“ will.
200 originale Zeichnungen von Deix zeigt die Ludwig Galerie – darunter auch seine neue Biographie Arnold Schwarzeneggers „Die nackte Wahrheit“.
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Karikaturmuseum Krems und dem Wilhelm-Busch-Museum Hannover.
Oktober 2007
Wilhelm Busch vor allem war es, der mit seinen legendären Bildergeschichten von Max und Moritz, der frommen Helene, Plisch und Plum, Hans Huckebein, Fips dem Affen u.a. die Bilder das Laufen lehrte. Was uns bis heute an den Comics „Little Nemo“ von Winsor McCay und den frühen Disneyfilmen „Silly Sinphonies“ fasziniert – erfunden hat diese bewegte Bilderwelt Wilhelm Busch. Er versuchte seine Geschichten nicht mehr wie die Künstler vor ihm in einem Bild auszudrücken, sondern erzählte sie in einer Abfolge von Bildern, deren furiose Dramaturgie den Betrachter geradezu suggestiv in das Geschehen hineinzieht: Ständig wechseln Blickpunkt und Perspektive, Totale und Nahsicht, Detailbesessenheit und die Gewalt seiner dynamischen Linienführung.
Auch seine Malerei war absolut modern. Franz Marc bezeichnete Wilhelm Busch als „ersten Futuristen“, weil er mit seinem furiosen Pinselschlag den Bildern jedwede innere Stabilität nahm und sie in einen allesbewegten Farbkörper verwandelte.
Seine Bilder idealisieren nicht, sondern karikieren, deformieren, verzerren, verballhornen das Ideale und geben das Gute der Lächerlichkeit preis. „Herzenspein und Nasenschmerz“ zeigt, dass die Karikatur von der Bösartigkeit, Gehässigkeit und Schadenfreude lebt.
Neben den Meisterwerken Wilhelm Buschs werden Werke von: Callot, Carracci, Gillray, Rowlandson, Hogarth, Grandville, Toepffer, Dirks, McCay, Disney, Heine, Flora, Pericoli, Searle, Sempé, Topor, Ungerer u.a. gezeigt
Kooperationspartner der Ausstellung: Wilhelm-Busch-Museum Hannover
Februar 2007
Die Ausstellung macht die faszinierende Vielfalt der Beziehungen zwischen der Formenwelt der Natur und der Kunst erlebbar. Die Steine aus über 2 Milliarden Jahren und die Fotografien von Albert Renger-Patzsch, Alfred Ehrhardt und Karl Blossfeldt zeigen: Natur und Kunst sind gleichermaßen durchdrungen von Kräften schöpferischer Formgebung.
„Living Stones“ beginnt mit einem kulturgeschichtlichen Prolog: mittelalterliches Bergkristallkreuz und Bergkristallstufe, alte chinesische Gelehrtensteine und bizarre Steinformen. Das Miteinander bedeutender Kunstwerke und kostbarer Steine aus der Sammlung Ludwig macht die Unterschiede des europäischen und fernöstlichen Naturverständnisses sichtbar.
Das 64 Fotografien umfassende Spätwerk „Gestein“ von Albert Renger-Patzsch zeigt den seit Milliarden Jahren sich vollziehenden Kreislauf des Werdens und Vergehens – die „Wachstumsphasen“ des Gesteins der Erde. Die Fotografien Renger-Patzschs, Blossfeldts und Ehrhardts stehen dabei im spannungsvollen Gegensatz zu den einzigartigen Gesteinsfunden und Kristallen. Wie sonst nur Kunstwerke werden die Steine in der Ausstellung als schöpferische Formen der Natur kostbar präsentiert. Indem der Betrachter mit all seinen Sinnen in ihre Schönheit eindringt, beginnen die Steine zu erzählen. Denn jeder von ihnen hat eine eigene Biografie wie der große vor 30000 Jahren auf die Erde ge stürzte Eisen-Nickel-Meteorit, der aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter stammt und vor 4,5 Milliarden Jahren mit dem Sonnensystem geboren wurde.
