Corona-Tagebuch der LUDWIGGALERIE: der etwas andere Jahresrückblick

27. Dezember 2020
Das Jahr
2020 in der LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

Tagebuch-Notizen
 

Wenn man uns
fragt, wie das Jahr 2020 war, dann kommen Antworten wie: 
Surreal, anstrengend,
herausfordernd, verrückt …

Sicherlich
ging es beinahe allen Menschen in Oberhausen, in Deutschland, auf der Welt so
und jeder hat andere Erfahrungen, die er zum Jahreswechsel mitnimmt. Viele
sagen, die Tage zogen sich wie Kaugummi, aber gleichzeitig ging das Jahr rasend
schnell vorbei. Uns ist danach, es Revue passieren zu lassen.

3. Januar
2020: Centro Tourismusmesse

An diesem
Wochenende steht die Tourismusmesse im Mitteldom des Centro an. Wir betreuen
einen Stand zusammen mit der OWT GmbH und sprechen mit vielen Besucherinnen und
Besuchern. Unser Ausstellungsprogramm 2020 ist vollgepackt mit tollen
Präsentationen: über die fotografischen Werke von Linda McCartney und Rudolf
Holtappel und über die Illustratorinnen und Illustratoren, die zu den
Geschichten von Otfried Preußler gezeichnet haben. Für jede Zielgruppe ist
etwas dabei. Das vermitteln wir den Menschen an diesem Wochenende.

Wenige Tage und
Wochen später erreichen alarmierende Nachrichten die Welt. In China gibt es ein
neuartiges Virus. Für uns in der LUDWIGGALERIE ist das erst einmal weit weg.

16. Januar
2020 & 18. Januar 2020: Pressekonferenz und Eröffnung zur Ausstellung „Fotografin
unter Musiker: Linda McCartney – The Sixties and more“

Wir sind
überwältigt! Überaus zahlreich kommen Pressevertreterinnen und -vertreter in das Museum, um über
die herausragende Ausstellung zu berichten. Unsere Direktorin Frau Dr. Vogt,
aber auch wir alle, sind überglücklich und zuversichtlich, dass dies eine
außergewöhnlich gut besuchte Ausstellung werden wird. Am Abend der Eröffnung
ist jeder Zentimeter im Haupthaus besetzt! Die Gäste möchten die Schau mit den
Fotoarbeiten von Linda McCartney eher als alle anderen sehen.

2. Februar
2020: Eröffnung „Jacques Tilly: Politik und Provokation – Karikaturen XXL“
 

Eröffnung im Kleinen Schloss, 2020 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

SO voll war
die Panoramagalerie vielleicht noch nie. Die Menschen knubbeln sich.

Es ist
für unser Ausstellungshaus ein traumhafter Start – die Menschen stehen Schlange
an der Kasse,  die Besucherzahlen
schießen in die Höhe und die Veranstaltungen im Rahmen unseres
Ausstellungsprogramms im Februar platzen vor Anmeldungen aus allen Nähten.
 

Frank Goosen liest „Die Beatles und ich“, 2020 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

Und immer
noch realisieren wir nicht, was auf uns zurollt.

Aber es vermehren
sich die Nachrichten über das Corona-Virus. Es erreicht Europa. Eine
Karnevalssitzung in Heinsberg und Après Ski in Ischgl sind die sogenannten
„Superspreading-Events“. Am 11. März 2020 ist klar: Corona hat Oberhausen erreicht.
Drei Tage später schließt die LUDWIGGALERIE im Rahmen des ersten Lockdowns.
 

Der Gedanke an ein geschlossenes Museum wirkt auf uns
mehr als befremdlich. Die Bilder hängen an der Wand und niemand kann sie sich
anschauen. Aber es macht sich auch Verständnis breit, da noch keinem klar ist,
wie man mit der ganzen Situation bestenfalls umgehen sollte. Also wird –
natürlich nur sinngemäß – in die Hände gespuckt: Wie bringen wir das, was
eigentlich drinnen ist, nach draußen? Der Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
erarbeitet ein Online-Konzept. Es entstehen Audio-Statements von Jacques Tilly
sowie von Aktivisten von FridayForFuture, wir entwickeln Redaktionspläne mit
wiederkehrenden Themen, um unseren virtuellen Besuchern trotzdem ein gutes
Programm zu bieten. Verwaltung und Besucherservice setzen in der Zwischenzeit
die Corona-Regelungen um und beschaffen Equipment, um alle bestmöglich zu
schützen. Wir wollen aufs Beste für die Wiedereröffnung der LUDWIGGALERIE vorbereitet
sein, zu jeder Zeit.
 

