PANIK IM POTT – von Tante Olga bis Udohausen

29. Oktober 2025

Seit dem 29. Juni bringt Udo den Pott mit seinem Kometeneinschlag in der LUDWIGGALERIE zum Beben. Ganz klar: Oberhausen ist längst zu Udohausen geworden!

Doch Udos Verbindung zum Ruhrgebiet reicht weit zurück – schließlich stammt der Panikpräsident selbst aus Gronau, direkt an der niederländischen Grenze, also quasi am westlichen Rand des Reviers. Von hier aus zieht er los, um die Republik mit seinem Sound und später auch mit seiner Kunst zu erobern. Schau mit uns auf die Lindenberg’schen Wurzeln und lass dich überraschen, an welchen Ruhrpott-Orten Udo schon früh musikalische wie malerische Spuren hinterlassen hat.

 

 

A collage showing a music study booklet, handwritten log sheets, an ID card with a photo, and an official typed letter from the Duisburg Conservatory, with signatures at the bottom.

Karrierestation Duisburg © Udo Lindenberg Archiv / Frank Bartsch

 

Ein Duisburger Zwischenspiel

 Auf den ersten Blick ein ganz normaler, unscheinbarer Studienausweis: ausgestellt am 12. November 1962, ein schwarz-weißes Porträt eines ernst blickenden jungen Mannes im schwarzen Pulli. Vorname: Udo. Nachname: Lindenberg.

Der Panikrocker in spe studiert von Oktober 1962 bis Oktober 1963 am Konservatorium der Stadt Duisburg. Er ist damals bereits musikalisch in Düsseldorf aktiv, als er beschließt, das Schlagzeug- und Klavierspiel auch theoretisch anzugehen.

Die Niederschrift seiner Aufnahmeprüfung vom 22. März 1962 bescheinigt ihm ein „melodisch ausreichendes“ und „rhythmisch gutes“ Gehör, allerdings „nur geringe Grundkenntnisse“ in der allgemeinen Musiklehre. Keine Begeisterungsstürme für den jungen Rebell – aber er wird aufgenommen. Ein Studienbuch aus dieser Zeit zeugt von den Fächern, die Udo damals besucht: Chorsingen, Musikgeschichte, Gehörbildung, den Jazzkursus und sogar „Rhythmische Gymnastik“.

 

Tante Olgas Ganoven-Treff

Neben der Büffelei darf das studentische Nachtleben natürlich nicht zu kurz kommen. In den Abendstunden findet man Udo in der legendären Tante Olga im Duisburger Stadtteil Ruhrort. Die Kultbar, geführt von der lebenslustigen und exzentrischen Olga, ist damals einer der heißesten Schuppen im Revier. Man kann sich die Atmosphäre des Ladens anhand alter Bilder und Berichte gut vorstellen: Verraucht, verrucht und voller Träume, die auf der Bühne im Keller ihren Anfang nehmen.

Udo erinnert sich, wie er in diesem „Ganoven-Treff“ seine Inspiration findet – bei einem Auftritt des Sängers Benny Quick, der ihm vom Glanz und Glamour des Popstar-Lebens erzählt und den Wunsch nach dem ganz großen Durchbruch entfacht.

Die Studienzeit endet folglich nach nur einem Jahr. Udo verlässt das Konservatorium und zieht weiter – als Schlagzeuger nach Libyen.

 

I ❤ Ruhrgebeat”

 Nur wenig später, nach dieser kurzen, aber prägenden Station, schafft Udo den Durchbruch und wird zum gefeierten Rockstar. Obwohl ihn das Leben bald ins norddeutsche Hamburg verschlägt, schlägt sein Herz weiter für das Ruhrgebiet – und seinen ehrlichen, rauen Charme. Immer wieder zieht es ihn für Auftritte ins zurück ins Revier, wo das Publikum – wie Udo sagt – „abgeht wie ein Zäpfchen“.

A colorful cartoon of people celebrating on a globe, with landmarks, wind turbines, and place names like “Ruhr Valley,” “Emscher Valley,” and “South Africa” shown on the earth’s surface. The mood is festive and lively.

Udo Lindenberg, No Panic in Bottrop, 2011 © Udo Lindenberg Archiv / Initiativkreis Ruhr

Auch in seiner bildenden Kunst spiegelt sich diese Liebe wider. Bodo Hombach, Vorsitzender der Brost-Stiftung – die auch Förderer der Ausstellung in der LUDWIGGALERIE ist – gibt 2011 ein Bild für den Initiativkreis Ruhr in Auftrag.

Als „InnovationCity Ruhr“ soll Oberhausens Nachbarstadt Bottrop Vorbild für die Erneuerung des gesamten Ruhrgebiets und anderer industriell geprägter Metropolen werden.

Mit No Panic in Bottrop malt Udo das „Ruhr Valley“ als Zentrum der Welt in hoffnungsvollem Grün. Zukunftsvisionen einer innovativen und klimafreundlichen Region treffen auf Wahrzeichen wie den Tetraeder und die Fördertürme. Mittendrin steht natürlich Udo selbst – im feinsten Zwirn, der grünen Stadt zuprostend. Und, na klar: Dieses monumentale Werk ist auch in der LUDWIGGALERIE zu sehen.

Direkt daneben: I love Ruhrgebeat (2025), von der Brost-Stiftung im Rahmen der Ausstellung in Auftrag gegeben. Es zeigt ganz deutlich, was man nicht schöner sagen kann als Udo selbst: „Mein Herz schlägt im RuhrgeBEAT, weißt du doch…“

 

Colorful cartoon-style artwork of a woman and a man toasting with cocktails. The background shows industrial buildings and a stadium. Text above reads “I ♥ Ruhrgebeat.” The scene is playful, with warm red, yellow, and orange tones.

Udo Lindenberg, I love Ruhrgebeat, 2025 © Udo Lindenberg Archiv / Brost-Stiftung

 

Die Ausstellung „Udo Lindenberg. Kometenhaft panisch – Likörelle, Udogramme, nackte Akte & viel mehr“ wurde wegen der großen Nachfrage ein zweites Mal verlängert – bis zum 18. Januar 2026. Dann endet sie endgültig. Wer den Kometen also noch erleben will, sollte sich sputen – bevor er weiterzieht.

Lena Elster


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