Tabula rasa – Teil II

28. August 2020

Im vorherigen Teil haben wir euch etwas zum Schaffensprozess des Katalogs erzählt. Weiter geht es mit dem Druckprozess.

Im ersten Teil hielt Thilo Kaiser sein Kärtchen in Händen, mit dem man prüft, ob Normlicht vorhanden ist. Bei
uns schimmert sie abwechselnd hell und dunkel. „Kein Problem, das prüfen wir
sowieso bei uns in der Druckerei.“
Und
genau an diesem Ort stehen wir nun jetzt: in der sogenannten Druckvorstufe.

Thilo Kaiser steht unter der Normlichtlampe, 2020 © LUDWIGGALERIE

Hier
steht ein großes Pult, darüber hängt die sehr essentielle Normlichtlampe
(solche Lampen entsprechen übrigens einem bedeckten Mittagshimmel um 12 Uhr).
Dazu kommen die linearisierten und kalibrierten Monitore, damit auch darauf die
Farben ohne Abweichungen angezeigt werden. Ringsherum stehen überall
Arbeitstische und Hilfsmittel, damit die Proofs erstellt und weiterbearbeitet
werden können. So können aus den Einzelseiten Druckbögen vorbereitet werden. Geschickt
faltet eine Mitarbeiterin einen großen Probebogen zusammen und falzt ihn danach
zurecht. An den Rändern befinden sich rote, gestrichelte Linien, die den
Druckbereich begrenzen. Sollte eine Abbildung dort überlappen, wird sie
abgeschnitten.

Wir gehen in den
angrenzenden Raum und stehen vor einer Maschine, in die bereits große
Aluminiumplatten eingelegt wurden. „Jede Seite, die später im Katalog
erscheint, wird hier auf die Druckplatten übertragen. Da wir vierfarbig
drucken, gibt es eine Vorlage für jede Farbe.“ Cyan, Magenta, Yellow und Black,
daraus ergibt sich das Fachwort CMYK-Druck (Black wird mit K abgekürzt, das
steht für „Key“. Tiefes Schwarz kann nur theoretisch aus den drei Grundfarben
hergestellt werden. Beim CYMK-Druck wird daher schwarz als eigene Farbe
genutzt. So wird verhindert, dass zu viel Farbe auf einer Stelle aufgetragen
werden muss).

Druckplatten aus Aluminium, 2020 © LUDWIGGALERIE
Und
tatsächlich: Auf jeder Platte sieht unser Räuber Hotzenplotz etwas anders aus,
diejenige mit Schwarz ähnelt ein wenig einer schwarz-weiß-Einstellung. Die
Farbe wird später in einem Flachdruckverfahren aufgetragen. Dafür werden die
Platten mit einer farbannehmenden Schicht und einer feuchtannehmenden Schicht
bearbeitet. Das klingt für uns zu diesem Zeitpunkt noch ziemlich abstrakt, mit
diesen riesigen Aluminiumplatten, auf denen die Bilder im Moment noch so
aussehen wie Negative.
Eine der vielen Druckplatten, hier mit Räuber Hotzenplotz, 2020 © LUDWIGGALERIE
 
Als
wir, wie am Anfang dieses zweiteiligen Textes, vor der großen, laut piepsenden Druckmaschine
stehen, begreifen wir genauer, wie alles abläuft. Wir entdecken die großen
Farbwalzen, eine in gelb, eine in rot, eine in blau und eine in schwarz. Zwei
Walzen stehen still, diese werden gebraucht, wenn Sonderfarben, zum Beispiel in
Neon oder Metallic, gedruckt werden. In jede Walze wurde auch bereits die
zugehörige Druckplatte eingeschoben.
 
Ein gigantische Maschine druckt die Katalogseiten, 2020 © LUDWIGGALERIE

Die Druckwalzen mit den verschiedenen Farben, 2020 © LUDWIGGALERIE


„So,
jetzt kann sich die Farbe erstmal ein bisschen einlaufen. Dafür nutze ich
Papier, was schon mal bedruckt wurde“, erklärt der Mitarbeiter. „Wir versuchen
schließlich Ressourcen zu schonen, wo wir nur können. Und gleich sieht man
schon, ob die Farben gut verteilt sind.“ 

v.o.: Druckplattentausch, Entnahme der Drucke, Prüfung der Drucke, 2020 © LUDWIGGALERIE

Wieder
nimmt der Mitarbeiter einen Druckbogen aus der Maschine, legt sie auf sein
Arbeitspult, gleicht die Farben mit den Proofs ab und verschiebt kleine Regler
am PC. Zwischendurch fährt ein kleiner Kasten über das Papier. Dieser misst
anhand der gedruckten Farbvierecke am Rand, ob die Farbgebung prinzipiell
stimmt. „So, jetzt haben wir es! Was meint ihr?“ Karo und ich nicken, wie so
oft an diesem Tag, beeindruckt. Wir haben so viele kleine Schritte gesehen, an
denen immer wieder alles geprüft wurde und Qualitätskontrollen durchgeführt
wurden. Ganz schön viel Arbeit, bis das digitale Dokument gedruckt vor einem
liegt. Und ganz schön viele Stellen, an denen was schiefgehen kann! Da wir aber
nicht zum ersten Mal mit Basis-Druck zusammenarbeiten, wissen wir auch, dass
sie eine regionale, klimazertifizierte und kompetente Druckerei sind und das
finden wir besonders gut. Kurze Wege, intensive Betreuung und nützliche
Ratschläge – voll von sehr vielen Eindrücken verlassen wir das Gebäude und
halten als Erinnerung einen grün-blauen Bogen, auf dem der Räuber Hotzenplotz
zu sehen ist, in der Hand. 20 Stunden lang wird jetzt noch weiter gedruckt und
wenn die Seiten danach getrocknet und durch die Schneidemaschine gezogen
wurden, dann gehen sie zum Buchbinder. Bis der Katalog am Museum angeliefert
wird, vergeht also noch etwas Zeit. Aber wir sind jetzt schon begeistert und
freuen uns darauf, wenn wir bald das fertige Produkt, mit dem erlebten
Hintergrundwissen, in der Hand halten.


 


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