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Ruhrmuseum Essen, der Sammlung Ann und Jürgen Wilde, Zülpich und der Alfred-Ehrhardt-Stiftung, Köln. Die Leihgeber der kulturgeschichtlichen Werke sind: Museum für Ostasiatische Kunst, Köln, Museum Schnütgen, Köln, Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen.
Mai 2006
In der Ausstellung sind 150 photographische Meisterwerke zu sehen, die Henri Cartier-Bresson (1908 – 2004) in seinen letzten Lebensjahren selbst als “kleine Retrospektive“ zusammengestellt hat. Wir begegnen vielen der uns vertrauten Bilder aus Frankreich, Mexiko, Spanien, Amerika, Russland, Indien und China, die uns bewusst machen, wie stark dieser Photograph das Bild des Menschen im 20. Jahrhundert geprägt hat.
Das einzigartige dieser Ausstellung ist: die Photographien werden in der LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen zum ersten Mal gleichberechtigt zusammen mit seinen Porträt-, Akt-, und Landschaftszeichnungen gezeigt – hat doch Henri Cartier-Bresson in den letzten drei Jahrzehnten seines Lebens nur noch gelegentlich photographiert, und seine schöpferische Kraft ganz dem Zeichnen zugewandt. Er selbst sah darin nur einen Wechsel des „Handwerks“, denn das Zeichnen war für ihn gleichermaßen wie das Photographieren höchste geistige Konzentration, um die erregenden Vibrationen des Lebens im Bild festzuhalten.
In die Ausstellung sind Filme einbezogen, in denen Henri Cartier-Bresson über seine abstruse Begierde spricht, mit der Kamera und dem Zeichenstift „ins lebendige Herz der Menschen und Dinge einzudringen und diesen entscheidenden Augenblick der Berührung“ zu bannen. Darüber hinaus sind einige der legendären originalen Zeitschriften (LIFE, Paris Match, stern und DU) zu sehen, in denen Cartier-Bressons Photoreportagen seit 1937 erstmals gedruckt wurden.
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit MAGNUM Photos Paris.
Februar 2006
Peter und Irene Ludwig sammelten seit den 1970er Jahren gleichermaßen Werke bedeutender Künstler aus Deutschland-West und Deutschland-Ost: Altenbourg, Baselitz, Beuys, Ebersbach, Fetting, Grützke, Heisig, Immendorff, Kiefer, Klapheck, Lüpertz, Mattheuer, Metzkes, Penck, Polke, Richter, Schultze, Sitte, Stelzmann, Stötzer, Tübke, Vostell u.a.
„Deutsche Bilder“ zeigt erstmals miteinander Werke aus dieser Sammlung auf einer Augenhöhe – deutsch-deutscher Bilderstreit als eine Begegnung der Bilder. Die Ausstellung versucht, dem in den vergangenen Jahren oft verbissen geführten Bilderstreit durch das Miteinander der Bilder eine erlebbare Gestalt zu geben. Es ist die Eigenart der Kunst, dass ihr Reichtum und ihre Faszination nur durch die Betrachtung der originalen Werke erfahrbar sind. Es bedarf mehr als bisher der Begegnung dieser Bilder in Ausstellungen, damit wir sehen, was sie unterscheidet; aber auch, was sie verbindet.
Die Ausstellung bezieht Werke mittelalterlicher Kunst aus der Sammlung Ludwig sowie des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit aus anderen Sammlungen ein, um anzuregen, die vielgestaltigen historischen Wurzeln deutsch-deutscher Kunst stärker als bisher wahrzunehmen.
Die Werke aus der Sammlung Ludwig sind Leihgaben des: Museum Ludwig Köln, Ludwig Forum für Internationale Kunst Aachen, Suermondt-Ludwig-Museum Aachen, Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Ludwig Museum Budapest, Museum Ludwig im Staatlichen Russischen Museum, St. Petersburg, Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, Museum Ludwig Koblenz u.a.
