Wenn die Kunst auf Baustelle trifft: Museum Under Construction

25. Juni 2021
Teil 2 

Die ersten Themenhütten stehen, die Fahnen sind gehisst und
der Innenhof erfindet sich ganz neu unter den Kunstwerken der PriseSalz Crew. Im
zweiten Teil unserer Interviewreihe geben euch die Kuratorinnen Jennifer Liß, Nina
Dunkmann und Linda Schmitz-Kleinreesink einen Einblick über die Organisation
und Herausforderungen unseres Open-Air-Kunstprojekts. Viel Spaß!

Abb. Fahnen von Museum Under
Construction, 2021 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

Nathalie Schraven: Das Programm wurde von euch gemeinsam kuratiert. Wie lief die
Zusammenarbeit zwischen euch ab? Hattet ihr unterschiedliche Aufgabenbereiche?

Nina Dunkmann: Allgemein ergänzen wir uns stark mit unseren
Talenten in den verschiedensten Bereichen. So erstellt z. B. Jenny die Listen,
hält alles nach und plant. Linda beschäftigt sich vorrangig mit der
Kommunikation zwischen uns und den KünstlerInnen, schreibt die E-Mails und hält
die Kontakte.

Jennifer Liß: Nina ist der kritische Kopf und überlegt
unsere Ideen oft in die Realität. Die ganzen offiziellen Dinge im Hintergrund,
die man manchmal im Ehrgeiz übersieht findet sie zielsicher und behält bis zum
Schluss einen kühlen Kopf.

ND: Jeder von uns könnte das auch alleine, aber im
Team ist es anregender, weil man kann sich die Bälle zuspielen kann. 


Abb. Museum Under
Construction, 2021 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

NaS: Wie verhält sich das Programm zu den Sanierungsmaßnahmen? Wird es
da Überschneidungen geben?

JL: Wir sind mit dem Innenhof in einem begrenzten
Bereich und zeitlich unabhängig, weil unsere Veranstaltungen zu einer anderen
Tageszeit als die Bauarbeiten stattfinden. Das wird sich nicht groß
überschneiden. Es kann allerdings passieren, dass BesucherInnen, die sich
tagsüber die Installation anschauen wollen, auch Baufahrzeuge oder Ähnliches
vor Ort finden.

ND: Deshalb heißt es auch „Willkommen auf der
Kunstbaustelle!“. Der Ausdruck schwingt einfach mit. 

 

Abb. Der Innenhof im Umbau,
2021 © LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

NaS: Wie unterschied sich die Programmplanung im Gegensatz zu einer
Ausstellung in den Innenräumen? Gab es an der einen oder anderen Stelle
unerwartete Hindernisse zu überwinden?

ND: Corona ist natürlich eine Herausforderung. Bei
diesem Projekt ganz besonders, weil die Veranstaltungen für jeden offen sein
sollen. Es ist keine klassische Ausstellung, wie die Leute sie von uns kennen
und deswegen ist es auch nicht einfach, verständlich zu machen, was da gerade passiert.

Linda Schmitz-Kleinreesink: Wir haben ganz viele
Räder, die ineinandergreifen und keines ist wie
sonst. Wir mussten an jedem Punkt justieren, ändern und verwerfen. Alle
möglichen Vorgänge sind angepasst worden.

JL: Es sind bereits die einfachen und alltäglichen
Herausforderungen, wir brauchen Strom auf dem Innenhof. Im Haus sind natürlich
überall Steckdosen; draußen müssen wir anders planen. Dazu kommen auch noch
neue Ungewissheiten wie z. B. das Wetter. Uns erwarten auf jeden Fall noch
Überraschungen.

Abb. Aaron.St setzt die
Wunschkugel in seine Wunschmaschine ein, 2021 © LUDWIGGALERI Schloss Oberhausen

NaS: Mit Aktivitäten im Freien versuchen immer mehr Kulturinstitutionen
den Beschränkungen der Covid-19-Pandemie eine Alternative entgegenzusetzen.
Gibt es Ausweichpläne, falls es zu Unwetter oder anderen Einschränkungen kommt?

ND: Es scheint sich gerade alles in die richtige
Richtung zu entwickeln. Grundsätzlich ist es für BesucherInnen direkt vor Ort
ein Live-Projekt – auch mal mit einer Regenjacke oder einem Schirm. Wenn es
Unwetter gibt, überlegen wir, ob Nachholtermine stattfinden oder es online
verwirklicht wird und wir eine andere Form der Partizipation finden. Aber zu
unserem Beruf gehört natürlich die Flexibilität, auf Überraschungen auch
kurzfristig zu reagieren.

NaS: Mit der Kunstbaustelle wird erstmals der Innenhof für einen
längeren Zeitraum als Veranstaltungsort genutzt. Wie steht ihr dazu, ihn als
Veranstaltungsort dauerhaft in die Ausstellungsplanung der LUDWIGGALERIE zu
integrieren?

ND: Grundsätzlich muss man sagen, dass ein solches
Projekt eine ungeheure Anstrengung ist, von der man erstmal nicht weiß, ob sie
sich wirklich verstetigen lässt. Wir werden jetzt Erfahrungen machen und
abwarten, wie es läuft. Aber wir haben den Wunsch den Innenhof stärker zu
nutzen. Es wird jedoch nicht jedes Jahr ein Sommerprojekt in dieser Größe geben
können – eigentlich wäre an dieser Stelle ja auch eine reguläre Ausstellung –
aber es kann ein Hinweis sein, ob es gewünscht und genutzt wird und ob das
Konzept so aufgeht, wie wir es geplant haben. Natürlich ist damit auch der
Wunsch verbunden, dass die Leute, die hier im Innenhof Zeit verbracht haben, im
Herbst dann zur nächsten Comic-Ausstellung sagen: „Da gehe ich hin! Ich
kenne die LUDWIGGALERIE und es ist schön bei denen. Ich möchte da jetzt
häufiger mal hin und alle Angebote nutzen, auch die hinter den Türen.“


Abb. Wham mit „Baustelle“, 2021 © Werk:
Ursula Meyer, Foto: LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen
 
 
Autorin: Nathalie Schraven


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