5 Fragen an Simon Schwartz

29. November 2022

Simon Schwartz
hat es als Comiczeichner längst in den Mainstream geschafft. Sein Durchbruch gelang
ihm mit dem Band „drüben!“: einem Mauerfall-Epos, in dem er aus kindlicher
Perspektive die Fluchtgeschichte seiner Familie aus der DDR erzählt. Mittlerweile
hat Schwartz ein umfangreiches und thematisch breit angelegtes Gesamtwerk
geschaffen, mit dem er zu den wichtigsten Zeichner*innen und Autor*innen seiner
Generation gehört.

Abb. Simon Schwartz signiert, 2019 ©
LUDWIGGALERIE

Nathalie
Schraven: Sie nehmen als Comiczeichner in unserer Otfried Preußler-Ausstellung
eine besondere Rolle ein. Wir dürfen anstelle von Comics Handpuppen von Ihnen
ausstellen, die Sie als Kind mit ihrer Mutter gebastelt haben. Was ist die
Geschichte dahinter?

Simon Schwartz:
Die Geschichte dahinter ist, dass ich bei einem Kindergeburtstag – irgendwann
in der ersten oder zweiten Klasse – mit einem Schulfreund eine eigene Version
für den Räuber Hotzenplotz gebastelt und ein Skript erstellt habe. Das Skript
gibt es auch in der Ausstellung zu sehen.

Abb. Simon Schwartz‘ Handpuppen © Foto: LUDWIGGALERIE
Schloss Oberhausen

Nathalie
Schraven: Während Preußlers Geschichten vielfach auf Sagen und Märchen
beruhen, beziehen Sie sich in Ihren eigenen Werke häufig auf historische
Vorbilder. Worin liegen für Sie die größten Herausforderungen, die historischen
Begebenheiten wiederzugeben und abzubilden?

Simon Schwartz:
Meine Auswahl erfolgt danach, inwiefern diese Biografien einen Bezug zur
Gegenwart haben und auch gegenwartsrelevant sind. Viele Themen finden sich dann
auch einfach in den Biografien.

Nathalie
Schraven: Wann und wie haben Sie zu Ihrem eigenen Stil gefunden?

Simon Schwartz:
Das kann ich schwer sagen. Ein Stil entwickelt sich über Jahrzehnte und ist
immer in der Entwicklung begriffen. Ich versuche jedoch für jede Biografie eine
eigene grafische Entsprechung zu finden. Dennoch glaube ich, dass man immer
sieht, dass es ein „Schwartz“ ist.

Nathalie
Schraven: Welche künstlerischen Vorbilder haben Sie?

Simon Schwartz:
Direkte Vorbilder habe ich nicht, aber es gibt durchaus Werke, die mich geprägt
haben. Ein wichtiger Einfluss ist sicherlich das DDR-Comicmagazin „Mosaik“ von
Hannes Hegen der 50er und 60er Jahre, auch wenn das natürlich nicht meine Zeit
ist. Ein besonders wichtiger Einfluss war natürlich auch mein Studium in
Hamburg in den Klassen von Anke Feuchtenberger. Allerdings wandelt sich das
Interesse auch. Während mich früher viele Comickünstler wie der amerikanische
Comiczeichner Chris Ware beeinflusst haben, ist es heute vor allem auch die
freie Kunstszene, die Mode oder der Film.

Nathalie
Schraven: Was würden Sie jemandem raten, der heute Comiczeichner*in werden
möchte?

Simon Schwartz:
Die klassische Antwort wäre natürlich: viel zeichnen. Ich glaube,
dass Qualität durch Quantität kommt. Aber auch ganz simple Eigenschaften wie
Pünktlichkeit bei Deadlines sind wichtig. Vor allem aber glaube ich, dass
Geschäftssinn und wirtschaftliche Kenntnisse, wie ein Verständnis von
Nutzungsrechten usw., essentiell sind, damit man am Ende auch von seiner Kunst
leben kann. 

 

 


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