Juni 2005
Der österreichische Maler Gottfried Helnwein bricht Tabus und konfrontiert den Betrachter mit seinen hyperrealistisch gemalten Visionen. Das zentrale Thema der 100 zumeist großformatigen Bilder Helnweins ist das Kind – nicht als unschuldiges und liebenswertes, sondern als verletztes, entblößtes, gedemütigtes und misshandeltes Wesen. Das Schockierende seiner Darstellungsweise ist, dass er uns die lieb gewordenen Klischees von der glücklichen Kindheit zerstört und uns Betrachter zu Mitwissern, Augenzeugen und Mittätern macht.
Dabei kann sich der Betrachter der Faszination der Bilder Helnweins kaum entziehen, denn in ihnen verschmelzen die minutiöse Detailgenauigkeit der Fotografie mit dem inneren Leuchten altmeisterlicher Malerei zu einer geradezu magischen Oberflächenwirkung. Was wir jedoch dann auf den Bildern sehen, ist kein ergötzliches Heilsgeschehen, sondern sind apokalyptische Szenen.
Nur wenige Künstler haben das Spannungsfeld zwischen Malerei und Fotografie so tief erkundet wie Helnwein. Auf den ersten Blick lassen uns seine Bilder im Unklaren darüber, ob es sich um Malerei oder Fotografie handelt. Was wie fotografierte Wirklichkeit erscheint, erweist sich bei genauem Hinsehen als gemalt. Seine Bilder über das Kind, aber auch über die Katastrophen der Geschichte und unserer Zeit erscheinen uns deshalb – wie seine Portraits bedeutender Persönlichkeiten von Arno Breker bis Andy Warhol, Che Guevara und Marilyn Manson – irritierend vieldeutig: Schein und Sein, Maske und Gesicht, Bild und Wirklichkeit verschwimmen bis zur Unkenntlichkeit.
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Wilhelm-Busch-Museum Hannover.
März 2005
Die Ausstellung zeigt Werke aus drei einzigartigen Kunstsammlungen: Fotografien von Karl Blossfeldt aus der Sammlung Ann und Jürgen Wilde, Zülpich, romanische Blütenkapitelle aus dem Museum Schnütgen, Köln und alte Pflanzenbücher aus der Staatsbibliothek Bamberg. So verschieden das Material ist, in dem diese Darstellungen von Künstlern, Handwerkern und Wissenschaftlern in einem Zeitraum von fast 1000 Jahren geformt wurden, sie singen alle das „Hohelied“ auf die schöpferischen Kräfte der Natur.
Die Welt der Pflanzen fotografierte Karl Blossfeldt in 2 bis 40-facher Vergrößerung, um anschaulich zu machen, dass die Kunstgeschichte aus den Formen der Natur gewachsen ist: Das Foto des Straußfarns und ein goldener Bischofsstab, das Blatt des Steinbrechs und eine gotische Fensterrose, eine Akantuspflanze und ein mittelalterlicher Gobelin.
Erstmals sind in dieser Ausstellung Blossfeldts Fotografien zusammen mit romanischen Kapitellen aus dem 10. bis 13. Jahrhundert zu sehen. Sie verbindet über 1000 Jahre hinweg die Ehrfurcht und Neugier der Künstler und Wissenschaftler gegenüber den schöpferischen Kräften der Natur.
In den alten Kräuter- und Pflanzenbücher wird jede Pflanze in Wort und Bild exakt dargestellt und ihre Anwendung als Lebensmittel, Arznei oder Gift beschrieben, zugleich aber versuchen die Abbildungen, die Pflanze immer auch als einzigartige Schöpfung würdevoll und großartig darzustellen. Diesen Künstlern und Wissenschaftlern ging es gleichermaßen um Erkenntnis und Erbauung.
