And the winner is…
18. August 2020Teilnehmer des Fotowettbewerbs sehen sich Fotografien an, 2020 © LUDWIGGALERIE |
Kulturdezernent Apostolos Tsalastras bei der Preisverleihung, 2020 © LUDWIGGALERIE |
SEHNSUCHT, 2011 © Achim Kubiak |
Kubiak, 64 Jahre alt, belegt den dritten Platz mit seinem Bild „SEHNSUCHT“ aus
dem Jahr 2011. Kubiak vereint in seiner Fotografie Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft und überzeugt die Jury inhaltlich und bildnerisch. Idyllisch, aber
nicht kitschig, gelingt es Kubiak, eine nicht greifbare Sehnsucht zu
visualisieren. Der Bergbau war identitätsstiftend für das Ruhrgebiet und prägt
die Sichtweise auf die Region auch heute noch. Kubiak fotografiert einen
Bergmann in Rückenansicht in seiner Tracht mit Bergkittel, Schachthut und
Federbusch. Er blickt auf das Fördergerüst der Zeche Prosper Haniel in Bottrop.
Das Bild ist ein Symbol des Strukturwandels, denn 2018 schließt die Zeche
Prosper Haniel als letzte Zeche im Ruhrgebiet. Bis heute bleibt es eine Aufgabe,
wie die einstigen Flächen umgenutzt werden können.
2. Platz: Haarstudio Karin, 2020 © Sera Demiral |
Den
zweiten Platz erhält die Fotografie von Sera Demiral, 18 Jahre alt. „Haarstudio
Karin“ (2020) überzeugte die Jury, denn Heimat im Ruhrgebiet muss keinem
romantisierten Ideal entsprechen. Hier sind auch verfallene Gebäude einer
gewissen Ästhetik würdig. Die Bildautorin hält in ihrer Serie „Where Scrufiness
meets Nature“ Orte in ihrer
Heimatstadt Duisburg fest, wo das morbid-Verfallene im Vordergrund steht. Die
Symmetrie durch Fassade und Auto wird durch die sich links befindenden
Rollladen aufgebrochen und erzeugt Lebendigkeit. Die von Sonne angestrahlte
Wand gibt dem Verfall eine gewisse Leuchtkraft. Der Jury war diese ehrliche,
direkte Darstellung von Heimat sympathisch.
Ruth, 2020 © Denise Ogan |
Der
erste Preis galt schließlich der Fotografin Denise Ogan, 40 Jahre alt. Sie
lichtete im Stile des Fotografen Weegees ihre Nachbarin „Ruth“ ab, so auch der
Titel des Fotos. Der Begriff „Heimat“ ist nicht umsonst schwer in andere
Sprachen zu übersetzen. Er ist mehr als nur ein schöner Ort, in dem wir leben
oder aufgewachsen sind. Hochemotional, durchaus ambivalent und tief verwurzelt
in unserer Seele. In diesem eindrücklichen Stimmungsbild wird diese
Vielschichtigkeit auf den Punkt gebracht. „Ruth“ nimmt uns mit und lässt uns unmittelbar
an ihrem Heimatmoment teilhaben. „Just do nothing“ („Einfach mal nichts tun“)
steht in übergroßen Lettern auf ihrem Shirt. Sich Zeit stehlen, den Stress
verlassen, „eine rauchen“ und mit der Nachbarin vor der Haustüre ein
willkommenes Schwätzchen halten. Ein kleiner, aber umso emotionalerer
Heimatmoment, der in dieser menschlichen Begegnung zwischen Fotografin und
Model steckt.
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