Plexiglasscheibe an der Kasse im Haupthaus, 2020 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

 

7. Mai 2020:
Pressekonferenz „Rudolf Holtappel – Die Zukunft hat schon begonnen. Ruhrgebietschronist
Theaterdokumentarist Warenhausfotograf“

Knapp zwei
Monate ist in Deutschland alles geschlossen – aber pünktlich zur
Holtappel-Ausstellung dürfen wir öffnen. Aber es ist alles anders: die Pressekonferenz
findet mit Beschränkung der Anzahl der Personen statt, Journalisten mit Maske
unter Einhaltung des Mindestabstands etc., etc. Besonders bedauerlich ist
zudem, dass eine Eröffnung nicht stattfinden darf.  Die sonst proppevollen Kuratorinnenführungen dürfen
nicht stattfinden, erst später können wir, sehr beschränkt, Veranstaltungen
machen, wie beispielsweise eine Midissage zur Rudolf Holtappel-Schau
 

11. und 12.
September 2020: Preview und Eröffnung von „Räuber Hotzenplotz, Krabat und Die
kleine Hexe. Otfried Preußler – Figurenschöpfer und Geschichtenerzähler“

Wir haben uns, aufgrund der guten Wetterprognose, für
zwei getrennte Events im Freien entschieden: eine Preview und eine Eröffnung.
Mit einem Hauch Dolce Vita und guter Stimmung wird die „Otfried Preußler“-Ausstellung
feierlich eröffnet und die BesucherInnen können nach streng vorgegebenen Regeln
ins Haus und die schönen Arbeiten der zahlreichen Preußler-IllustratorInnen
bewundern.

 

Eröffnung unter freiem Himmel, 2020 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

Sogar
„Schlaflos“ in Oberhausen darf in diesem Monat stattfinden. Unser Märchenabend.
Doch es gibt erneut Grund zur Besorgnis, die Corona-Infektionszahlen steigen
wieder. Am Tage vor unserer ersten Eltern-Baby-Führung (ELTERN_BABYzeit – Mit
dem Baby ins Museum!), einem neuen museumspädagogischen Format, wird verkündet,
dass wir nach dem Wochenende die LUDWIGGALERIE erneut schließen müssen.
„Lockdown light“ – die Leittragenden sind diejenigen, die Energie und Geld in
Hygienekonzepte gesteckt haben: Museen und viele andere Kulturinstitutionen und
– tätige, Restaurants, Dienstleister. Einige Museen, darunter unseres vertreten
durch Frau Dr. Vogt, geben gemeinschaftlich ein Statement ab, dass sich das
Verständnis für diese Maßnahme dieses Mal in Grenzen hält. Es heißt, einen
Monat bleibt alles geschlossen. Aber ob wohl nicht doch verlängert wird?

Ende
November
ist klar: die LUDWIGGALERIE öffnet nicht wieder. Es bleibt beim
Lockdown. Wir freuen uns aber, dass wir den Museumsshop betreiben können.
Weiterhin kann man nicht vorausschauend planen, nur wochenweise. Alle
Eventualitäten werden berücksichtigt, aber zur Hoffnung kommt inzwischen eine
gehörige Portion Realismus. Was ist, wenn die Eröffnungen unserer neuen
Ausstellungen ART ABOUT SHOES und WALTER KUROWSKI im Januar ausfallen? Wann
dürfen wir überhaupt wieder öffnen?

Und so
hängen wir weiter in der Schwebe und es bleibt uns vorerst nur übrig, im Januar
eine Ausstellung ab- und die andere aufzubauen.

Aber auf
eines kann man sich im Museumbetrieb verlassen: Alle Zeit bereit, die Türen für
die Besucherinnen und Besucher zu öffnen!

 


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