Oktober 2004
Die Ausstellung präsentiert 130 Meisterwerke des Kunsthandwerks aus 5000 Jahren aus den Sammlungen Peter und Irene Ludwig sowie anderen bedeutenden Museen und Privatsammlungen. Die altägyptische Kinderurne, die griechische Bauchamphora, das iranische Spendegefäß, das präkolum-bischen Figurengefäß, die altchinesische Standamphore, die koreanische Kalebasse, der mittelalterliche Kelch. Die Faszination der in der Ausstellung gezeigten Meisterwerke des Kunsthandwerks macht verständlich, dass diese Gefäße einstmals geheimnisvolle, Leben spendende und Leben vernichtende Kräfte waren, in deren anthropomorphen, zoomorphen biomorphen und geomorphen Gestalten die Energien der Natur und des Menschen eingeschlossen waren. Eine pantheistische Weltauffassung durchdringt die Welt der Gefäße, die in der Neuzeit ebenso in Vergessenheit geriet wie die zentrale Rolle, die die Gefäße in der matriarchalischen Kultur und Kunst hatten.
Vielfältige Metamorphosen hat das Gefäß seither erfahren. Einzigartige Porzellane und Fayencen aus Meißen, Delft und Straßburg zeigen, wie im Glanz des Barock und Rokoko aus dem Gefäß als universellem Symbol des Schöpferischen ein galanter, zierlicher Tischschmuck von höchster Kunstfertigkeit wurde.
Meisterwerke der Keramik von Pablo Picasso stehen am Ende der Ausstellung. Trug er doch nach der Reformbewegung des Jugendstils wesentlich dazu bei, der im 19. Jahrhundert zum Kunstgewerbe verkümmerten Keramik neue Impulse zu geben.
Mai 2004
Im Mittelpunkt dieser Ausstellung, die 220 Zeichnungen, Manuskriptseiten, druckgraphische Zyklen, Aquarelle und Skulpturen zeigt, steht die spannungsvolle Beziehung zwischen Zeichnen und Schreiben. Zusammen mit zum Teil bisher noch nicht ausgestellten Werken aus dem Privatbesitz von Günter Grass gibt sie den bisher wohl vielfältigsten Einblick in sein bildnerisches Schaffen, das sich seit nunmehr fünf Jahrzehnten entwickelt hat.
Schreiben, Zeichnen und plastisches Formen sind im Schaffensprozess von Günter Grass gleichermaßen wichtige, einander durchdringende und befruchtende Ausdrucksformen seiner Künstlerpersönlichkeit. Lange bevor Günter Grass das Märchen vom „Butt“ als Roman aufschrieb, wurde der Plattfisch mit Pinsel, Kohle und Bleistift gezeichnet; dagegen entstanden die Grafiken zum „Tagebuch einer Schnecke“ erst nach der Niederschrift des Manuskripts. Die ersten 20 Seiten des Romans „Die Rättin“ schließlich begann er nicht auf Papier zu schreiben, sondern in feuchte Tonplatten.
Zeichnen hilft Günter Grass vor allem, die übersehenen, vergessenen und verdrängten Dinge, über die er schreiben will, sinnlich-gegenständlich erlebbar zu machen.: Erst ins grafische Blatt übersetzt, beweist eine Wortmetapher, ob sie Bestand hat.“ Seine Lust gegenständlich zu zeichnen gibt den Dingen, von denen er in seinen Bildern und Texten erzählt erst jene überwältigende Anschaulichkeit, die uns das Leben in seiner geradezu grotesken Phantastik mit all ihren Gerüchen, Ausscheidungen, Hysterien, Lustbarkeiten und Gewalttätigkeiten zum Riechen, Schmecken und Anfassen nahebringt. Die in seinen Bildern erweckten Lebensenergien durchströmen gleichermaßen Mensch, Tier und Pflanze, verbinden sich zu einem barock ausschweifenden, grotesken Bestiarium.
Kooperationspartner: Das Günter Grass Archiv, Lübeck und das Ludwig Forum für Internationale Kunst, Aachen.
