Making of FIX & FOXI

29. Juni 2018

Wie entsteht ein Comicheft? Und inwiefern verändert die Digitalisierung
diese Branche? Bone Buddrus ist der Chefzeichner der letzten Fix &
Foxi-Printausgabe, erschienen im Jahr 2010. Am Wochenende gab er einen sehr lebhaften Comic-Workshop in
der LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen.
Bevor es zum praktischen Teil an die Zeichentische ging, erhielt das Publikum einen Einblick in die Arbeitsweisen eines Zeichners:

Etwa 20 Minuten braucht man, um ein Comicheft durchzulesen –
umso erstaunlicher ist es, dass die Produktion nur einer einzelnen Seite einer
Vielzahl von Mitarbeitern bedarf. Zunächst liegt es am Autor, eine Story zu schreiben. In Form eines Skripts wird hierbei das Storyboard
definiert, das bereits ein grobes Layout
der Panel-Anordnungen vorgibt.
Außerdem enthält das Skript die Dialoge, die später in den Sprechblasen erscheinen.

Making of Fix & Foxi, Workshop mit Bone Buddrus,
2018 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

Nun ist es Aufgabe des Zeichners,
die Anweisungen des Skripts in eine Zeichnung zu überführen. Da kann es auch
mal passieren, dass der Zeichner die Dialoge kürzen muss. „Ich zeichne doch kein Panel, das lediglich aus Sprechblase besteht!“,
betont Buddrus und zeigt dem Publikum per Beamerpräsentation die Reinzeichnung einer Comicseite:

Making of Fix & Foxi, Workshop mit Bone Buddrus,
2018 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen


„Lupo, Fix & Foxi drehen einen Film. Als die Filmcrew vom
Dreh zurückkommt, stellen sie mit Erschrecken fest: Das ganze Camp ist verwüstet!“

So in etwa lautete die Anweisung im Skript. „Tja, wie soll man mit bloß einem Bild den
Zustand eines verwüsteten Camps schildern?
“, fragt Buddrus mit leicht verzweifeltem
Gesichtsausdruck. Bei solch kniffeligen Anweisungen darf man sich auch mal
einem computeranimierten 3D-Modell
bedienen. Die Menge an „verwüsteter“ Camp-Mobile lässt sich hiermit perspektivisch
überzeugend und vor allem schnell darstellen. „Immerhin bekam man damals nur 175 Euro für das Zeichnen einer
Comicseite – und das bei einem Zeitaufwand von einem kompletten Arbeitstag!“

Making of Fix & Foxi, Workshop mit Bone Buddrus,
2018 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

Generell ist hervorzuheben, dass die meisten Zeichner heutzutage
über ein Grafik-Tablet am Computer zeichnen. Früher wurde die skizzierte Blauzeichnung an einen Tuscher weitergereicht, der mit
schwarzer Tusche die endgültige Linienführung nachgezogen hat. Beim anschließenden
Kopieren dieser überarbeiteten Blauzeichnung wurden die blauen Linien
unsichtbar – übrig bleibt die schwarze Reinzeichnung.
Heute erfolgen beide Schritte zumeist am Computer. „Das ist nach wie vor Handarbeit, Leute!“, versichert Buddrus dem
Publikum.

Making of Fix & Foxi, Workshop mit Bone Buddrus,
2018 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

Bei der Figurendarstellung der einzelnen Charaktere ist die
Verwendung eines sogenannten Style Guides
zwingend erforderlich: „Wie groß ist Foxi
im Vergleich zu Lupo? In welchem Haus wohnt Lupo? Welchen genauen Farbton hat
die gelbe Latzhose von Foxi? Inwiefern unterscheiden sich die Körperbewegungen der
beiden Fuchszwillinge? Man bedenke, Fix ist viel pfiffiger als Foxi!“.
Solche
äußerlichen Merkmale sind im Style Guide festgelegt und werden regelmäßig dem
jeweiligen Zeitgeschmack angepasst.

Making of Fix & Foxi, Workshop mit Bone Buddrus,
2018 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

Alle beteiligten Zeichner sind dazu verpflichtet, sich an
den aktuellsten Style Guide zu halten. Nur so kann ein einheitlicher
Zeichenstil entstehen, der für den notwendigen Wiedererkennungswert von Fix
& Foxi sorgt. Dies wird umso wichtiger, wenn gleich mehrere Zeichner an
einem einzelnen Panel arbeiten. Großformatig an die Wand projiziert zeigt uns
Buddrus einen solchen Fall:

Making of Fix & Foxi, Workshop mit Bone Buddrus,
2018 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen


„Der gefesselte Lupo wird mit einem Schlitten von einer
Banditen-Gruppe entführt. Oma Eusebia, Lupinchen und Pauli nehmen eine Verfolgungsjagd
auf. Die rasante Szene findet in einer abendlichen Schneelandschaft statt.“

Auf Grundlage des Skripts erfolgte eine erste Skizze, die
Buddrus als Chefzeichner vorgelegt
bekam. Ihm persönlich fehlte die gewisse Dynamik innerhalb der
Landschafts-Darstellung, woraufhin er mit Rot einige Änderungen vornahm:

Making of Fix & Foxi, Workshop mit Bone Buddrus,
2018 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen


Diese überarbeitete Skizze schickte er zurück an den
ausführenden Zeichner. Dieser wiederum setzte den Vorschlag in eine endgültige Reinzeichnung
um:

Making of Fix & Foxi, Workshop mit Bone Buddrus,
2018 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

Anschließend wird die Zeichnung an den Kolorist weitergeleitet. In diesem Fall war es Buddrus selbst, der
die Farbgebung in abendlichen Violett-Tönen vorgeschlagen hat. Immerhin war im
Skript von einer „abendlichen Schneelandschaft“ die Rede!

