Was hat der Broadway von New York mit der Styrumer Allee in Oberhausen zu tun?

6. November 2020

 Ein Gastbeitrag von Klaus-Martin Schmidt-Waldbauer vom Stadtarchiv Oberhausen

Im Kalender der kuriosen Feiertage aus aller Welt
findet sich der 8. November als Welttag der Stadtplanung. Der 1949 initiierte wenig
bekannte Aktionstag feiert das weite Feld der Planung und Entwicklung des
urbanen Siedlungswesens.

Der Broadway von New York © Google Earth

Ziele und Intention:
Um was geht es beim Welttag der Stadtentwicklung

Der
Begriff der Stadtplanung bezeichnet die strukturelle und räumliche Entwicklung
und Planung des urbanen Raums. Wesentliche Faktoren sind hierbei
gesellschaftliche, kulturelle, ökologische und wirtschaftliche Aspekte.

Hauptsächlich
geht es beim Welttag der Stadtentwicklung darum, die Möglichkeiten und
Entwicklungspotenziale des urbanen Raums angesichts der zahlreichen sozialen,
ökologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen aufzuzeigen. Denn der
Stadtplanung fällt eine zunehmend wichtigere Rolle zu, angesichts der Prognose,
dass bis 2050 etwa zwei Drittel aller Menschen in Städten leben werden.

Das
Schaffen eines öffentlichen Bewusstseins für die fachliche Planung der notwendigen
urbanen Perspektiven ist nicht zu unterschätzen. Daher finden in allen
teilnehmenden Ländern Vorlesungen, Veranstaltungen und Ausstellungen rund um
das Themenfeld der Stadt- und Regionalplanung statt.

Diesen
Welttag begleiten vier Kernforderungen:

·        
Schaffung eines
öffentlichen Bewusstseins für die Ziele und Herausforderungen der weltweiten
Stadt- und Regionalplanung.

·        
Stadtplanung ist
Stadtentwicklung im Sinne ihrer Bewohner. Deshalb bedarf sie auch der
Unterstützung der Bürger und Stadtoffiziellen.

·        
Jede Stadt produziert
Lärm und Abfall. Je größer, desto lauter und leider schmutziger wird eine Stadt.
Bereits erzielte oder umgesetzte Fortschritte und Möglichkeiten zur
Verbesserung der Lebensqualität sollten an diesem Tag aufgezeigt werden.

·        
Jede akademische
Disziplin, so auch die Stadtplanun, sollte ihre Ergebnisse für die
Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der 8. November bietet eine Möglichkeit
hierzu.

Egal ob in den Vereinigten Staaten von
Amerika, in Asien, in Oberhausen oder sonst wo auf der Welt. Mehr unter:
https://www.kuriose-feiertage.de/world-town-planning-day/

Nun ist seit dem 27. September 2020 im Kleinen Schloss der LUDWIGGALERIE
Schloss Oberhausen die Ausstellung „Oberhausen – Aufbruch macht
Geschichte. Strukturwandel 1847-2006“ zu sehen. Leider ist sie durch den
zweiten Corona-Lockdown bis zum 30. November 2020 geschlossen, sodass ein
Besuch am 8. November nicht ermöglicht werden kann.

 

Der neue Grünzug an der Schwartzstraße in Oberhausen © Stadtarchiv Oberhausen

New York
ist weltbekannt, Oberhausen eher in der Region. Doch haben beide gemeinsame
Planungsstrukturen: geplant in unbesiedelter Landschaft, geprägt durch
rechtwinklige Stadtstrukturen, durchzogen von historischen Spuren. Dass es
einer mühevollen Stadtplanung bedurfte, aus karger Landschaft eine lebenswerte
Stadtlandschaft zu formen, soll durch die Ausstellung im Kleinen Schloss
Oberhausen vermittelt werden. 
 
Für New York bietet sich natürlich eher ein Besuch
als Städtetourist an, wenn die Pandemie es wieder zulassen wird. In Oberhausen
endet die Ausstellung leider am 17. Januar 2021.
 
 
In dem Stadtteil Manhattan von New York ist es der Broadway, ein alter
Indianerpfad, der lange vor der Siedlungsgründung durch die unbesiedelte
Landschaft führte und sich noch heute schräg durch das Schachbrettmuster der
Stadt zieht. Die Stadtplaner opferten ihn mit Beginn der Automobilität in den
1930er Jahren dem Verkehr. Doch heute wird er von Stadtplanern zunehmend wieder
als Ort der Ruhe, der Entspannung und des Aufenthalts für Fußgänger und
Radfahrer in der größten Stadt Amerikas entdeckt und oft zusammen mit den dort
Wohnenden und Arbeitenden umgestaltet.
 
Neue Nutzungen in öffentlichen Räumen. New York im
September 2019 © Klaus-Martin Schmidt-Waldbauer

In Oberhausen sind es nicht die Spuren der
Indianer, sondern die der Eisenbahn, welche lange vor der geplanten Stadt die
Heidelandschaft ab 1847 durchzogen. Viele dieser Bahnstrecken sind nach
Stilllegung heute Boulevards, Radwege, oder Straßenbahnstrecken. Aber auch im
Rahmen der Stadtreparatur, wie am Jobcenter zu sehen, sind durch eine Bahnlinie
zerschnittene Blöcke zu einem neuen Baublock mit einem Treibhaus auf dem Dach
umgeformt worden.

Das neue Jobcenter mit Dachgarten im Mai 2020.
Früher lief eine Bahnlinie durch dieses Grundstück © Stadtarchiv Oberhausen, Axel Scherer

Stadtplanung
ist ein fortwährender Prozess, der nie stehen bleiben wird.

In der
Oberhausener Ausstellung wird mit wenigen aussagekräftigen Plänen, Bildern,
Modellen und Figuren gezeigt, wie die Stadtplanung immer wieder die gestaltete
menschliche Umwelt den neuen Anforderungen anpassen musste.

Einen
schönen entspannenden Sonntag wünsche ich Ihnen allen. Klaus Martin Schmidt-Waldbauer, Stadtplaner und Mit-Kurator der
Ausstellung.


Ausstellung Corona Home Oberhausen