Februar 2004
Die Ausstellung zeigt Oberhausen in einer Weise, die niemand von einer Industriestadt erwartet: In einem Meer aus Bäumen stehen Verwaltungs- und Wohnhäuser – wie in einem Park; kostbare Baumalleen durchdringen die Stadt wie ein Netz grüner Adern. Was im Zentrum Oberhausens von 1900 bis in die 1930er Jahre geschaffen wurde, war die Verwirklichung einer großen städtebaulichen Utopie der modernen Architektur: Die Mitte der Stadt selbst wurde zum Park gemacht.
Dem Stadtbaumeister Ludwig Freitag gelang es damals, nicht nur die besten Architekten der Berliner und Darmstädter Schulen zu Meisterwerken backsteinexpressionistischer Architektur anzuregen, sondern diese Gebäude sind mit den Parks und Baumalleen verwachsen zu einem einzigartigen Ganzen von faszinierender rhythmischer Bewegtheit.
Die Wiederherstellung der historischen Park-Stadt Oberhausen weist in ihrem Blick zurück zugleich weit in die Zukunft: War doch die Park-Stadt mit dem Ziel entwickelt worden, einen „gesunden Stadtkörper mit einem Netz ausstrahlender Alleen und Grünflächen als kraftvolle Adern und Lungen“ zu gestalten.
Mai 2003
Seit über zehn Jahren zeichnet Gerhard Haderer wöchentlich für die Zeitschriften „Stern“ und „Profil“ seine faszinierenden Karikaturen. Dabei begreift sich Haderer selbst nicht als Karikaturist, sondern als Realist. Er zeigt uns mit seiner peinlich genauen Beobachtungsgabe, wie wir wirklich aussehen oder genauer: was unser eifriges Streben, zeitgemäß, fit und dynamisch zu sein, aus unseren Gesichtern und Körpern, unserer Seele und unserer Umwelt gemacht hat.
Dabei beginnt alles immer so schööön: die glanzvolle Oberfläche voller kostbar gemalter Details lockt uns geradezu in seine Bilder hinein. Aber Haderer gestattet uns nicht, uns darin gemütlich einzurichten. Schaulust schlägt bald in Schauder um, denn was er so liebevoll biedermeierlich zeichnet, erweist sich beim genaueren Hinsehen als der hektisch alltägliche Wahnsinn unserer Wirklichkeit: Schönheitswahn, Fitnesswahn, Urlaubsstress, Familiengemütlichkeit, Fresssucht, TV-Hörigkeit, Handymanie, Technikbesessenheit, Skandallüsternheit, Schmerzlust, Zerstörungswut, Gigantomanie und Egomanie. Haderers Zeichnungen zeigen uns darin nicht als beklagenswerte Opfer, sondern als fanatische Mitspieler, die ihre ganze Lebensenergie begeistert in diesen täglichen Wahnsinn einbringen. Haderers Zeichnungen zeigen, dass die Vision von Neil Postman: „Wir amüsieren uns zu Tode“ längst keine Prophezeiung mehr ist, sondern Realität.
Die Ausstellung zeigt 140 originale Zeichnungen und Karikaturen, darunter auch die Bildergeschichte „Das Leben des Jesus“, die im vergangenen Jahr in Österreich einen Skandal in Sachen „Verletzung religiöser Gefühle“ auslöste. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Wilhelm-Busch-Museum Hannover.