Making of Fix & Foxi, Workshop mit Bone Buddrus,
2018 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

Nichtsdestotrotz – die oberste Leitung lehnte seine
Farbversion ab. Man wünschte sich eine hellere Schneelandschaft und
einigte sich letztlich auf folgende Version:

Making of Fix & Foxi, Workshop mit Bone Buddrus,
2018 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

Buddrus ist ein wahrer Entertainer und vermittelt dem
Publikum in sehr lebhafter Weise die verschiedenen Berufszweige innerhalb der
Comic-Branche – bemerkenswert, wie viele Mitarbeiter und Arbeitsschritte
erforderlich sind, um eine Printausgabe zu produzieren! Ein gemeinsames Studio,
wie das Schloss bei München, das Kauka 1956 seinen Mitarbeitern zur Verfügung
stellte, kann die Arbeitsprozesse deutlich erleichtern. Der Haken an der Sache:
Viele der Kauka-Zeichner wohnten im Ausland. Und so schickte man sich die
Unterlagen oftmals per Post hin und her – quer durch Europa. Heutzutage geht
das per Email sehr viel schneller; generell erleichtert die Digitalisierung so manch einen
Arbeitsschritt. Aber: „Teilweise kennt
man die Leute gar nicht persönlich mit denen man da zusammenarbeitet
“,
merkt Buddrus an.

Apropos Internet und Digitalisierung, Herr Buddrus: „Wie stehen Sie eigentlich zu den computeranimierten
Fix & Foxi-Figuren, die neuerdings über die Fernsehbildschirme huschen
“,
fragt ein Gast im Publikum. „Die
dreidimensionale Darstellung von Comicfiguren, die ihren zeichnerischen Ursprung
im Zweidimensionalen haben, ist generell eine Herausforderung“,
entgegnet
der Zeichner. Zum Beispiel ist es
schwierig Lupo in Frontalansicht zu zeigen,
denn seine Nase ist sooooo riesig,
dass sie sein ganzes Gesicht verdecken würde!
“.

Making of Fix & Foxi, Workshop mit Bone Buddrus,
2018 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

Ähnlich verhalte es sich mit den links und rechts abstehenden
Fuchsohren von Fix & Foxi.

Making of Fix & Foxi, Workshop mit Bone Buddrus,
2018 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen


„Aus diesem Grund
werden die Figuren in handgezeichneten Comics fast immer in einer leichten
Seitenansicht dargestellt!“,
erklärt der Zeichner, währenddessen er uns die
Positionierung der Fuchsohren aus der Seitenansicht vorführt. 

Making of Fix & Foxi, Workshop mit Bone Buddrus,
2018 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

„Diese perspektivisch
versetzten Ohren kennt man übrigens auch von Mickey Mouse.“

Making of Fix & Foxi, Workshop mit Bone Buddrus,
2018 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

Gesagt, getan! Nach diesem sehr eindrücklichen Vortrag ging
es rüber in den Raum der Museumspädagogik. Hier zeigte Buddrus den
Workshop-Teilnehmern die wichtigsten Tricks für die Figurendarstellung.

Making of Fix
& Foxi, Work
shop mit Bone Buddrus, 2018 © LUDWIGGALERIE
Schloss Oberhausen

Kinder, Jugendliche und sogar Erwachsene schnappten sich Stift
und Klemmbrett, um sich selber mal an einer Fuchszeichnung auszuprobieren.

Making of Fix & Foxi, Workshop mit Bone Buddrus,
2018 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

Wer die Originale von Buddrus und der frühen Kauka-Zeichner
sehen will, sollte unbedingt die Ausstellung
„FIX & FOXI. Rolf Kauka, der deutsche Walt Disney, und seine Kultfüchse“ in
der LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen besuchen. (10.6.-9.9.2018)

+++ 2018 feiert die LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen
20-jähriges Jubiläum +++

Selbstporträt
Bone Buddrus © Bone Buddrus

Beruflicher Werdegang von Bone Buddrus:

1969 in Castrop-Rauxel geboren, nimmt Bone Buddrus, nach
seinem Abitur und Zivildienst, das Kunststudium in Essen auf. Hier
spezialisiert er sich zusammen mit einem Kommilitonen auf Zeichentrick.
Anschließend arbeitet er für Fernseh-Produktionen im Bereich Storyboarding,
Layout, Characterdesign und Animation. Es folgen Jobs für verschiedene Firmen
der Spielebranche. Als grafischer Leiter beschäftigt er sich hier mit digitaler
Bildmanipulation und Computeranimation. Doch auch als Ton-Regisseur und Texter
ist er in dieser Zeit tätig. Letztendlich besinnt er sich auf seine „alte
Liebe“ und macht sich als Illustrator selbstständig.

 

Autorin: Natascha Kurek



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