Februar 2003
Nadja Auermann, Milla Jovovich, Naomi Campbell, Linda Evangelista, Tatjana Patitz, Kristen McMenamy, Amber Valletta und Marie-Sophie Wilson sind einige der Supermodels und Stars, die Peter Lindbergh in seinen Fotografien zu Ikonen unserer Zeit gemacht hat. Was in der Vergangenheit als Göttinnen, Heilige und Amazonen, Hexen und Feen sehnsuchtsvoll angebetet und verflucht wurde, hat Peter Lindbergh durch seine fotografische Imaginationskraft in der Gestalt seiner Supermodels wiedergeboren. Das Rätselhafte, Sphinxhafte seiner Frauenbilder ist dabei deren innere Widersprüchlichkeit: starke Frauen, die zugleich zerbrechlich sind. Wim Wenders beschreibt in dem neuesten Lindberghbuch „STORIES“, das der Ausstellung den Titel gab, diese Frauen als stark, aber ungeschützt, voller Hingabe aber unberührbar, vertraut und fremd zugleich. Mit den Ausdrucksmitteln der Modefotografie inszeniert Peter Lindbergh seine Stories an den ungewöhnlichsten Orten der Welt. Inmitten der gewaltigen Industriekulissen der Stahlwerke von Duisburg, den zerklüfteten Felsmassiven am Zabriskie Point, in den Straßenschluchten von Manhattan und an den verlassenen Stränden von Kalifornien lässt er seine Models agieren. Das sind Endzeitlandschaften, die durch die Künstlichkeit der sich in ihnen entfaltenden Geschöpfe zum Spielort moderner Mythen werden, die gleichermaßen real und märchenhaft sind. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht Peter Lindberghs Story „Invasion“, eine phantastische moderne Apokalypse von der Ankunft der Außerirdischen auf dem Planeten Erde.
„STORIES“ ist die bisher umfangreichste Werkschau von Peter Lindbergh. Die 204 zumeist großformatigen Fotografien werden in dieser Ausstellung erstmals zusammen mit seinen ausdrucksstarken Dokumentarfilmen, wie dem Film über Pina Bausch, und seinen eindrucksvollen kommerziellen Werbespots gezeigt.
Oktober 2002
Die Ausstellung zeigt erstmals Meisterwerke alter und zeitgenössischer chinesischer Kunst. Sie macht das kulturelle Spannungsfeld wahrnehmbar, in dem sich die chinesische Kultur heute bewegt: zwischen der ehrfurchtgebietenden jahrtausende alten aus den Kräften der Tradition gewachsenen Kunst und einer durch die geschäftigen Energien des ökonomischen Fortschritts angetriebenen kulturellen Umwälzung, die alle traditionellen Wert- und Schönheitsvorstellungen in Frage stellt.
Einzigartige Werke wie das neunteilige Glockenspiel aus der Zhou-Periode (8. Jh. v. Chr.) und die Gruppe der Keramikkamele aus der Tang-Dynastie (8. Jh. n. Chr.) zeigen, dass die alte chinesische Kunst sowohl durch höchste geistige Verinnerlichung als auch durch erregende Expressivität geprägt war. Die Berührung dieser Kunstwerke aus verschiedenen Jahrtausenden in dieser Ausstellung kann deshalb dazu beitragen, dass wir Europäer die gewaltigen Widersprüche zwischen Tradition und Moderne, die sich heute in China vollziehen, besser verstehen lernen.
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Museum für Ostasiatische Kunst Köln, dem Museum Ludwig Köln, dem Ludwig Forum für Internationale Kunst Aachen und dem China National Museum of Fine Arts Peking.
Januar 2002
Keine künstlerische Bewegung hat den amerikanischen Zeitgeist so faszinierend zum Ausdruck gebracht wie die Popart. Seit den 70er Jahren machen Künstler ver-schiedener Generationen wie Warhol und Lichtenstein, Haring und Longo, Scharf und Beckley die trivialen Dinge der amerikanischen Lebensweise immer wieder zu den Helden ihrer Bilder und die populäre Bildsprache der Illustrierten, Werbung, Fotografie und Graffiti zu ihren persönlichen Ausdrucksmitteln.
Auch die Werke von Keith Haring, Robert Longo, Kenny Scharf und Bill Beckley in dieser Ausstellung zeigen uns die amerikanische Spaßkultur, in der alles „happy“, „funny“ und „pretty“ ist, aber es ist – wie Neil Postman es einst prophezeite – eine Gesellschaft „die sich zu Tode amüsiert“. Sei es die expressive Ausdrucksweise der Graffiti in den Bildern von Haring und Scharf oder die sezierende Bildsprache der Fotografie von Longo und Beckley, ihre ebenso erheiternde wie erschütternde Faszination erwächst daraus, dass wir in diesen Werken spüren: in dem Getriebe der Spaßgesellschaft verbergen sich Hysterie, Beziehungsarmut, Gewalttätigkeit und Todesangst. Seit Andy Warhol gibt es diese Ambivalenz von Vergnügungslust und Todesangst in den Werken der Popart. Vieles von dem, was uns die Bilder von Keith Haring, Robert Longo, Kenny Scharf und Bill Beckley seit den 80er und 90er mitteilen, wird uns deshalb erst jetzt – nach dem 11. September – wahrnehmbar.
Die Ausstellung ist in Kooperation mit dem Kunstverein Oberhausen und der Galerie Mayer, Düsseldorf entstanden.
Januar 1998
In Meisterwerken der Malerei, Skulptur, Grafik, Plakatkunst und Fotografie begegnen wir alten und neuen Götterbildern aus den verschiedensten Kulturen: der ägyptischen Königin Nofretete, dem olympischen Athleten, dem „erleuchteten“ Buddha, der heiligen Jungfrau, Aphrodite und der indischen Göttin Sita, dem mittelalterlichen Ritter und dem „furchterregenden“ Fudó, aber auch der begnadeten Schauspielerin Sarah Bernardt, der „göttlichen“ Garbo, dem Rockidol Elvis Presley und Superstar Michael Jackson.
All‘ die Götter, Helden, Idole, Heiligen, Hexen, Dämonen sind die unsterblichen Vorbilder, die im Pantheon unserer modernen Trivialkultur, der alltäglichen Bilderwelt im Film, der Fotografie, dem Comic und dem Fernsehen wiedererstehen und Kraft ihrer millionenfachen Verbreitung in der elektronischen Bildkommunikation ihre ungebrochene Faszination im Alltag der Menschen bewahrt haben, Leidenschaften wecken, Dämonen von uns fernhalten, Heilserwartungen erfüllen, das Oben und Unten aufrechterhalten, Gutes von Bösem scheiden in einer Welt, in der der Himmel längst von Göttern entvölkert ist und wir uns daran gewöhnen, Taten und Erlebnisse im Cyber-Space realer zu sehen als im sinnentleerten Alltag.
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig, dem Ludwig Forum für Internationale Kunst, Aachen, dem Museum Ludwig Köln, dem Rautenstrauch-Joest-Museum, Köln, dem Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen u.a.
Juni 1955
Es gibt Fotografien von Thomas Hoepker, die sich in unserem Bildgedächtnis fest verankert haben: die Hungersnot in Indien (1951), Leprakranke in Äthiopien (1963), das Boxidol Muhammad Ali (1966), die Rekrutenausbildung der US Marines (1970) und New York am 11. September 2001. Diese Bilder sollten nicht nur den Text veranschaulichen, sondern waren Teil spannender mehrseitiger Bildreportagen, deren Lebendigkeit ganz aus der visuellen Ausdruckskraft der Fotografien erwuchs.
Was uns bis heute an Hoepkers Bildern ergreift, ist sein „menschlicher Blick“. Er ist kein sensationsheischender Bildreporter, sondern ein neugieriger und sensibler Beobachter. Hoepkers Bilder stehen in der Tradition der „human interest photography“, mit der wir die Namen Dorothea Lange, Robert Frank, Henri Cartier-Bresson, Robert Capa u.a. verbinden, deren fotografische Haltung sich vor allem im Wirken der legendären Foto-Agentur MAGNUM ausprägte, der Hoepker seit 1989 angehört.
Die Retrospektive Thomas Hoepkers zeigt nicht nur Neugier und Intensität, mit der er sich immer wieder neu auf die menschlichen Dramen des Weltgeschehens eingelassen hat, sondern auch wie er für die verschiedenen fotografischen Aufgaben nach der angemessensten Ausdrucksformen gesucht hat.
Die Ausstellung wurde von Thomas Hoepker in Zusammenarbeit mit MAGNUM Photos Paris und dem Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum erarbeitet.